EIN NEUER JAHRGANG

Eine Fan-Fiction-Story aus der Welt der Harry-Potter-Serie

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P R O L O G

In den Ferien erleben Julius Latierre und seine Frau Mildrid die Quidditch-Weltmeisterschaft in Millemerveilles mit. Sie werden von Brittany und ihrem Mann Linus besucht, die wie Gloria Porter und Pina Watermelon in den Gästezimmern des Apfelhauses schlafen. Sie nehmen vom Zaubereiministerium vergebene Ferienberufe als Besucherbetreuer an, weil sie mehr als eine Sprache können und sich in Millemerveilles gut auskennen. So bekommt Julius die Ankunft der Gruppen aus seiner alten Schule Hogwarts und die der US-Schule Thorntails direkt mit. Er kann mit interessanten Hexen und Zauberern wie ehemaligen Mitschülern sprechen. Kevin Malone reist mit seinen Eltern und seiner Cousine Gwyneth an. Das Verhältnis zwischen ihm und Julius unterkühlt für einige Zeit, weil Kevin immer noch davon überzeugt ist, Julius ließe sich herumkommandieren und alles mögliche aufladen. Erst Gwyneth bricht das Eis zwischen ihrem Cousin und dessen früherem Schulfreund. Die Eröffnungsfeier ist ein Spektakel von magischen Tanz- und Gesangsdarbietungen. Das Eröffnungsspiel gewinnt Frankreich gegen Tunesien. Brittany beschwert sich über die Vorführung von Zaubertieren wie den tunesischen Wüstenteufeln oder dem amerikanischen Großfuß Bob. England kann Mexiko besiegen. Irland wirft Österreich im hohen Bogen aus dem Turnier. Einen Tag darauf muß auch die Mannschaft aus Tirol gehen, was zu ersten Zwischenfällen frustrierter Fans führt, die sich vom Lärm der südafrikanischen Anfeuerungströten um den verdienten Sieg geprellt fühlen. Daß nicht jeder in Hogwarts auf Julius gut zu sprechen ist bekommt er mit, als der Muggelstämmige Jack Bradley ihm unverhohlen vorwirft, am Tod seiner Eltern und eines ungeborenen Geschwisterkindes schuld zu sein. Dieser Jack Bradley scheint über das dunkle Jahr, das er obendrein in Askaban hatte verbringen müssen, nicht hinwegzukommen. Nur die Warnung seiner mitgereisten Schulkameradin Glenda Honeydrop läßt Julius rechtzeitig eingreifen, als Jack vor den Augen der mit Zwillingen schwangeren Jeanne Dusoleil versucht, in ein Beet mit gefährlichen Springschnappern hineinzurennen. Jack wird danach von Madam Pomfrey nach Hause gebracht. Ob er je wieder nach Hogwarts zurückdarf ist sehr fraglich. Rita Kimmkorn und Linda Knowles versuchen dauernd, Julius zu Stellungnahmen über sein Leben und seine Beziehungen auszuhorchen. Weil Julius davon ausgeht, daß Rita Kimmkorn eine unangemeldete Animaga ist spannt er Abfangzauber in seinem Garten aus, die sie in welcher Gestalt auch immer festhalten, sollte sie sich dem Haus nähern. Doch Rita Kimmkorn findet ein neues Ziel, Linda Knowles und Gilbert Latierre, beides Kollegen anderer Zeitungen. Sie setzt in Umlauf, daß Linda sich an Gilbert heranmachen möchte, um dessen gute Kontakte auszuschöpfen. Außerdem streut sie aus, daß die Frau des nordamerikanischen Zaubereiministers, die im August zum zweiten Mal Mutter werden soll, ihre Schwangerschaft nur vortäusche. Australien kann sich gegen Spanien durchsetzen, wobei Julius die in Spanien lebenden Meigas und ihre mächtige Magie kennenlernt. Julius feiert den siebzehnten Geburtstag mit über dreißig Gästen. Seine Mutter, die weit nach der Geburt magisch aktiviert werden konnte, hat ihre ZAG-Nachholprüfungen bestanden. In der Nacht nach der Geburtstagsfeier träumt Julius, daß er unsichtbar und unbeweglich der Geburt eines Mädchens beiwohnt, dessen Mutter wie eine Tochter der Hexe Daianira Hemlock aussieht. Weil er die Gedanken des Kindes wie die Stimme der verschollenen Professeur Tourrecandide zu hören vermeint, und weil die transvitale Entität Ammayamiria ihn kurz nach Vollendung der Geburt in seine Wirklichkeit zurückträgt weiß er nicht, ob das ein Wahrtraum war oder nur eine aus dem Unterbewußtsein aufgestiegene vorstellung. Denn ihm fällt nur ein, daß es zwischen Tourrecandide und der angeblich toten Daianira eine magische Beziehung gab, die durch Anthelia und den Fluchumkehrzauber aus Altaxarroi geknüpft wurde, so daß Tourrecandide deshalb verschwand, um als Daianiras Tochter wiedergeboren zu werden. Millie und er beschließen, davon zunächst keinem was zu erzählen.

Wenige Tage später erfahren Julius und Millie, daß tatsächlich eine Tochter Daianiras existieren soll, die einer Tochter namens Selene am 20. Juli das Leben schenkte. Außerdem will die überreiche und hochnäsige Hexe Phoebe Gildfork Brittany wegen angeblicher Ruf- und Geschäftsschädigung der US-amerikanischen Quidditchnationalmannschaft verklagen. Julius erlebt mit Millie die Schauläufe von England, Schottland, Australien und Irland mit, erkennt aber beim Spiel Rußland gegen Bulgarien, wie brutal Quidditch sein kann. Madame Hippolyte Latierre sieht sich sogar gezwungen, den totalen Spielabbruch anzudrohen. Krum fängt für Bulgarien den Schnatz und verteidigt damit die Favoritenstellung seiner Mannschaft.

Millie und Julius arbeiten von allen unbemerkbar daran, das den Mondtöchtern gegebene Versprechen einzulösen, auch weil sie es nun beide darauf anlegen, noch im letzten Schuljahr Eltern zu werden. Am ersten August feiern sie mit Julius' Mutter und anderen Gästen die Hochzeit von Gérard und Sandrine. Dabei erfährt Julius, daß ein Onkel Gérards die Latierres verachtet, wohl weil er damals versucht haben soll, bei Hippolytes Cousine Artemis zu landen und von ihr abgewiesen wurde. Sandrine und Gérard Dumas brechen nach der Hochzeitsfeier zu ihren Flitterwochen nach Martinique auf, die sie erst kurz vor Schuljahresbeginn beenden werden.

Während die letzten Mannschaften um den Einzug in das Finale kämpfen horcht Mildrid auf mögliche Anzeichen ihres Körpers, ob sie schon schwanger geworden ist oder nicht. Sie und ihr Mann haben genug mit den Unterstützern der verschiedenen Mannschaften zu tun. Julius wird gefragt, ob er für interessierte Schülergruppen aus Hogwarts und Thorntails einen Tagesausflug nach Paris und besonders in den Louvre organisieren möchte und erhält von seiner Schwiegermutter und derzeitigen Vorgesetzten einen schriftlichen Auftrag, der ihm die nötige Entscheidungskompetenz zuerkennt. Er bemüht sich bei der Gruppeneinteilung darum, nicht in einer Gruppe jener ihn ablehnenden Muggelstämmigen mitgehen zu müssen. Dies wiederum gefällt Professor McGonagall nicht, die es gerne sähe, daß Julius sich mit den ihn ablehnenden auseinandersetzt. Sie versucht, ihn dazu anzuhalten, in eben jener Gruppe aus muggelstämmigen Schülern mitzugehen, was er jedoch hartnäckig ablehnt. Denn er will sich nicht zum Versuchsobjekt irgendwelcher erziehungstechnischen Experimente machen. Nach kurzem Wortgeplänkel kann er seine Entscheidung durchsetzen, bei einer Gruppe aus Thorntails mitzugehen. Der Ausflug verläuft ohne Probleme. Allerdings kommt wenig später heraus, daß Rita Kimmkorn in einer unerlaubten Animagusverwandlung mitgereist ist, um den Muggelstämmigen James Kortney zu beobachten. Rita geht jedoch zu weit, als sie versucht, in ihrer Tiergestalt die Barley-Familie auszukundschaften. Ceridwen Barley fängt sie mit einem Zauber gegen unerwünschte, namentlich bekannte Eindringlinge ein. Die französische Tierwesenbehörde in Person von Julius' Schwiegertante Barbara schaltet sich ein. Da Julius und Millie Rita Kimmkorn die ersten selbsterstellten Heuler ihres Lebens zuschicken werden auch sie als Zeugen zur Anhörung vorgeladen. Julius geht davon aus, daß Rita Kimmkorn hart bestraft wird. Um so enttäuschter ist er, als er über die den Latierres eigene Nachrichtenübermittlung erfährt, daß Rita Kimmkorn unter besonderen Bedingungen weiterhin in Freiheit bleiben kann. Irland verliert im Halbfinale gegen Australien. Peru, dessen Starspieler Bocafuego für großen Wirbel unter den vor allem weiblichen Fans sorgt, verliert im Halbfinale gegen Frankreich. Somit darf die Gastgebermannschaft am 10. August das Finale bestreiten. Brittany erhält eine schriftliche Aufforderung, am elften August vor Gericht zu erscheinen, um sich wegen der angeblich abwertenden Äußerungen gegen die US-Quidditchmannschaft zu äußern. Irland schafft es, im kleinen finale gegen Peru zu gewinnen. Einen Tag darauf triumphiert Frankreichs Nationalmannschaft über die Australiens. Für die in Millemerveilles geborenen Janine Dupont, Bruno Dusoleil und César Rocher erfüllt sich damit ein Traum, die Weltmeisterschaft im eigenen Land und an ihrem Geburtsort gewonnen zu haben. Einen Tag später reisen Millie und Julius nach Greifennest, um dort die totale Sonnenfinsternis mitzuerleben. Magistra Rauhfels zeigt ihnen und anderen Interessierten, zu denen auch die Schullehrer Sprout, Verdant, Forester und Trifolio gehören, wie Zauberpflanzen und -tiere auf das plötzliche Verschwinden der Sonne reagieren. Julius führt von Florymont Dusoleil erfundene Schutzbrillen vor, die ausschließlich überhelles Sonnenlicht abdunkeln können. Das aus Viento del Sol herübergekommene Mutter-Tochter-Gespann Peggy und Larissa Swann zeigt sich von dieser Erfindung beeindruckt. Peggy kündigt an, mit ihrer Tochter im September nach Millemerveilles reisen zu wollen, was Julius wegen ihrer Zugehörigkeit zu den nicht so friedlichen Hexenschwestern für unmöglich hält. Nach der Julius' beeindruckenden Sonnenfinsternis kehren er und seine Hausgäste nach Millemerveilles zurück.

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Es schien schon Tage oder Wochen her zu sein, obwohl es gerade zwei Stunden her war, daß Julius die totale Sonnenfinsternis beobachtet hatte. Doch der Stress während der Vorbereitung der Siegesfeier gaukelte ihm vor, bereits sehr viel mehr Zeit verbracht zu haben.

Julius dankte einmal mehr seiner Schwiegergroßmutter Ursuline für die ihm eingeflößte Ausdauer und Madame Maxime für die Gewandtheit und antrainierte Selbstbeherrschung. Viele Gäste anderer Länder verhehlten ihre Enttäuschung nicht, daß Frankreich diese Weltmeisterschaft gewonnen hatte. Julius mußte Virginie Rochfort beispringen, die in ein Handgemenge zwischen den verbliebenen australischen und peruanischen Fans hineingeraten war. Beinahe wäre irgendwem der zauberstab ausgerutscht. Das wäre leicht in einem unübersichtlichen Kampf ausgeufert. Millie, die sich ebenfalls um die verbliebenen Südamerikaner kümmerte, hatte gerade auf einem anderen Zeltplatz zu tun.

"Das war geschoben, die Franzosen und Australier haben sich abgesprochen", lallte ein irischer Fan, der vergeblich versucht hatte, seinen Unmut in Whisky zu ertränken. "Das soll'n die vom IOMSS rauskriegen, ob die Froschfresser den Pott echt verdient hab'n", stieß der Angetrunkene noch eine abschätzige Bemerkung aus. ein stämmiger, australischer Zauberer langte bereits nach seinem Zauberstab, als Julius antwortete:

"Dann hätte die IOMSS das schon längst angefochten, Sir. Wenn Sie das Spiel gesehen haben wissen Sie wie alle anderen, daß alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Freuen Sie sich doch, daß Irland zumindest den dritten Platz geschafft hat!"

"Engländer!" Knurrte der betrunkene Zauberer. "Klar freut ihr euch, daß wir den Weltmeisterpott nich' gekricht hab'n, und das lange Elend, mit dem sie dich zusammengebunden haben läßt dich ja nur ran, weil du dich drüber freust - hüacks! - weil du ihr nach dem Maul quatschst, ey!"

"Okay, Sie unterziehen sich unverzüglich einer Ausnüchterungstherapie, Sir, bevor Sie noch wen beleidigen, der nicht so selbstbeherrscht ist wie ich", schnarrte Julius und strengte sich an, keine provokante Handbewegung zu machen. Der Australier indes zog den Zauberstab frei.

"Das mit der Schiebung nimmst du mal zurück, Whiskyfaß, sonst wringe ich dir das Zeug wieder aus, was du geschluckt hast", stieß der Zauberer aus. Julius erkannte, daß hier doch mehr nötig war als gute Worte. Er stellte sich wie lebensmüde in die Zielausrichtung des Australiers und blickte ihn drohend an. "Weg damit! Benehmen Sie sich bitte wie ein erwachsener Mann!" Der Ire lachte laut und langte nach Julius' Arm. Der Fan war stark. Doch als er versuchte, Julius herumzureißen reagierte dieser aus purem Reflex so, daß der bereits unter starken Gleichgewichtsstörungen leidende Besucher herumgewirbelt wurde und Julius' Arm loslassen mußte. Ächzend schlug der Ire hin. Der Australier versuchte, an Julius vorbeizuzielen, um dem betrunkenen Dummschwätzer einen Zauber aufzuhalsen. Da trat Julius ihm ansatzlos den Zauberstab aus der Hand. Das für Zauberer so wichtige Hilfsmittel wirbelte hoch und in die Menge hinein. Der so abrupt entwaffnete Zauberer erbleichte und stand anderthalb Sekunden lang total verstört da. Dann erst fiel ihm ein, daß er seinen Stab besser zurückholen sollte, bevor noch jemand darauf trat oder ihn als kostenlosen Reservestab auflas und mitnahm. Das verschaffte Julius einige Sekunden Zeit. Schnell zog er seinen Zauberstab und umgab sich mit "Protego" mit dem unsichtbaren Schild. Da er das Zauberwort laut aussprach und die Goldblütenhonigphiole in seinem Dienstumhang stecken hatte wurde der unsichtbare Schild erheblich verstärkt. Sicher war sicher. Dann kümmerte er sich um den Iren, der gerade wie auf einem im Sturm schwankenden Schiff darum kämpfte, wieder auf die Beine zu kommen.

"Ich bringe Sie zu Heilerin Newport dort drüben, damit Sie den überschüssigen Alkohol aus dem Körper kriegen, Sir."

"Faß mich bloß nich' noch mal an, ey!" Drohte der eben erst wieder in die Senkrechte findende Zuschauer.

"Nichts für ungut, Sir. Aber Sie haben mich angefaßt und damit einen Verteidigungsreflex ausgelöst. Abgesehen davon habe ich Sie davor bewahrt, sich einen Fluch oder einen anderen unschönen Zauber einzuhandeln", sprach Julius mit fester Stimme, jedoch ohne Spur eines Gefühls. Dann griff er nach dem Arm des Betrunkenen. Dieser versuchte erneut, dem Besucherbetreuer einen Fausthieb zu versetzen. Allerdings fehlte ihm die Zielsicherheit und die nötige Feinmotorik, so daß der Hieb weit an Julius Kopf vorbeizischte. Vom Schwung des Schlages nach vorne gerissen fiel der Ire Julius förmlich in die Arme. Der Besucherbetreuer verschenkte keine Zeit und nahm den Trinker in den Polizeigriff, wie er ihn aus dem Fernsehen kannte und mit seinen früheren Schulfreunden Lester und Malcolm immer wieder ausprobiert hatte. Zu jeder Gegenwehr unfähig mußte sich der Angetrunkene gefallen lassen, wie Julius ihn zum provisorischen Sanitätsstand führte, der im Moment von der britischen Heilerin Benefica Newport betreut wurde. Dabei bekam Julius mit, wie der von ihm entwaffnete Zauberer seinen Stab wieder an sich nahm und kurz auf Julius deutete, aber dann doch wohl merkte, daß es ihm nicht gut bekommen würde, einen Besucherbetreuer von hinten mit einem Zauber anzugreifen. Da der unsichtbare Schild um Julius stabil blieb, solange er ihn nicht widerrief oder einschlief oder ausreichend böswillige Magie darauf abbekam konnte sich der Besucherbetreuer ruhig mit dem irischen Fan befassen, der nun wie ein Rohrspatz schimpfte, weil Julius ihn wie einen Verbrecher abführte. Julius war froh, daß er die meisten englischen Kraftausdrücke gewöhnt war und die gälischen Schimpfwörter nicht verstand, um sich darüber aufzuregen. Er lieferte den ausfällig gewordenen Besucher bei der Heilerin ab und gab einen kurzen Bericht ab, warum er diesen Mann bei ihr anbrachte.

"War schon immer ein Nimmersatt, der werte Brandon Dunley", lachte Heilerin Newport. "Ist aber erst wirklich bedenklich geworden, als er auf alkoholische Getränke gekommen ist."

"Alte Schachtel, meinst immer noch, dich in alles reinhängen zu dürfen, wie", blökte Dunley.

"Sonst wären Sie wohl kaum unbeschadet auf die Welt gekommen, Mr. Dunley", erwiderte Heilerin Newport. Dann gebot sie Julius, Mr. Dunleys Arme loszulassen und sich seinen anderen Pflichten zu widmen. Als Dunley Julius nachlaufen wollte kam er gerade einen Meter weit. Dann erwischte ihn Madam Newports Bewegungsbann.

"Da war ich nich' drauf gefaßt, daß du mir den Stab wegkicken kannst", knurrte der Australier, dem Julius ohne Zauberei den Zauberstab entwunden hatte. "Aber dieses Whiskyfaß da gehört bestraft."

"Deshalb habe ich den bei Madam Newport abgeliefert, damit die dem den Magen leerzaubert und dann den schon im Blut fließenden Alkohol austreibt", sagte Julius ruhig. Die Haltung und Miene des Australiers verrieten keine Rachsucht.

"Wäre mir auch wohl nicht gut bekommen, dir den Pyrodermis-Fluch aufzuhalsen. Mir ist eingefallen, daß du mit Ms. Dawn gut bekannt bist. Die könnte mir das noch ziemlich übelnehmen."

"Ich bin immer sehr froh, mit intelligenten Leuten zu tun zu haben, das erspart unnötigen Streit und bewahrt einen vor Selbstüberschätzung", erwiderte Julius darauf. Er hätte dem Australier erzählen können, daß der Pyrodermis-Fluch sicher an seinem unsichtbaren Schild abgeprallt wäre. Ansonsten hätte ihn wohl das Gefühl, in reine Ameisensäure gefallen zu sein ziemlich übel beeinträchtigt. Pyrodermis gehörte zu den Flüchen aus Viridians Buch über gemeine Flüche und deren Aufhebung.

Eine Minute später mußte Julius wahrhaftig in ein sich entspinnendes Zaubererduell eingreifen. Zwei Iren legten sich mit drei peruanischen Junghexen an. Julius rief erst "Finite Incantatem", um die bereits wirkenden Flüche zu beenden und warf dann noch einen magischen Schild zwischen die beiden Gruppen. Dann fragte er die drei offenbar miteinander verwandten Hexen, wieso sie nicht bei den anderen Südamerikanern mitfeiern würden. Die taten so, als könnten sie kein Englisch oder Französisch. Doch als einer der gerade noch so am Duell gehinderten Iren rief, daß sie sich dumm stellten knurrte die älteste von ihnen:

"Weil unser Vater ein Autogramm von diesem Lynch haben will, Señor Latierra. Und da meinte dieser Culo da vor mir, daß wir den Lynch nur wollten, weil wir dafür zwanzig Autogramme von Che sejs kriegen würden, wenn der uns schon nicht mit dem Hintern anguckt."

"Oha, dann kann ich ja froh sein, daß ihr den Herren nicht gleich in tausend Stücke zerflucht habt", lachte Julius. "Aber euer Superstar würde euch sicher nicht im Gefängnis besuchen, wenn ihr seinetwegen wen unrettbar verflucht", sagte er noch. Dann bat er so ruhig er im Angesicht dreier halbherzig auf ihn deutender Zauberstäbe sprechen konnte darum, daß die drei sich bitte von diesem Ort entfernen mochten. Die drei Junghexen aus Peru nickten einverstanden, als er ihnen noch sagte, wo eine legale Autogrammvergabestelle eingerichtet worden war, wo sämtliche Nationalspieler mindestens tausend Autogramme hinterlegt hatten. Dann mußte er auch schon wieder anderswo hin, um eine aufkommende Unruhe zu unterbinden.

Er war froh, als er bis zum Abend viele der Besucher mit Hilfe von Portschlüsseln in ihre Heimatländer verabschiedet hatte. Dunley war auf Madam Newports dringenden Rat hin mit seiner Gruppe trinklustiger Kumpanen per Portschlüssel nach Dublin abgereist. Auch die Malones hatten keine rechte Lust, an der großen Siegesfeier teilzunehmen. Kevin meinte noch zu Julius: "Schreib mir, wenn du weißt, ob wir im nächsten Jahr ein trimagisches Turnier kriegen, Julius. Dann können wir gegeneinander antreten, auch wenn du mir im Zaubern bei so vielem über bist."

"Falls eins ist kriegt ihr das sicher auch aus der Zeitung mit", sagte Julius. Eigentlich ging er davon aus, daß eines sein mußte, weil das Beauxbatons-Schuljahr auch am ersten September anfing und auf der neuen Ausrüstungsliste ausdrücklich um einen Festumhang gebeten wurde. Kevin maulte, daß Julius sicher durch die "tollen Beziehungen" früher als der Rest der Welt davon Wind bekäme. Das wollte Julius nicht abstreiten. Doch er wandte ein, daß seine Schwiegermutter es auch für sich behalten konnte, solange sie es nicht in die Zeitung kommen lassen wollte. Das konnte Kevin nicht komplett abstreiten, da er wußte, wie verschwiegen Ministeriumsleute werden konnten. Doch er meinte:

"Die Ratte Malfoy hat das aber schon bei der Zugfahrt gewußt, was abging."

"Und du hast mitbekommen, daß ich das da auch schon wußte und diesem Sausack voll einen reinwürgen konnte."

"Okay, wenn du das von der rotblonden Dame, deren Tochter dich geheiratet hat früher als vor Abfahrt des Hogwarts-Expresses mitkriegst schreib's mir bitte, damit ich im Zug nicht blöd dastehe, wenn wieder so'n Drecksack Marke Malfoy damit angeben will, was gewußt zu haben!"

"Kriegen wir hin, Kevin. Wenn eins ist, kriegst du das früh genug von mir", sagte Julius ruhig und hoffte in Gedanken, daß er nicht zum Stillschweigen angehalten wurde. So sagte er noch, daß er Kevin auch früh genug schreiben würde, wenn ganz sicher sei, daß es kein trimagisches Turnier gebe. Dann kam die letzte Minute vor dem Portschlüsselabreisezeitpunkt. Julius verabschiedete sich von Kevin, seinen Eltern und Gwyneth. Diese meinte noch zu ihm:

"Danke, daß du Kevins Launen so gut weggepackt hast! Der braucht Freunde, die das abkönnen ohne ihm was vorzuheucheln."

"Kommt gut nach Hause und grüßt mir die grüne Insel! Wenn die UTZs durch sind kommen Millie und ich vielleicht mal zu Besuch."

"Dann darfst du aber nicht raushängen lassen, daß du auf der anderen Insel auf die Welt geplumpst bist", tönte Kevin. Julius lachte und erwähnte, daß er ja von der Zaubererweltstaatsbürgerschaft her Franzose sei und das niemand ihm den geborenen Engländer mehr anhören konnte. Immerhin hatten Millie und er das im letzten Sommer in Muggelwelt-London ja ausgiebig getestet.

Als die Malones und ein Dutzend anderer Iren mit ihrem Portschlüssel verschwunden waren atmete Julius einmal durch. Dann ging er daran, die nächsten Gruppen zu verabschieden.

Am Abend versammelten sich alle, die an der Siegesfeier teilnehmen wollten, im Musikpark von Millemerveilles, in der Nähe eines der kleineren Stadien. Hier war eine große, runde Bühne aufgebaut worden, um die herum eine helle, glatte Tanzfläche angelegt worden war. In den Bäumen hingen bunte Lampions wie beim Sommerball oder der Jahreswendfeier. Die Strahlen der sinkenden Sonne wurden durch geschickte Spiegelungszauber so umgelenkt, daß es aussah, als erstrahle die Bühne aus sich selbst heraus im orangeroten bis goldenen Schein. Da Julius noch im Dienst war hatte er wie seine Frau, Laurentine und Virginie an den Zugangstoren aufzupassen, daß es kein unnötiges Gedränge gab. Erst als alle Interessenten durch die vier Tore eingetreten waren durfte er zu einem anderen Bereitschaftshäuschen hinüber, wo auch die ortsansässigen Heiler Matine und Delourdes, sowie Aurora Dawn und der spanischsprachige Kollege Rodrigo Manzano bereitstanden. Wie beim Sommerball üblich standen am Rand des Festplatzes klein wirkende Toilettenhäuschen, die innen jedoch Dank Rauminhaltsvergrößerungszauber regelrechte Bedürfnishallen waren.

"So geht's auch", meinte Millie zu Julius, als die in ihrem Bereitschaftshäuschen sitzenden Betreuer einen runden Tisch bekamen, um den sie während der Feier sitzen konnten. Wenn sie was essen wollten brauchten sie es nur bei den leeren Tellern zu bestellen. Sicher würden einige der hier arbeitenden und aus dem Ministerium bereitgestellten Hauselfen die erbetenen Speisen auf die Teller zaubern.

"Dachte eigentlich, wir könnten in die Zuschauermenge rein", sagte Julius.

"Damit du vor lauter Tanz nicht mehr für die anderen Leute da bist, Julius? Ma kennt dich zu gut und mich noch besser", erwiderte Millie. Julius nickte schwerfällig.

Die Siegesfeier wurde von mehreren Musikgruppen begleitet. Da waren die Leute, die bei der Eröffnung und dem Endspiel aufgespielt hatten. Da war das Orchester Melodia Magica und dann auch noch andere Gruppen, die Musik für alle Generationen spielen konnten. Madame Hippolyte Latierre und Roseanne Lumière hielten kurze Ansprachen und bedankten sich bei den Zuschauern für eine unvergeßliche, mitreißende Weltmeisterschaft. Dann trat auch noch der Zaubereiminister Frankreichs auf die Bühne und hielt eine mehrminütige Rede zur internationalen Eintracht zwischen den magischen Völkern, die sich vor allem in sportlichen Wettkämpfen immer wieder zeige und bekräftigte, daß der sportliche Wettstreit die beste Form der Auseinandersetzung sei, da sie es ermögliche, daß die Verlierer von heute zu den Gewinnern von morgen gehörten und daher ohne Angst und Trübsal die Gewinner von heute feiern konnten. Immer wieder blitzten Fotoapparate auf, und Schallansaugtrichter schlangen gierig jedes wort in sich hinein, um es über den magischen Rundfunk weiterzuverbreiten.

"... Daher darf ich mich noch einmal recht herzlich bei Madame Hippolyte Latierre und ihrem Mitarbeiterstab bedanken, ohne den diese großartige Veranstaltung niemals so hervorragend verlaufen wäre, wie sie verlief. Ich bin sehr stolz auf alle die professionellen und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die uns alle hier und in den Stadien beistanden und auch an den kommenden Tagen noch beistehen werden. Vielen Dank, Ihnen allen!" Applaus brandete auf, als der Minister diese Worte gesprochen hatte. Julius fühlte, wie dieser Beifall ihm all die Energie wiedergab, die er heute aufwenden mußte. Die Mehrheit klatschte sicher aus ehrlicher Begeisterung, und die paar, die nur um der Höflichkeit wegen die Hände zusammenschlugen mochten hinterher doch einsehen, daß der Minister das nicht nur aus reiner Höflichkeit und pflichtgemäßer Anerkennung gesagt haben mochte. Denn ohne Mitarbeiter nützte einem Organisationsleiter die beste Planung nichts. Ohne Soldaten konnte kein stolzer General eine Schlacht entscheiden. Das machte Minister Grandchapeau für Julius so sympathisch, daß dieser das einsah, wo es für hochrangige Leute doch nicht so selbstverständlich war. Julius ertappte sich dabei, daß er selbst früher anders über die verschwiegenen, unauffälligen Leute im Hintergrund gedacht hatte, wo er noch als Sohn eines Direktors auf größere Festlichkeiten mitgenommen worden war. Sein Vater hielt auch nicht viel von Anerkennung. Wenn die Leute dafür Geld bekamen war ihm das schon ausreichend Anerkennung gewesen. Jetzt, wo Julius auf der anderen Seite der Theke gearbeitet hatte, erkannte er, daß es mit Geld alleine nichts zu tun hatte. Sicher würden Millie, Laurentine und er wie die anderen eine gewisse Aufwandsentschädigung kriegen. Doch das alleine war nicht der Grund gewesen, sich diesen Stress anzutun und einen Großteil der Ferienzeit darauf zu verwenden, den Gästen der Weltmeisterschaft beizustehen, aber auch als nötige Puffer zwischen einander anheizender Gruppen einzuspringen. Immerhin hatte es ja doch einige Reibereien gegeben, und was gerade heute Nachmittag noch gelaufen war zeigte, daß Geld alleine kein ausreichender Grund war, sich sowas zuzumuten. Julius dachte wieder an das, was Lucky Merryweather ihm gesagt hatte: Er mußte sich entscheiden, ob er nur des Geldes wegen oder wegen der dabei möglichen Leistung und Anerkennung arbeiten wollte. Wenn er beides hinbekam konnte er sich glücklich schätzen.

"Ich bitte Madame Latierre auf die Bühne", sagte der Zaubereiminister noch. Julius sah seiner Schwiegermutter zu, wie sie aufrecht und ohne übermäßig erfreut dreinzuschauen die Bühne bestieg. Ihr Weg wurde von applaudierenden Zuschauern gesäumt. "Im Namen des französischen Zaubereiministeriums möchte ich Sie, werte Madame Latierre, mit dem Orden des Belenus zweiter Klasse auszeichnen, weil Sie eine sichere und ruhige Hand, sowie ein sehr gutes Auge für notwendige Einzelheiten bewiesen, um diese Quidditch-Weltmeisterschaft zu einem solch großen Erfolg zu machen." Mit diesen Worten hängte der Minister seiner Mitarbeiterin eine silberne Kette mit einem Amulett um den Hals. Hippolyte Latierre verbeugte sich tief und blickte ins Publikum. Der minister nickte ihr zu und deutete auf die Zuschauer. Hippolyte straffte sich. Ihr rotblonder Haarschopf schien vom schwindenden Sonnenlicht in flammenloses Feuer verwandelt zu werden. Dann sprach Julius' Schwiegermutter zu den Gästen:

"Vielen Dank, Herr Zaubereiminister, daß Sie mir derartig große Anerkennung zukommen ließen. In der Tat wußte ich bis heute nicht, ob all die schönen Pläne, all die Mühen und alle Eulensendungen zum Erfolg führen würden. Ich möchte auch betonen, daß ich selbst in meiner langjährigen Arbeit für die Abteilung für magische Spiele und Sportarten vor einer großen Herausforderung stand. Denn als die letzte Quidditchweltmeisterschafft in Frankreich stattfand, war ich noch nicht geboren. Damals wurde das Turnier in der Provence in einem einzigen Stadion ausgespielt, und es traten nur sechzehn Teilnehmer an. Mehrere Stadien zu entwerfen, zu bauen und zu betreiben und eine Gesamtzahl von vierundsechzig Mannschaften mit Betreuern und Unterstützern zu beherbergen erschien dagegen wie der Versuch, einen wütenden Drachen mit einem Strick einzufangen, ohne sich dabei die Finger zu verbrennen. Das dies tatsächlich erfolgreich funktioniert hat verdanke ich der Einsatzfreude, Disziplin und Zuverlässigkeit meiner Mitarbeiter, sowohl jener, die bereits fest in meiner Abteilung angestellt sind als auch der vielen Hilfskräfte, die sich aus freien Stücken und mit der gebotenen Ernsthaftigkeit zur Mitarbeit gemeldet haben. Ohne einen zuverlässigen, auf den einzelnen Gebieten kundigen Mitarbeiterstab hätte ich die mir anvertraute Organisation und Durchführung der vierhundertdreiundzwanzigsten Quidditchweltmeisterschaft sicher nicht bewältigen können. Es heißt von Vorgesetzten, daß sie gerne unangenehme Arbeiten delegieren. Doch es wirft kein gutes Licht auf den Vorgesetzten, wenn er den Überblick verliert und die Aufgaben an Leute vergibt, die dazu nicht fähig sind. Insofern bin ich überglücklich, sowohl Glück mit der Auswahl meiner Mitarbeiter gehabt zu haben, daß ich den nötigen Überblick behalten konnte als auch immer wußte, wem ich welche Einzelaufgaben zuteilen oder vielleicht auch zumuten konnte. In diesem Zusammenhang erfreue ich mich der beruhigenden Erkenntnis, daß es bis auf die absehbaren Schwierigkeiten keine schwerwiegenden Störungen im Ablauf gab und Spieler wie Zuschauer dieser Weltmeisterschaft jeden Augenblick sicher sein durften, mit ihren Anliegen und Vorhaben nicht alleingelassen zu werden. Da ich Ihnen allen zeigen möchte, daß ich nicht nur leere Worte mache und meine Mitarbeiter wahrhaftig dafür ehren möchte bitte ich nun folgende Damen und Herren auf diese Bühne." Julius lauschte gespannt. Auch Millie war unvermittelt angespannt. Die Organisationsleiterin nannte mehrere Namen von direkten Mitarbeitern. Dann rief sie noch: "Madame Virginie Rochfort, Mademoiselle Laurentine Hellersdorf, Madame Mildrid Latierre, Monsieur Edouard Delamontagne und Monsieur Julius Latierre!" Julius fühlte einerseits einen Widerwillen, auf die Bühne zu gehen. Das würden doch wieder alle als Begünstigung, Nepotismus beziehungsweise Vetternwirtschaft auslegen. Andererseits war er froh, daß sie ihn erwähnt hatte. Denn wenn sie es nicht getan hätte hätte er sich schon gefragt, wozu diese ganzen Extraarbeiten wie die Pflegehelferbereitschaft und die Organisation des Ausflugs für Hogwarts und Thorntails gut gewesen waren, ganz abgesehen von der ständigen Verfolgung durch Lino und Rita Kimmkorn. Millie und Laurentine hatten da offenbar weniger Probleme mit, geehrt zu werden. Sie hakten sich links und rechts bei Julius ein und verließen das Wartehäuschen. Alle Zuschauer grinsten, als Julius so zwischen den beiden Hexen zur Bühne geführt wurde. Julius wollte sich schon losmachen, um den peinlichen Eindruck zu beenden, man führe ihn vor. Doch Millie löste ihren Arm nur von seinem, um ihm um die Hüfte zu fassen. Eher aus Reflex als aus Berechnung legte Julius seinen freigewordenen Arm um die Hüfte seiner Frau. Laurentine blickte die beiden erst an. Doch weil Millie ihr aufmunternd zunickte umfing auch ihr Arm Julius, und er umfing mit dem dadurch freiwerdenden Arm den gutgenährten Körper seiner Saal- und Jahrgangskameradin.

"Nun, der eine oder die andere mag nun denken, ich würde Verwandtschaft bevorzugen", sagte Hippolyte, als die drei mit den anderen aufgerufenen auf der Bühne ankamen. "Sicher werden meine Worte an diesem Eindruck nichts ändern. Dennoch möchte ich betonen, daß ich jeden, den ich hier auf diese Bühne gebeten habe, wegen herausragender Leistungen erwähnen möchte, unabhängig davon, inwieweit er oder sie mit mir verwandt ist." Julius dachte für sich, daß Klüngel und Verwandtenbegünstigung in der magischen Welt sowieso Tradition waren und er sich doch nicht schämen sollte, sich darauf einzulassen. Als Madame Latierre nun jeden einzelnen nach vorne schickte und beschrieb, was genau er oder sie im Verlauf der Weltmeisterschaft getan hatte, erkannte er, daß sie ihn nicht wegen seines Nachnamens gerufen hatte. Als sie dann noch erwähnte, daß Laurentine Hellersdorf vor allem im Umgang mit den deutschsprachigen Gruppen vorbildlich gearbeitet habe und vor allem beim Spiel Südafrika gegen Tirol Selbstbeherrschung, Überblick aber auch Durchsetzungskraft bewiesen habe, erkannte Julius einmal mehr, daß er da wohl Glück gehabt hatte. Dann wurde Millie erwähnt, die hier natürlich als Madame Latierre bezeichnet wurde. Vor allem ihre zielstrebige und unerschütterliche Betreuung der spanischsprachigen Fangruppen wurde hervorgehoben, aber auch ihr Einfühlungsvermögen und ihre Einsatzbereitschaft als Aushilfsheilerin, mit der sie die berufsmäßigen Medimagier vorzüglich entlastet habe. "Ähnliches muß ich Monsieur Latierre zuerkennen", sagte sie, nun auf Julius deutend, der unwillkürlich einige Schritte nach vorne tat, um nun knapp am Rand der etwa fünf Meter hohen Bühne zu stehen. "Natürlich war ich sehr beruhigt, mehrere zu magischen Ersthelfern ausgebildete Besucherbetreuer finden zu können. Bei Monsieur Latierre kommt noch hinzu, daß er nicht nur magische Ersthelferkenntnisse erworben hat, sondern auch gelernt hat, sich gegen den Willen diese benötigender Personen durchzusetzen und selbst altehrwürdigen Hexen und Zauberern gegenüber die nötige Durchsetzungskraft aufbot, ohne den nötigen Respekt vermissen zu lassen. Außerdem erwies sich Monsieur Latierre im Umgang mit Schülergruppen als Gewinn, was wohl auch daher rührt, daß er Schüler und Lehrer englischsprachiger Zaubererschulen kannte und daher gleich eine günstige Verständigungsgrundlage nutzen konnte. So vollbrachte er es außerhalb der reinen Besucherbetreuungspflichten auf rein freiwilliger Basis, interessierte Schülerinnen und Schüler der magischen Oberschulen Hogwarts und Thorntails in unsere altehrwürdige Hauptstadt zu geleiten und ihnen einen kurzweiligen und informativen Tagesausflug zu bieten. Ich betone nochmals, daß diese Leistung nicht im Rahmen der von ihm anfänglich eingegangenen Verpflichtungen lag und daher besonders erwähnt werden muß. Da ich von den beiden Schulleiterinnen Professor McGonagall und Prinzipalin Wright höchst wohlwollende Rückmeldungen erhielt kann und darf ich Monsieur Latierre vor Ihnen, werte Festgäste und alle, die uns an den magischen Rundfunkempfängern zuhören mögen, meinen herzlichsten Dank aussprechen, weil Sie mithalfen, die Beziehungen zu den magischen Lehranstalten weiter zu verbessern, was im Bezug auf den akademischen Austausch und die akademische Zusammenarbeit ein unschätzbares Gut für unser aller Zukunft ist. Vielleicht mag Ihnen das heute noch nicht so besonders oder gar erwähnenswert erscheinen und Sie einwenden, daß Sie lediglich darauf ausgingen, Ihrer früheren Lehranstalt sowie den Schülerinnen und Schülern von Thorntails einen kurzweiligen Ausflug zu ermöglichen. Das stimmt sicher auch. Doch können wir uns alle noch gut daran erinnern, in welcher Lage gerade Hogwarts in den letzten vier Jahren war und daß es vor fünf Jahren häufige Unstimmigkeiten zwischen Hogwarts und Beauxbatons gab, weil Hogwarts angeblich begünstigt wurde, als Harry Potter als ungeplanter vierter Teilnehmer am trimagischen Turnier ausgewählt worden war. Mittlerweile wissen wir ja alle, welche finsteren Machenschaften diesen Umstand bedingten und daß weder Harry Potter noch die Schulleitung von Hogwarts daran Schuld trugen. Auch und vor allem, als die vorübergehende Herrschaft eines mordlüsternen Zauberers Ihr Geburtsland verdunkelte und auch nicht vor den Mauern Ihrer ehemaligen Schule haltmachte, erschien es äußerst schwierig, eine einvernehmliche Zusammenarbeit zwischen Hogwarts und Beauxbatons wiederzubeleben. Daß dies nun doch gelang und sicher noch weiter ausgebaut wird beruht sicher auch darauf, unnötige Unstimmigkeiten auszuräumen. Somit mag ein Schulausflug, der Kulturgüter und Stadtansichten zum Ziel hat, mit zu dieser wieder aufkommenden Vertrautheit zwischen magischen Lehranstalten beitragen." Julius dachte daran, was Hippolyte nicht gesagt hatte. Zwischen Beauxbatons und Thorntails war es sicher auch noch einmal heftig rund gegangen, als Cyril Southerland und Bernadette Lavalette sich auf verbotene Sachen eingelassen hatten. Außerdem hatte sie gerade zwischen ihren Worten angekündigt, daß es dieses Jahr wieder ein trimagisches Turnier geben würde. Denn mit der Ausbaufähigkeit der Zusammenarbeit konnte nur gemeint sein, daß es schon bald wieder zu einer internationalen Zusammenarbeit zwischen Zauberschulen kommen würde. Auch war die Erwähnung des letzten Turnieres und daß weder Dumbledore noch Harry Potter Schuld an Harrys Teilnahme hatten eine Art nachträglicher Freispruch für Hogwarts und damit eine klare Aussage, wieder ein trimagisches Turnier stattfinden zu lassen, zumindest für Julius.

Als Hippolyte alle herausragenden Mitarbeiter und Hilfsarbeiter einzeln gewürdigt hatte mußten sie sich alle noch einmal für ein Gruppenfoto in Positur stellen. Die Latierres stellten sich in die hinterste Reihe, um die körperlich kleineren nicht aus dem Bild zu nehmen. Zwanzig Blitze und rote Qualmwolken später bedankte sich Hippolyte noch einmal mit einer kurzen Umarmung bei ihren Mitarbeitern und erwähnte, daß diese aufgerufenen Mitarbeiter für alle anderen standen, die ihr bei der Vorbereitung und Durchführung der Weltmeisterschaft geholfen hatten. Julius dachte daran, daß er vor vier Jahren nicht daran gedacht hatte, was wichtiges zu dieser Weltmeisterschaft beizutragen. Er hatte nur gehofft, sie sich ansehen zu dürfen, mehr nicht. Jetzt stand er auf einer Bühne und war gerade mit für ihn eher unangenehmem Lob überschüttet worden, als habe er selbst den Schnatz im Endspiel gefangen. Sicher, im Publikum saßen und standen auch welche, die ihn kritisch musterten, weil sie dachten, er sei mal wieder begünstigt worden. Doch die Mehrheit lächelte und spendete ehrlichen Beifall. Er konnte Madame Delamontagne sehen, die vorhin noch allen für die großartige Stimmung und das überwiegend friedliche Miteinander gedankt hatte. Sie saß mit ihrem Mann und ihrer beider Elternpaare zusammen. Julius erhaschte ein äußerst wohlwollendes Lächeln von Oleande Champverd, Eleonores Mutter und ausgezeichnete Kräuterkundeexpertin, sowie ZAG- und UTZ-Prüferin. Er hatte geholfen, ihr Mißverhältnis zu den Muggelstämmigen zu korrigieren. Oder strahlte Oleande nur, weil sie im April des kommenden Jahres wieder Oma wurde? Julius wußte es nicht. Und er würde den Teufel tun, sie danach zu fragen. Er sah Eleonore an. Noch konnte ihr niemand ansehen, daß sie ihr drittes Kind trug. Das ließ ihn an Millie denken, die neben ihm stand. Morgen würde sie es amtlich bekommen, ob sie ebenfalls neues Leben in sich trug. Wie von einem Magneten angezogen landete sein Blick bei Belle Grandchapeau, die mit ihrer Mutter, ihrem Mann und ihren Schwiegereltern zusammensaß. Daß Minister Grandchapeau im November zum zweiten Mal Großvater wurde war trotz des eleganten Umstandskleides unübersehbar, ebenso die doppelte Last, die Jeanne Dusoleil mit sich trug. Da wuchs bereits ein neuer Beauxbatons-Jahrgang heran, dachte Julius. Würde sein erstes Kind zu diesem Jahrgang gehören?

Als letzte Rednerin vor dem weiteren fröhlichen Abend möchte ich nun noch Madame Camille Dusoleil auf die Bühne bitten", sagte der Zaubereiminister Frankreichs. Das war für Hippolyte und ihre besonders erwähnenswerten Mitarbeiter das Signal, Platz zu machen. Sicher, Camille war keine Riesin und brauchte nicht die ganze Bühne. Doch die ganze Aufmerksamkeit sollte sie schon bekommen. So kehrten Millie, Laurentine und Julius in das ihnen zugewiesene Bereitschaftshäuschen zurück.

"Du hast dich vorhin angestellt, als müßten wir dich zum jagen tragen", ergriff Laurentine das Wort, als alle Aufmerksamkeit sich auf die in meergrünen Tüll gehüllte Chefin der grünen Gasse richtete.

"Du weiß doch, was die tönen, Laurentine, von wegen Begünstigung, Vetternwirtschaft und so", knurrte Julius. Millie amüsierte sich wohl noch über Laurentines Vergleich.

"Das hätten diese Dummschwätzer auch gesagt, wenn Madame Latierre euch zwei nicht auf die Bühne gerufen hätte. Dann hätte es geheißen, daß sie mit Gewalt jeden Eindruck ausräumen möchte, ihre Verwandtschaft zu begünstigen, wo jeder hier weiß, daß du, Julius, diesen Schulausflug durchgeplant und mitgemacht hast und du, Millie mit diesen Raubkatzen aus Südamerika hast klarkommen müssen. Da hat sie euch und mich und die anderen mal eben alle zusammen auf die Bühne gerufen, um das abzuhandeln." Millie nickte zustimmend. Julius nickte auch. Laurentine hatte recht. Flucht nach vorne war die einzig brauchbare Taktik gewesen und weil Millie und er ja im Tross von mehreren auf die Bühne geholt worden waren würden die Lästermäuler nicht so weit aufgerissen wie ohne diesen Akt.

Camille bedankte sich, als sie für die Arbeit in der Grünen Gasse gelobt worden war und rief Jeanne auf die Bühne, die von ihrem Vater und ihrer Tante begleitet wurde, um nicht hinzufallen. Das Gewicht der ungeborenen Zwillinge zog doch schon sichtlich nach vorne. Laurentine fragte Millie, ob sie sich das wirklich antun wolle.

"Auch der Typ für deinen Besen ist schon geboren, Laurentine. Und wenn der erst mal vor dir auf dem Besen sitzt, möchtest du auch so ein großes rundes Päckchen unter deinem Umhang tragen", erwiderte Millie darauf. Laurentine grummelte zwar, beließ es aber dabei.

Jeanne bedankte sich noch einmal dafür, daß ihr, wo alle sehen konnten, daß ihr im Moment nicht alles leicht von der Hand ging, so viele Leute geholfen hatten und winkte zu Julius Latierre hinüber, wobei sie noch einmal auf Jack Bradleys Beinahesuizid im Springschnapperbeet einging. Dann bedankte sie sich bei allen, die die grüne Gasse besucht hatten.

Nach den Reden wurde nun zum Tanz aufgespielt. Julius fühlte das Zucken in den Füßen. Eigentlich hätte er jetzt schon längst eine Partnerin auf die Tanzfläche geführt, höchstwahrscheinlich Millie. Hier, in diesem Wartehäuschen, standen sie nur für Fragen oder Hilfsanfragen zur Verfügung. Die meisten wollten dann nur wissen, ob die Toiletten gebührenpflichtig waren, ob man sich bei den Musikern bestimmte Lieder wünschen konnte oder ob hier alle nur die sogenannten Gesellschaftstänze können mußten. Tatsächlich spielten die Musikgruppen aber auch Tanzstücke, die nicht die sogenannten Standardtänze bedienten. Hera Matine kam einmal zu den Latierres hinüber und sah nach, ob beide auch ordentlich aßen und tranken. Als Laurentine einwarf, daß Madame Matine wohl nur aufpassen wollte, daß ihr die Pflegehelfer nicht umfielen sagte Hera Matine:

"Abgesehen davon, werte Mademoiselle, daß ich für alle hier lebenden Menschen zuständig bin möchte ich mir von meiner jungen Kollegin Béatrice Latierre nicht den Vorwurf bieten lassen, ihre Anverwandten zu vernachlässigen, auch wenn Madame Latierre lieber ihrer jüngeren und daher naturgemäß weniger erfahrenen Tante den Vorzug bei der geburtshilflichen Betreuung gab."

"Ui, eifersüchtig?" Fragte Laurentine im festen Glauben, daß ihr nichts passieren würde.

"Eifersucht ist was für unbeherrschte Liebende, Mademoiselle. Ich würde es eher Beunruhigung nennen, wenngleich ich mir dabei immer wieder sagen muß, daß auch ich einmal klein angefangen habe", erwiderte Hera Matine.

"Meine Tante hat durch die vielen Geburten vor zwei Jahren und denen in den letzten anderthalb Jahren genug Erfahrung sammeln können, Madame Matine", sagte Millie ruhig. "Abgesehen davon hätte ich ja auch zu meiner Großmutter Lutetia gehen können." Hera machte darauf ein verknirschtes Gesicht und erwiderte:

"Das ist der wesentliche Grund, der mich beruhigt, daß Sie zumindest einer ordentlich in allen magischen Heilkünsten ausgebildeten Geburtshelferin vertrauen möchten." Dann wandte sie sich wieder Laurentine zu: "Ich gehe sehr davon aus, daß Sie in den nächsten Jahren ebenfalls sehr laut darüber nachdenken werden, wem Sie Ihren Körper und den Ihrer ungeborenen Kinder anvertrauen möchten. Die aufgesetzte Unnahbarkeit, die Sie zur Schau tragen wird nicht ewig halten. Ich habe auch einmal gedacht, für niemanden empfänglich zu sein. Mit den Jahren kommt die Einsicht."

"Wer sagt Ihnen, daß ich nicht homophil bin", stieß Laurentine aus.

"Hat es auch schon gegeben, daß zwei homosexuelle Hexen je ein Kind bekamen, wobei sie sich zwar fragwürdiger Beschaffungsmethoden bedienten, um den dazu nötigen Samen zu bekommen. Aber ich durfte ein solches Paar zweimal betreuen, wenngleich ich sichtliche Probleme mit der Namensgebung hatte, weil ich weder eine Ehe noch eine monoparentale Beziehung feststellen konnte. Die Familienstandsgesetze sind da unerbittlich auf die heterosexuelle Partnerschaft ausgerichtet. Aber falls Sie, Mademoiselle Hellersdorf, auch ohne festen Partner ein Kind empfangen sollten müßten Sie darüber nachdenken, wer Ihnen hilft, es zu bekommen."

"Im Moment zumindest nicht", knurrte Laurentine. Hera nickte und ging weiter.

"Erstens kann ich locker in ein Muggelkrankenhaus rein, wenn ich echt mal wen kleines ausbrüten sollte. Zweitens könnte ich auch vorher schon klären, ob ich überhaupt ein Kind kriegen will. Aber das darf die überbehütsame Dame ja nicht mal denken."

"Ist ja auch deine Sache, Laurentine", sagte Julius. Millie räumte ein, daß das nur gelte, solange Laurentine verhüte oder ganz auf Sex verzichte. Sollte sie aber mal doch schwanger werden, und eine magische Heilerin stellte das fest, müsse sie das Kind wohl kriegen, auch wenn sie es danach abgeben wolle. Als wenn das Gerede über ungeborene und ungezeugte Kinder sie angelockt hätte tauchte Ursuline Latierre vor dem Bereitschaftshäuschen auf und lächelte.

"Na, da hat euch die gute Hippolyte richtig schön ins helle Licht gehalten", sagte sie. "Aber sie meinte alles ehrlich, was sie gesagt hat."

"Eben war Hera hier und hat mal wieder gejammert, daß ich Tante Trice wegen Aurore oder Taurus gefragt habe, obwohl wenn doch, dann wird Madame Rossignol da wohl eher mit zu tun kriegen", sagte Millie.

"Wird sicher anstrengend für die werte Madame Rossignol, falls Sandrine und Gérard ihre Hochzeitsreise auch anständig ausgenutzt haben", grinste Ursuline Latierre.

"Die haben sicher was mit, um bis zu den UTZs zu zweit zu bleiben, Oma Line", sagte Julius darauf.

"Bin ich froh, daß ich mir um sowas keinen Kopf machen muß", entglitt es Laurentines Mund. Ursuline hörte es jedoch und blickte sie herausfordernd an. Dabei fragte sie:

"Sind dir die Trauben zu süß, oder hast du nur Angst, daß es dir Spaß machen könnte?"

"Kein Kommentar", grummelte Laurentine. Das reichte der zwölffachen Mutter jedoch als Antwort aus. Sie strahlte Laurentine an. Dann sagte sie:

"Klar, du hast durch Constance Dornier mitbekommen, wie anstrengend das sein kann und daß es wohl überlegt sein muß. Aber Hexen sind ja in der Hinsicht besser dran als Muggelfrauen. Da geht auch noch was mit über vierzig Jahren."

"Klar, weil der Typ den ich mir für Ihr Hobby auf den Besen rufe erst mal geboren werden muß", stieß Laurentine aus. Das rief jedoch eine von ihr nicht erwartete Belustigung Ursuline Latierres hervor. Die große, stattliche Hexe, deretwegen sie, Laurentine, indirekt hier in diesem Bereitschaftshäuschen saß, lachte lauthals. Dann deutete sie ins Publikum, wo Jeanne gerade mit ihrem Schwiegervater tanzte und Belle Grandchapeau mit ihrem Mann über den Tanzboden schwebte. "Jeanne als deine Schwiegermutter stelle ich mir sehr schön vor. Aber Belle hat vielleicht ein freudiges Paket für dich unter ihrem Nobelkleid. Dann meinte die werte Anstandswächterin Delamontagne, mal wieder den Wein zu trinken, den sie anderen auszureden versucht. Tja, und falls die drei dir als Belle-Maman nicht passen hoffe ich mal, daß ich im März mindestens einen strammen Jungen ausliefere." Laurentines Gesichtszüge froren ein. Millie blickte mit weit aufgerissenen Augen auf ihre Großmutter, und Julius blickte verstört von ihr zu Millie. Ursuline legte noch nach: "Insofern nicht so verkehrt, daß Trice in den nächsten Monaten genug Zeit für ihre unverbesserliche Mutter hat, zumal die Zwergin es womöglich auch noch einmal wissen möchte."

"Ähm, die Zwergin?" Fragte Laurentine.

"So sagt Oma Line immer zu meiner anderen Oma, obwohl ohne die ja kein Albericus Latierre entstanden wäre", meinte Millie verächtlich. Ihre Großmutter grinste mädchenhaft. Julius sah sie nun an und fragte, seit wann sie das wisse, daß sie im März wieder Mutter würde.

"Eigentlich schon seit zwei Wochen. Nur vorgestern hat Trice genau nachgezählt, wie viele es werden. Ferdinand ist etwas beunruhigt und hat gemeint, daß erst zu verraten, wenn Pattie und Mayette mit euch in Beauxbatons sind. Aber wo Laurentine hier schon meint, der Vater ihrer Kinder müsse erst noch geboren werden, könnte ich den jetzt hier drinnen aufbewahren", sagte sie und strich sich flüchtig über den Bauch.

"Im März", knurrte Millie. "Falls bei mir wer eingezogen ist wird der oder die erst im Mai ankommen. Aber das wäre auch was, wenn's ein Junge wird, Laurentine."

"Oha, das wage ich aber mal abzustreiten", sagte Laurentine schnell. Millie kicherte darüber, während Julius Ursuline fragte, wie viele es denn seien.

"Tja, der letzte Stand waren drei", sagte Ursuline sichtlich stolz. "Aber da könnte sich noch eins verstecken, daß im Moment nicht mit dem Einblickspiegel zu sehen ist."

"Ähm, habt ihr da nachgeholfen?" Knurrte Millie.

"Als wenn Trice deine Mutter wäre", grinste Ursuline. "Die hat mir nämlich genau dieselbe Frage gestellt. Nur Aufmunterungs- und Durchhaltetränke für ein abwechslungsreiches Eheleben. Trice behauptet, daß es dadurch zu einem Ovulationsverzug kommen kann und bei einer erfolgreichen Zeugung gleich zwei oder drei fruchtbare Eier auf einmal erwischt werden."

"Ist eher bei Hormonbehandlung möglich, wenn Paare durch künstliche Befruchtung Kinder haben wollen", wußte Julius.

"Das meinte Trice auch, daß mein Körper es wohl noch einmal wissen wolle, nachdem ich schon über zwei Jahre auf die zwölfte Schwangerschaft hingehofft habe."

"Drei auf einmal?" Fragte Laurentine. "Öhm, das lasse ich besser dann doch weg."

"Eigentlich sollten die im April kommen. Aber wenn es drei sind wird es wohl einige Tage früher", erwiderte Ursuline. Dann sagte sie noch: "Ist bei uns in der Familie normal, daß ältere Hexen, die es noch mal wissen wollten, drei auf einmal bekommen haben. Messalines Enkeltochter, von der ich ja irgendwie abstamme, hat es mit sechzig noch auf einen Viererwurf gebracht, zwei Jungs und zwei Mädchen. War damals kritisch, weil es noch keinen FMT gab."

"Ähm, gutes Stichwort, Oma Line. Den nimmst du sicher jetzt doch ein, um die alle durchzukriegen", meinte Millie.

"Trice hat mir angedroht, die Kinder auf ihre großen Schwestern aufzuteilen und von denen zur Welt bringen zu lassen, falls ich diesmal nicht den Trank nehme", knurrte Ursuline. "Fehlte mir noch, daß Barbara oder Hippolyte ihre eigenen Brüder ausbrüten dürfen. Nein, die sind da drin und kommen nur da wieder raus", grummelte Ursuline und tätschelte sich wieder den runden Bauch. "Willst du es dir nicht doch noch mal überlegen, wen du als Hebamme nimmst, Millie?" Fragte sie ihre Enkeltochter. Diese grinste und meinte dann:

"Bevor mir Hera Matine droht, meine Kinder fertigzutragen lieber Tante Trice. Aber Tante Babs mit meinen Kindern unterm Umhang kann ich mir auch nicht vorstellen", sagte Millie. Julius strengte sich an, keine verräterische Regung zu zeigen. Für ihn war das jetzt eine Eröffnung, die heftiger wog als wenn Millie ihm erzählte, sie trüge Drillinge. Aber vielleicht tat sie das auch schon. Aber das wäre dann wirklich eine heftige Umstellung.

"Na dann kann ich noch warten, bis Millies und Julius Enkelsohn ankommt", meinte Laurentine nun und sah Ursuline abbittend an, weil sie nicht wußte, ob das bei der nicht in den falschen Hals geriet. Doch diese lächelte.

"Da können wir zwei uns gerne drüber unterhalten, wenn du dir die Jungs angesehen hast, die da gerade in mir schlummern und nicht wissen, ob die nette Hexe nicht zu klein für sie ist. Dann bis demnächst, ihr drei. Ja, und Laurentine, die Auswahl ist groß." Sie winkte und zog ab.

"Kriegt die echt noch drei oder vier auf einen Wurf", knurrte Millie. "Hätte die damit nicht warten können, bis du und ich gesehen haben, ob das bei uns was wird?" Fragte sie noch Julius. Laurentine stand merkwürdig verstört da und blickte Ursuline hinterher. Dann sah sie wieder zu Jeanne hinüber, von der sie wußte, daß sie einen Sohn trug und dann zu Madame Delamontagne und dann zu Belle. Julius konnte ihre Gefühle und Gedanken nicht erfassen. Doch an ihrem Blick sah er, daß sie Ursulines Bemerkungen nicht so kalt gelassen hatten, wie sie es wohl gerne gehabt hätte. Sie meinte dann:

"Ich sollte mich vor dieser Frau nicht über sowas unterhalten, da ziehe ich dann doch den kürzeren bei."

"Eigentlich geht sie das auch nix an, Laurentine. Sie ist in der Hinsicht eben so offen und wollte uns auf diese Weise unterjubeln, daß die Großtanten oder -onkels von Millies und meinem ersten Kind schon unterwegs sind. Besser sorum als wenn nach unserem die Großonkels oder -tanten geboren würden, Millie."

"Können wir eh nichts mehr dran ändern. Opa Ferdinand wird aber jetzt wohl auf ein eigenes Schlafzimmer bestehen." Sie mußte über diese Bemerkung lachen. Laurentine wirkte immer noch irgendwie wie weggetreten. Julius sah sie an und fragte sie, ob das jetzt echt so heftig bei ihr eingeschlagen hatte.

"Na ja, ihr habt die leidige Leier mit Gaston mitbekommen und daß mir viele nach der Kiste mit meinem Zauberstab unterstellen, daß ich jetzt eh keinen mehr auf den Besen rufen könnte, weil die alle Angst vor meinen überragenden Kräften hätten, weil Millie dich ja schneller weggefischt hat. Und jetzt kommt Millies Oma, die Mutter der Nation, damit an, ich könnte ja einen ihrer noch ungeborenen Söhne heiraten."

"Die bezeichnen mich doch schon als Zuchthengst", meinte Julius. Damit traf er genau dort, wo es bei Laurentine tatsächlich gerade so wild zwickte.

"Ja, eben der Gedanke kam mir auch, daß die ja zusieht, ihren Kindern oder Enkeln geniale Fortpflanzungspartner zu sichern. Wenn sie meint, daß es nur darauf ankäme meinetwegen. Aber daß sie mir dann noch Madame Grandchapeau und Madame Delamontagne angeboten hat ist schon heftig. Denen traue ich sowas nämlich eher zu, um sich gut abzusichern. Und die werte Madame Delamontagne könnte dann als Schwiegermutter mehr in mein Leben dreinreden. Dann doch lieber Jeannes Sohn heiraten. Die hat mich nie so von oben runtergemacht, hat Claire auch immer unterstützt, als die meinen hohlen Betonschädel bearbeitet hat, ich solle mich reinhängen, um das zu lernen, was ich könnte. Claire würde sich kaputtlachen, mich noch nach ihrem Tod als Schwägerin zu kriegen. Das ging mir durch den Kopf." Julius nickte und sicherte nach allen Seiten, ob das wer mitgehört hatte. Doch Lino war in den Staaten, wo sie den Prozeß zwischen Britt und Mrs. Gildfork verfolgen wollte. Zumindest hatte Venus ihm das kurz vor seinem Dienstantritt noch mitgeteilt. Julius überlegte, ob er, wenn er nicht Millie geheiratet hätte, solange hätte warten können, um Jeannes Tochter Viviane zu heiraten, um Claires Schwager zu werden. Klar, daß Laurentine jetzt solche Gedanken hatte. Für sie war in einem Jahr Beauxbatons um. Dann würde sie zusehen müssen, wo sie unterkam. Zu ihren Eltern würde sie nicht mehr zurückkehren. Aber ob sie ihr Leben lang alleinbleiben konnte war ja auch nicht sicher. Da wühlten solche Gedankenspiele schon einiges auf.

"Perdonenme, Señora Latierra! busco Señor Molinar", sprach eine füllige, dunkelhaarige Hexe Millie an. Diese überlegte und wandte sich dann an Julius: "Die Dame sucht den Funktionär von den Peruanern. Meine Mutter wollte mit dem noch was bereden. Kannst du sie bitte mal fragen, ob sie weiß, wo der ist?" Julius nickte. Millie konnte noch immer nicht mentiloquieren. Julius konzentrierte sich und schickte die Botschaft: "Eine peruanische Dame sucht Señor Molinar. Wissen Sie, wo dieser sich gerade aufhält?"

"Der ist schon unterwegs zum Portschlüsselsammelpunkt Süd. Gab eine kleine Unstimmigkeit zwischen ihm und dem US-amerikanischen Kollegen. Konnte da leider keine Einigkeit erzielen. Sagen Sie seiner Schwester bitte, daß er mit einem Portschlüssel um halb elf abreisen möchte", empfing Julius die beinahe mit Ohren hörbare Antwort seiner Schwiegermutter. Er sagte es Millie, die für die Südamerikanerin übersetzte.

"Woher wußte die, daß es seine Schwester war?" Fragte Julius Millie.

"Weil die Funktionäre alle bei unserer derzeitigen Vorgesetzten zum Kaffeetrinken waren", erwiderte Millie darauf. Dann entschuldigte sie sich, um der Peruanerin den Ausgang zu zeigen und sie zum Portschlüsselabflugpunkt zu geleiten.

"Wenn das zwischen Claire und dir und später zwischen Millie und dir nicht gewesen wäre hätten wir zwei wohl im nächsten Jahr dieses Besenrufspiel gemacht", meinte Laurentine zu Julius. Dieser sah seine Klassenkameradin etwas perplex an und meinte dann:

"Weil wir zwei uns in zwei Welten auskennen? Ich weiß nicht, ob ich mit deinen Eltern warm geworden wäre, Laurentine. Im Grunde heiratest du ja einen Riesenstall Verwandtschaft mit. Aber Claire hätte sicher nichts dagegengehabt." Laurentine lächelte ihm zur Antwort zu. Julius erkannte wieder einmal, wie tiefgreifend Claires plötzlicher Abschied Laurentine immer noch mitnahm. Er trieb sie einerseits an, nun in allem, was in der Schule lief Höchstleistungen zu zeigen. Er hatte sie dazu gebracht, sich von ihren Eltern loszureißen, weil diese sie nicht das sein lassen wollten, was Claire sie zu sein angestachelt hatte. Was wäre alles anders gelaufen, wenn er, Julius, nicht so überaus neugierig gewesen wäre und diesen Weltuntergangspropheten Gregorian seine Endzeittiraden hätte dreschen lassen? Und wieder, wenn er sich diese Frage vornahm, fiel ihm die Antwort ein, daß dann womöglich niemand die Invasion der Schlangenkrieger aufgehalten hätte. Höchstens Anthelia. Aber genau durch seinen Einsatz lebte Anthelia überhaupt noch. Sie war wohl zweimal gerettet worden, weil er einmal den alten Zauber zur Fluchumkehr an Professeur Tourrecandide weitergegeben hatte und weil er Naaneavargia aus ihrer Gefangenschaft befreit hatte. So vieles wäre anders gelaufen, wenn er nicht zu den Morgensternbrüdern gegangen wäre. Doch Voldemort hätte dann profitiert. Seine Monsterarmee hätte die Welt verwüstet. Anthelia wäre machtlos geblieben. Alle, die ihm wichtig waren wären in ständiger Gefahr gewesen, von den Skyllianri getötet oder zu Ihresgleichen gemacht zu werden. Ohne den Apfelbaum im Garten Catherines wären die Schlangenmonster bis zu ihrem Haus vorgedrungen und hätten seine Mutter umgebracht. Die Friedenslager wären heimlich eingerichtet worden. Alle wichtigen Zauberer und Hexen, die gegen Didier aufbegehrt hatten wären eingesperrt worden. Dann fiel ihm ein, daß er das alles auch gar nicht mehr erlebt hätte. Denn spätestens während der Party bei den Sterlings hätte es ihn erwischt, ohne die vier alten Zauber. Wenn ihm jetzt einer einen dieser Zeitumkehrer hinhalten würde und sagte, er könne noch einmal in die Zeit zurück, um sich selbst davon abzubringen, zu Gregorian in sein Gemälde zu steigen, würde er dieses Angebot wohl ablehnen.

"So, bin wieder da", meldete sich Millie nach zwei Minuten zurück. "Molinar ist stocksauer. Der hat seinen Zauberstab angefaßt und sich fast damit das rechte Hosenbein weggebrannt, so heftig kamen da Funken raus. Seine Schwester wollte ihn noch mal dazu bringen, zumindest bis zum Ende der Siegesfeier hierzubleiben. So gehöre sich das für die Funktionäre der letzten vier Mannschaften."

"Laurentine und ich fragen uns, warum der Funktionär der US-Truppe noch hier ist, wo seine Mannschaft schon vor fast einem Monat aus dem Turnier geplumpst ist", bemerkte Julius.

"Eine Gildfork-Marionette, Julius. Der soll klarmachen, daß die nächste Weltmeisterschaft in den Staaten steigen soll. Außerdem will der sehen, wie wir die Abschlußfeier machen, damit seine Leute dem zwei oder drei draufsetzen können."

"Ui, ein CIA-Agent", feixte Julius. "Dann hätten sie Lino hierlassen sollen."

"CIA? Soll das eine Spionagetruppe sein?" Fragte Millie. Laurentine und Julius mußten grinsen. Julius erklärte es Millie.

"Haben die Zauberer in Amiland den gleichen Furz im Gehirn, überall die größten, die stärksten und die besten zu sein", stöhnte Laurentine. "Dafür haben wir Europäer aber die besseren zivilen Trägerraketen."

"Gut, wenn du Rußland noch zu Europa zählst", wandte Julius ein. Laurentine grummelte erst, mußte dann aber nicken.

Die Feier verlief für die Besucherbetreuer störungsfrei, wenn auch für Millie und Julius eher langweilig, weil sie nicht tanzen durften. So waren sie auch froh, als um kurz nach Mitternacht die letzten Gäste gingen und die Musiker zur Heimreise aufbrachen.

"Wir flohpulvern morgen nach Hause", sagte Gloria Porter, als sie mit den Latierres und ihrer Freundin Pina zusammen im Apfelhaus ankamen. "Ich vermisse immer noch die Ausrüstungsliste für Hogwarts."

"Kann ja auch noch keine da sein, wo Professor McGonagall erst morgen nach England will", meinte Julius. "Madame Faucon hatte es da einfacher, die Liste rumzuschicken."

"Stimmt, eigentlich könnten Pina und ich morgen noch zu ihr hin und sie uns abholen", sagte Gloria. Julius nickte.

Im Schlafzimmer meinte Millie noch zu Julius: "Laurentine steckt das von Oma Line nicht so locker weg. Ich denke, die überlegt schon, wofür die sich in den drei letzten Jahren so reingekniet hat."

"Ja, aber die denkt sicher nicht daran, darauf zu warten, ob sie Jeannes Sohn heiraten kann", meinte Julius.

"Vielleicht schläft ihr zukünftiger ja gerade schön warm verpackt unter meinem Nachthemd", meinte Millie. Doch dann mußte sie lachen. Julius konnte es sich auch nicht vorstellen, Laurentine als Schwiegertochter zu haben, wo sie ihm vorhin gestanden hatte, daß es durchaus auch was zwischen ihr und ihm gegeben hätte. Aber das, so wußten es beide, wäre dann wohl eine Notlösung, eine Zweckpartnerschaft geworden.

"Du hast wieder dran gedacht, was alles anders gelaufen wäre, nicht wahr?" Fragte Millie. Julius überlegte, ob er ihr das bestätigen sollte oder ihr vorhalten sollte, nicht an sowas gedacht zu haben. Dann sagte er:

"Das wird mir wohl immer wieder passieren, daß ich daran denke. Aber bisher komme ich immer auf dieselbe Antwort, nämlich daß ich nicht lange genug gelebt hätte, wenn ich diesen Lotsenstein nicht genommen hätte. Das mit den Schlangenkriegern stand für Voldemort schon fest, und auch das mit der Party bei den Sterlings."

"Ja, aber dann hätte Claire vielleicht schon euer erstes Kind getragen, auch wenn sie erst gemeint hätte, daß Cytheras Geburt nicht zum Nachahmen eingeladen hat." Julius erwiderte dann aber, daß dieses Kind die Skyllianri wohl nicht überlebt hätte, falls Claire nicht die ganze Zeit in Millemerveilles geblieben wäre.

"Immerhin hätte es da eine Chance gehabt, groß zu werden. Und Voldemort wäre trotz der Skyllianri von Harry Potter erledigt worden." Julius verzog das Gesicht. Das hätte dann wohl auch festgestanden. Allerdings hätte Voldemort dann nicht mit den ganzen Todessern, sondern mit den Skyllianri angegriffen. Dann hätten die Verteidiger von Hogwarts keine Chance gehabt.

"Irgendwer hat mir erzählt, daß dieser Massenmörder drauf aus war, die Schule zu kontrollieren und möglichst viele Schüler unter seiner Fuchtel da zu haben. Der kann ja kaum alles nur Schlangenkrieger da haben wollen", sagte Millie. Julius überlegte. Das stimmte. Voldemort hatte einen Narren an Hogwarts gefressen. Besser, Hogwarts war für Voldemort sowas wie ein Schatz, den er unbedingt gewinnen und horten mußte. Was hätte ihm das gebracht, da nur Schlangenkrieger drin zu haben? Dann fiel ihm aber eine brauchbare Antwort ein:

"Er hätte denen befehlen können, keinen zu beißen und alle lebend gefangenzuhalten."

"Ja, aber an Harry Potter wäre er dann doch gescheitert", sagte Millie unerschüttert. "Und ob er diese Schlangenkrieger überhaupt solange hätte halten können, wo die Entomanthropen die schon beharkt haben und die Wertiger." Julius nickte. Diese Monstergruppen hatten ja echt eine Menge angerichtet. Dann fiel ihm ein, daß er lieber schlafen wollte und sich nicht den Kopf darüber zerbrechen wollte. Millie nickte. "Aurore oder Taurus ist sicher bei mir eingezogen, Monju. Aber zur Sicherheit lasse ich das von Tante Trice morgen klären." Julius erwähnte, was er bei der Sonnenfinsternis gefühlt hatte und daß er einen Moment gemeint hatte, in der Wärme von ihr zu baden, zu ruhen und daß er deshalb sicher sei, daß Aurore oder Taurus wirklich unterwegs war, falls nicht beide zugleich über den langen Weg ins Leben kommen wollten.

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Diese Zweifußläufer hatten endlich aufgehört, mit ihren lauten Sachen herumzutröten, zu flöten und zu jaulen. Endlich war es ruhig. Als er mitbekam, daß seine Vertraute und dieses starke Männchen, das mit der tollen starken Goldschweif verbunden war in ihrem leise singenden Nest lagen und schliefen lief er durch den Garten. Irgendwas trieb ihn an, diese große runde Freifläche zu verlassen und in den Wald hinauszulaufen. Er hörte jemanden singen. Es war dieses wunderbare, verheißungsvolle, begehrende Singen eines Weibchens in der Stimmung der Liebe. Sie rief ihn. Sie wollte ihn. Sie erwartete ihn. Er richtete seine großen, spitzen Ohren auf den Ort, von dem dieses verheißungsvolle Flehen und Schmachten erklang. Das mußte dieses weiße Weibchen sein, das nicht so kräftig gebaut war wie Goldschweif und die anderen Weibchen. Doch wenn sie ihn wollte, sollte sie ihn haben. Er fühlte, wie der Drang nach der Vereinigung mit einem willigen Weibchen immer größer wurde. Auf das lockende Lied lauschend bemerkte er nicht, wie weit er sich schon von diesem großen, runden Bau entfernt hatte. Er wollte nur eins: Seinen und den Trieb des singenden Weibchens ausleben. Nur das und nichts anderes war noch wichtig.

Er durchwanderte den Wald und lief dann diesen breiten Steinweg entlang. Er hörte sie noch lauter singen und witterte, daß sie bereits in der richtigen Stimmung war. Doch dann fühlte er, daß er nicht alleine auf dem Weg zu ihr war. Sein Rückenfell sträubte sich. Er machte einen Buckel und stieß ein warnendes Knurren und Fauchen aus, als er dieses nachtfarbene Männchen sah, das viel schmächtiger gebaut war als er. Es wollte offenbar auch zu der im freien ihre Sehnsucht besingende Weibchen haben. Doch nur er durfte es kriegen, er, Dusty, der erfahrene, der schon so viele herrliche Erlebnisse mit willigen Weibchen gehabt hatte. Die meisten von denen hatten seine Jungen bekommen. Und auch dieses gerade wieder seine Lust in die Nacht singende Weibchen, sollte seine Jungen kriegen, nur seine.

"Ey, weg du!" Fauchte Stardust den schmächtigen Rivalen an. Dieser fauchte zurück: "Die gehört mir. Das ist meine."

"Nöh", zischte Dusty und fuhr alle Krallen aus. "Die ist nur für mich. Weg, du Schwächling!"

"Ich will die aber haben. Du gehörst hier nicht her. Die hat nur meine Jungen zu kriegen, ey", fauchte der schwarzfellige Rivale zurück und ging auf Dusty los, der das erst nicht begriff, daß der andere nicht begriff, daß er, Dusty, dem doch glatt überlegen war. So verpaßte er den richtigen Augenblick, der ihm entgegenschlagenden Tatze richtig auszuweichen. Der Hieb hätte sein rechtes Auge treffen sollen. Nur die in vielen Kämpfen geübten Reflexe verhinderten das. Doch die fünf Krallen schnitten durch Dustys Fell an der rechten Schulter. Doch das machte ihn nur richtig wild. Laut schreiend und Knurrend ging er zum Gegenangriff über. Beide auf das eine Weibchen ausgehenden fielen übereinander her. Der andere schrie vor Wut und wohl auch, um Dusty zu beeindrucken. Doch das wirkte nicht. Dusty hieb mit seinen Krallen nach der Nase, den Augen und Ohren, wollte dem anderen auf den Rücken springen. Er wich den Zähnen und Krallen des anderen aus. Zweimal gelang es ihm, dem anderen in die Vorderflanken zu beißen. Blut quoll hervor. Der andere kämpfte, als ginge es um sein Leben. Doch Dusty war nun nicht mehr zu halten. Er hieb und biß nach dem anderen, schaffte es, ihn mit einem gewaltigen Stoß aus dem Gleichgewicht zu bringen. Dann sprang er dem kleineren, schlankeren Männchen auf den Rücken und klammerte sich fest. Mit wütenden Bissen in den Nacken des Rivalen setzte er diesem so sehr zu, daß dessen wildes Kampfgeschrei zu einem wehleidigen Wimmern wurde. Sein Widerstand verflog. Er gab auf. Noch einmal gruben sich Dustys Zähne in das Nackenfell des anderen, bevor er, vom Kampf noch mehr zur Liebeslust angeheizt, nur noch die Stimme des begehrenden Weibchens in den Ohren und die Ausläufer ihres anregenden Duftes in der Nase hatte. Er stieß seinen Rivalen noch einmal kräftig zu Boden. Dieser wimmerte eingeschüchtert. Dusty ließ von ihm ab und zog mit hochgerecktem Schweif davon. Die andere hatte die beiden Kämpfer gehört und war näher gekommen. Sie wollte den Sieger. Sie wollte ihn. Sie würde ihn gleich haben. Er würde sie nehmen und ihr seine Jungen in den Bauch stoßen.

Als er sie richtig sah und roch wußte er, daß es dieses weiße Weibchen war, das sicher mit diesen schwächlichen Männchen verwandt war. Er lief darauf zu und zeigte sich in seiner ganzen kräftigen Pracht. Sie rollte sich vor ihm auf dem Boden herum und tränkte den Boden mit den Ausdünstungen der bedingungslosen Begierde. Er zitterte vor Erregung. Dann sprang er auf sie zu. Sie erschrak und hieb ihm ihre rechte Vordertatze ans Ohr. Doch dann hatte er sie. Er stieß sie nieder und nahm sie mit seiner ganzen, ungebändigten Lust. Sie keuchten und schnauften. Sie wimmerte, weil er ihr weh tat. Doch zugleich wollte sie ihn haben. Die Zeit verging. Er fühlte, wie er mit ihr richtig verbunden war. Kein anderer würde sie nun kriegen können. Doch sie verlor bald ihre große Lust an ihm, fand ihn nur noch lästig. Er hörte, wie sie forderte: "Jetzt weg von mir. Will dich nicht mehr." Doch er wollte noch einmal. Wieder und wieder wollte er sie. Sie hieb mit ihren Tatzen nach ihm. Versuchte, ihn von sich zu lösen, was ihr sichtlich weh tat. Doch dann hatte sie es geschafft. er verlor die Verbindung mit ihr. Doch er wollte sie wiederhaben. Sie war die einzige, die ihn jetzt gerade interessierte. Doch sie hatte genug von ihm. Sie fauchte und hieb nach ihm, wich ihm aus, wenn er sie noch einmal nehmen wollte. Erschöpft von der anstrengenden Vereinigung konnte Dusty sich nicht mehr so recht durchsettzen. Er hörte, sah und roch, daß sie ihn jetzt nicht mehr an sich heranlassen würde. Sie hatte von ihm, was sie haben wollte. Ob das jetzt seine Jungen würden war Dusty egal. Denn jetzt merkte er, daß auch er genug hatte. Wenn sie ihn nicht mehr wollte ... Er ließ sich gefallen, daß sie ihn laut fauchend von sich fortjagte und dann schwankend davonlief, überwältigt von ihrer Lust und dem wilden Liebeskampf. Dusty lauschte, ob er noch andere sehnsüchtig singende Weibchen hörte. Sicher konnte er noch einem die Nacht versüßen. Doch außer der weißen, schmächtigen hörte und roch er keine, die ihn gewollt hätte. Er roch und sah nur den schwarzen Schwächling, den er aus dem Weg geräumt hatte. Zerzaust und mit blutenden Wunden übersät schlich dieser dahin. Sicher merkte er, daß die weiße, die er eigentlich bespringen wollte genug hatte und jetzt keinen anderen mehr ranlassen würde. Doch Dusty war argwöhnisch. Die Kleine weiße sollte nur seine Jungen haben. Gut, er war sicher lange genug bei ihr gewesen, um klarzumachen, daß nur er ihr die nächsten Jungen in den Bauch gelegt hatte. Doch er kannte es, daß andere Männchen das nicht begriffen, daß sie keine Gelegenheit mehr haben sollten und wo er, Dusty, wohnte nur er, Dusty Vater neuer Männchen und Weibchen werden durfte. Der Schwarze hatte es vielleicht noch nicht so recht begriffen. Doch als der Schwächling am Ort der wilden Liebe vorbeigetrottet war und wohl riechen konnte, daß er jetzt keine Möglichkeit mehr hatte, zog er endgültig geschlagen davon. Dusty hörte noch, wie das Menschenweibchen, bei dem die Weiße wohnte, ihr die Tür aufmachte. Nein, es war das junge Weibchen Belisama, das gerne auch mit diesem starken Männchen Julius Junge haben wollte. "Na, hast du dich ausgetobt, Lauretta. Ui, siehst aber richtig ramponiert aus. Hoffentlich kriegt Tante Adele keine Angst", hörte er sie sagen. Sie klang so, als gefalle ihr, was er mit dem weißenWeibchen getan hatte. Denn sie machte diese Geräusche, die die Zweifußläufer als Lachen bezeichneten und das immer machten, wenn ihnen etwas ganz besonders gut gefiel.

Auf halbem Weg zurück zu dem runden Bau seiner zweifüßigen Vertrauten und ihres mit ihr durch das leise, warme Singen verbundenen Männchens nahm sich Dusty die Zeit, die Spuren seines kurzen Kampfes und der herrlichen wilden Liebe mit Lauretta aus dem Fell zu putzen. Er fühlte sich zwar müde, aber hochzufrieden. Er hatte gesiegt. Er hatte Lauretta, die zwar schmächtiger war als Goldschweif oder deren Töchter, an die er nicht herangelassen worden war. Doch sie hatte ihm eine sehr herrliche Zeit geschenkt und hatte jetzt wohl seine Jungen im Bauch. Allein das zählte. Als er etwas im Wald rascheln hörte merkte er, daß er Hunger hatte und suchte nach dem Geräusch. Er war gerade nahe genug an ein Mauseloch herangekommen und hätte einen strammen Mäuserich fast mit den Krallen zu packen bekommen. Da fiel von oben einer dieser nächtlichen Jägervögel herunter, und zwar ein ziemlich großer. Dusty wußte, daß er sich mit dem nicht anlegen sollte und überließ ihm die sichere Beute, die nur einmal kurz quiekte und dann nichts mehr von sich geben konnte. Doch die Nacht war noch jung. Er setzte sich vor das Mauseloch. Tatsächlich wagten es drei weitere Mäuse, in die Nacht hinauszugehen. Er konnte sie alle erwischen. Doch richtig satt wurde er nicht. Dann mußte er wohl einen dieser Zwitschervögel fangen, die in den Bäumen schliefen, bevor er am Morgen wieder bei dem Rundbau sein wollte.

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Julius stand auf dem Mond. Zumindest sah es so aus wie auf dem Mond. Die Sonne war wohl gerade auf der anderen Seite. Doch ihr Licht wurde von einer großen blauen Kugel zurückgeworfen, die viermal so groß und mindestens doppelt so hell wie der Vollmond am pechschwarzen, von winzigen, klar und flackerlos leuchtenden Sternen gepunkteten Himmel stand. Julius sah einen großen, dunklen Fleck auf dem makellosen Hellblau dahinwandern und erkannte, daß es der Schatten des Mondes war, der gerade die Oberfläche des blauen Planeten überstrich. So sah das also vom Mond her aus, wenn auf der Erde eine totale Sonnenfinsternis zu sehen war. Auch faszinierend, dachte Julius, der überhaupt keinen Gedanken daran verschwendete, daß er hier oben ohne Raumanzug eigentlich nicht überleben konnte. Als ihm das klar wurde hörte er in der Ferne lautes Muhen. Er sah den dunklen Fleck auf der Erde größer und größer werden, bis er meinte, ihn ihn wie in ein schwarzes Loch hineinzustürzen. Das Muhen wurde lauter und zerriß die Dunkelheit. Er war wieder wach. Das Brüllen kam von der verkleinerten Temmie her, die darauf wartete, daß jemand ihr kurz über die angeschwollenen Zitzen strich, um den eingewirkten Weckzauber zu beenden. Julius stand auf. Ein neuer Tag hatte angefangen.

Millie hatte wieder Mühe, sich aus dem Bett zu erheben. Irgendwie brauchte sie jetzt einige Sekunden, bis ihr Kreislauf sich auf den Tag eingestellt hatte. Heute würde ihre Tante Béatrice endlich erkennen können, ob das von einer größeren körperlichen Umstellung herkam oder doch nur aus dem Wunschdenken Millies passierte. Julius sah sich im Schlafzimmer um. Irgendwie sagten ihm alle Möbel und das durch die zugezogenen Vorhänge sickernde Sommermorgenlicht, daß heute ein besonderer Tag war. Er fühlte es förmlich, daß alles um ihn anders war. Doch es verunsicherte ihn nicht, sondern bestärkte ihn, diesen neuen Tag, dieses andere der Welt, mit offenen Armen und mutigen Schritten zu begrüßen. Vielleicht lag es auch an der Herzanhängerverbindung, daß er unbewußt Millies Vorfreude und Empfindung teilte. Doch auch wenn das so war, war es auch seine Empfindung.

Gloria und Pina schliefen wohl noch. Womöglich hatten sie wieder die Alraunenohrenschützer auf, um nicht von Temmie wachgemuht zu werden. Da Julius nicht wagte, die beiden Schulfreundinnen in ihrem Zimmer aufzuschrecken überließ er es Millie, als sie zusammen das Frühstück vorbereitet hatten.

"Ui, irgendwer hat mir Blei in die Füße gegossen", maulte Gloria, während Pina keine Probleme mit dem Aufstehen hatte. Gloria erwähnte, daß sie wohl wegen der Lauferei und Steherei gestern und dann noch der Siegesfeier mit den vielen Tänzen erschöpft sei. Julius hörte es sich an. Sicher hätte er gestern auch keinen Tanz ausgelassen, wenn er nicht im Dienst gewesen wäre.

"Sieh zu, daß du das loswirst, Gloria, bevor Millies Tante noch meint, dich noch mal ins Bett zu schicken", feixte Pina, die offenbar keine Probleme mit dem gestrigen Tag gehabt hatte.

"Wieso sollte die das? Ich bin hier, und die ist im Château Tournesol", grummelte Gloria.

"Um elf kommt sie zu uns rüber, um mich zu untersuchen", sagte Millie. Pina sah sie leicht betreten an, lächelte dann aber. Gloria nickte schwerfällig. Dann sagte sie:

"Da bin ich dann aber bei meinen Eltern. Um halb zwölf geht's nach Hause. Apropos, Millie und Julius, steht das noch mit dem Wunsch, meine Oma Grace zu treffen?"

"Hmm, ich hoffe mal, bis zum fünfzehnten alles erledigt zu haben, was für uns noch anfällt", sagte Julius. Gloria hatte ihm und Millie ja angeboten, eine Einladung für die sogenannte Sickelhochzeit ihres Onkels Victor und ihrer Tante Greta zu besorgen. Millie nickte. Sie räumte dann jedoch ein, daß sie erst einmal wissen wolle, ob sie und Julius im nächsten Jahr ein Ehegattenzimmer bekommen würden oder weiterhin getrennt schlafen würden.

"Stimmt, wenn ihr zwei schon für Nachwuchs gesorgt habt könnte meine werte Großmutter Grace, zu der ich ab dem ersten September wieder Professor Craft sagen muß, Onkel Vick und Tante Greta in den Ohren liegen, daß die ihr noch immer keinen Enkel vorgestellt haben und meine Eltern fragen, ob ich echt die einzige nachgeborene Porter bleiben soll. Die ist nicht so drauf wie die runde Madame Ursuline. Die will haben, daß andere neue Kinder kriegen."

"Tja, Glo, dann hängt es nachher an dir", feixte Pina. Gloria sah ihre Haus- und Schulkameradin verdrossen an und erwiderte:

"Erst wenn ich lange aus Hogwarts raus bin. Aber wenn ich mal wen finden sollte, mit dem ich wen neues in die Welt setzen möchte, kannst du gerne Patin werden, wenn es ein Mädchen wird, Pina."

"Und wenn es ein Junge wird?" Fragte Pina herausfordernd.

"Können sich Kevin oder Julius drum bewerben", erwiderte Gloria. "Aber nur, wenn Kevin sich nicht noch mal auf ein widersinniges Wettsaufen einläßt."

"Hmm, dann sollten wir es deiner Oma besser nicht sagen, falls Millie und ich schon ein Kind auf den Weg gebracht haben", wandte sich Julius an Gloria. Diese runzelte die Stirn. dann schüttelte sie den Kopf. "Ihr könnt das halten wie ihr wollt. Wenn ihr echt schon drauf ausgeht und das mit allen Folgen durchstehen wollt, kriegt Oma Grace das eh irgendwann mit und kann sich das dann ausrechnen. Ihr habt ja keinen Vertrag unterschrieben, ihre Ahnenlinie zu verlängern wie sie das von Mum und Onkel Vick immer mal wieder behauptet." Pina schien heute darauf auszugehen, sich von Gloria eine Ohrfeige oder gar einen Fluch einzufangen. Denn sie sagte mit spöttischem Blick und Tonfall:

"So ein Pech für dich, Gloria, daß Julius sich von Millie hat einfangen lassen und mit dir so'nen Vertrag nicht machen kann."

"Ähm, Pina Watermelon, du rutschst bedenklich nah ans vordere Besenende hin. Abgesehen davon zeigen die drei Finger derselben hand, mit der du auf mich zeigst auf dich selbst, will ich dir nur sagen", schnarrte Gloria unüberhörbar verdrossen zurück. Pina schlug ihre wasserblauen Augen nieder. Gloria hatte genau gewußt, wie sie sie aus dem Konzept bringen konnte. Millie nahm dieses Geplänkel mit heimlicher Genugtuung wahr. Julius sagte dann:

"Mädels, gestern wart ihr schön friedlich und umgänglich. Sagt jetzt nicht, daß sei nur Tarnung gewesen!" Die beiden Hausgäste lachten laut. Gloria deutete auf Pina und sagte, daß sie mit diesem "albernen Getue" angefangen habe und sie sich nur hatte wehren müssen. Pina erwiderte darauf, daß Gloria damit angefangen habe, weil sie ja meine, ihre Großmutter Grace wolle unbedingt haben, daß ihre jüngeren Anverwandten sich mit Babys ranhielten. Millie mußte darüber lachen und sagte:

"Könnte sich deine Oma Grace sicher gut mit Oma Line verstehen."

"Das dann doch nicht, Millie", erwiderte Gloria. "Dafür ist Mums Mutter doch zu damenhaft erzogen worden. Wenn die sowas sagt, dann immer nur in verklausulierten Andeutungen und wenn sie noch andere Vorhaltungen anbringen möchte, in denen sie sowas gut unterbringen kann. Nur, damit ihr beiden versteht, was da vorgeht, wenn ihr sowas mitkriegen solltet. Jetzt, wo Oma Grace als Lehrerin arbeitet macht sie noch mehr auf Anstandsdame. Von der haben wir Immaculata, die gemalte Haushälterin. Ärgert sich meine Mutter heute noch drüber, daß sie dieses Hochzeitsgeschenk nicht konsequent zurückgewiesen hat."

"Oh, dann hat Immaculata noch einige Gegenstücke irgendwo hängen?"

"Ja, bei sich hängt eins und Tante Greta und Onkel Vick haben auch eins. Aber die hängen es nur raus, wenn sie in die Ferien fahren, während Daddy findet, daß sie mit unserem Hauselfen gut zusammenarbeitet."

"Ach, dann bekommt deine Oma auch mit, was bei ihren Kindern so abgeht?" Fragte Millie und Nahm ihrem Mann die Worte gerade noch von der Zungenspitze. Julius nickte beipflichtend. Gloria sah ihre Gastgeberin an und mußte schwerfällig nicken. Dann legte sie ihren rechten Zeigefinger auf ihre geschlossenen Lippen. Danach raunte sie leise: "Aber das müßt ihr nicht erwähnen, daß ihr das wißt." Millie, Pina und Julius nickten.

Weil das Wetter so schön war frühstückten die Latierres und ihre verbliebenen Hausgäste im Garten. Der Knieselkater Sternenstaub, den Millie und Julius hier nur Dusty also Stäubchen riefen, kam aus seiner in einem Baum hängenden Behausung heraus. Julius sah sofort, daß der mondlichtfarbene Kniesel einige Schrammen abbekommen hatte und fragte ihn, ob er in der Nacht gegen irgendwen gekämpft hatte. Millie übersetzte, was Dusty nur für sie verständlich antwortete und lachte. "Wenn der echt Lauretta beglückt hat können wir uns mit Seraphine, Elisa und Belisama drüber unterhalten, wer die Jungen kriegt."

"Der schwarze Kater war sicher Monsieur Charbon, der Kater von den Pieres. Aber die wohnen weiter von den Lagranges weg als wir."

"Lauretta hat die beiden wohl voll angemacht", erwiderte Pina. Gloria rümpfte die Nase. "Das sagt man halt so, Gloria", knurrte Pina verdrossen.

"Nicht in Beauxbatons", grummelte Gloria. "Und nicht vor den Ohren von Oma Grace und meiner hoffentlich in Frieden ruhenden Oma Jane."

"Ach ja? Wie sagen die das denn, Gloria?" Schnaubte Pina verstimmt. Julius wollte schon einschreiten, daß die beiden jetzt nicht herumzuzicken bräuchten als der Briefkasten klapperte. Das tat er nur, wenn wer was in ihn hineingeworfen hatte und es niemand von den Hausbewohnern bisher für nötig gehalten hatte, es wieder herauszuholen. So nutzte Julius diese Unterbrechung, um nachzusehen, was der Briefkasten loswerden wollte. Es waren die beiden Zaubererweltzeitungen aus Frankreich, der Tagesprophet vom elften August und zwei dicke Briefumschläge mit dem Wappen von Hogwarts darauf. Die beiden Briefe waren für Pina und Gloria.

"Huch, jetzt erst", bemerkte Pina, als sie den für sie zugestellten Brief bekam. Gloria fragte laut, ob Professor McGonagall die Briefe persönlich abgeliefert haben mochte. Doch das konnte ihr keiner beantworten. So las sie ihren Brief. Dann fragte sie, ob Lino wirklich mit Brittany in den Staaten sei. Julius bestätigte das.

"Hier steht, daß Ginny Weasley und Dustin Benchwood das neue Schulsprecherpaar sind und alle Schülerinnen und Schüler, die bis zum dreißigsten Oktober siebzehn Jahre alt werden oder bereits siebzehn Jahre alt sind Festumhänge besorgen möchten. Na, was sagt uns das?" Fragte Gloria.

"Was wohl", grinste Julius, während Millie verhalten nickte. Pina fragte dann, ob es wieder ein trimagisches Turnier geben würde. Gloria bekräftigte, daß nur das gemeint sein könne. "Und noch mehr, Pina. Das Turnier findet nicht in Hogwarts statt, weil ja sonst jeder Schüler einen Festumhang anzuschaffen hätte. Da aber nur die bis zum dreißigsten Oktober volljährig gewordenen einen anschaffen sollen findet es sicherlich in Durmstrang oder Beauxbatons statt."

"Ganz sicher bei uns", erwiderte Millie. "Bei uns steht in der Ausrüstungsliste, daß für dieses Schuljahr ein Festumhang für alle Schüler empfohlen wird. Julius hat gesagt, daß das so damals auch in der Ausrüstungsliste bei euch gestanden hat, als unsere Leute bei euch waren." Julius nickte.

"Besser als in Durmstrang", grummelte Pina. "Schön, dann wird es sicher noch was geben, wenn Professor McGonagall festlegt, wer da hinfährt."

"Sicher die, die die Sprache können oder schnell weit genug können, um da nicht zu verhungern", erwiderte Gloria und deutete von sich auf Pina und zurück. Pina strahlte. Dann hätte sich das wirklich für sie gelohnt.

"Tja, dann fehlt nur noch die offizielle Bekanntmachung", sagte Julius.

"Ja, und diesmal kommt uns kein Draco Malfoy damit blöd, wenn das schon so früh rumgeht", erwiderte Pina darauf. Gloria und Julius nickten.

"Steht denn was davon in der Zeitung?" Fragte Millie und griff zur Temps de Liberté. Julius nahm den Miroir Magique, während Gloria den Tagespropheten nahm. In der von Gilbert Latierre herausgegebenen Zeitung stand drin, daß am dreizehnten August das Komitee für die Quidditchweltmeisterschaft 1999 zusammentreten würde, um das Turnier offiziell abzuschließen. Gilbert brachte ein Interview, das er mit seiner Cousine Hippolyte geführt hatte. Diese lies anklingen, daß das Komitee zufrieden mit der Durchführung sei und sich nun anderen Herausforderungen stellen würde. Das war für Julius schon so wie eine amtliche Verlautbarung. Im Tagespropheten stand etwas, das Gloria einmal grinsen lies und dann verdrossen dreinschauen machte.

"Die schreiben, daß Rita Kimmkorn wegen dringender Angelegenheiten nicht über das Spiel um Platz drei und das Finale berichten konnte, weil sie darum gebeten worden sei, zu der Biographie über Snape zu sprechen. Da sie nicht wisse, wie lange sie dafür fortbleiben müsse könne sie leider nicht weiter über den Ausklang der Quidditchweltmeisterschaft schreiben, würde sich aber wohl demnächst wieder mit interessanten Artikeln zu Wort melden. Ich dachte, die hätten sie ganz aus dem Verkehr gezogen."

"Dachte ich auch", erwiderte Julius darauf. Er durfte nicht verraten, daß er schon seit mehreren Tagen wußte, daß das französische und das britische Zaubereiministerium einen fragwürdigen Handel mit der überneugierigen Reporterhexe abgeschlossen hatten. Womöglich hatte sie zwischen Gefängnis, Verbleib in ihrer Animagus-Form oder bedingungslose Arbeit für geheime Stellen des Ministeriums wählen dürfen. Warum nicht jemanden benutzen, die sich heimlich irgendwo einschleichen konnte? Sicher ging das gegen Nocturnia oder Anthelias Schwesternschaft. Doch ob das echt richtig war, erwischte Straftäter zu willigen Handlangern zu machen wußte Julius nicht zu sagen. Immerhin hatte Bettys und Jennas Mutter ausführlich und voller Gefühl über das letzte Spiel von Aidan Lynch und das Finale geschrieben. Die totale Sonnenfinsternis wurde nur am Rande erwähnt, weil sie ja eben auch nur an wenigen Orten Großbritanniens gesehen werden konnte. Der Miroir hatte hingegen ausführlich über dieses Naturschauspiel berichtet und auch erwähnt, daß eine Sonnenfinsternis nicht nur erhaben und schön sein konnte, sondern auch von finsteren Magiern und böswilligen Hexen ausgenutzt werden konnte, um dunkle Zauber besonders gut zu wirken. Julius fragte sich, ob Anthelia diese Sonnenfinsternis für ihre Zwecke ausgenutzt hatte, während er und Millie sich an ihr erfreut hatten. Doch laut wollte er das nicht sagen.

"Morgen soll ein ausführliches Interview mit Aidan Lynch gebracht werden", erwähnte Gloria noch, bevor sie den Tagespropheten an Pina weitergab.

So verging die Zeit mit Frühstücken und Zeitunglesen. Gegen zehn Uhr packten Pina und Gloria ihre Sachen zusammen. Pina wirkte ein wenig traurig, jetzt von hier fortgehen zu müssen. Julius bemerkte das und bot ihr an, daß sie im nächsten Sommer wieder zu ihm und Millie kommen könne. Pina meinte dazu:

"Du meinst, daß wir dann unsere Schulzeit ordentlich verabschieden sollen?" Fragte Pina. Julius nickte. Zumindest hoffte er, daß es im nächsten Sommer was zu feiern geben würde.

Gegen viertel vor elf verabschiedeten sich Pina und Gloria bei den Latierres und bedankten sich noch einmal sehr herzlich für die Unterbringung und die abwechslungsreiche Zeit in Millemerveilles. "Es war schön hier und sehr nett, daß ihr es hinbekommen habt, trotz der ganzen Arbeit für die Weltmeisterschaft noch genug Zeit für uns zu finden. Ich kläre das mit Tante Greta und Onkel Vick, ob ihr am fünfzehnten rüberkommen könnt", bekräftigte Gloria. Dann disapparierten sie und Pina, um sich mit glorias Eltern zu treffen, um die letzten Abreisevorbereitungen zu treffen. Jetzt waren Millie und Julius alleine vor dem Apfelhaus.

"Wahnsinn, wie schnell so ein Monat vergeht", stellte Julius fest. Millie erwiderte darauf:

"Pina hängt immer noch an dir. Die hat mich sehr streng angesehen und gesagt, ich sollte dich bloß nicht in irgendwelche fiesen Sachen reinrasseln lassen, weil ich sonst Ärger bekäme. Wenn die wüßte."

"Was hast du ihr darauf geantwortet?" Fragte Julius.

"Das ich schon aus ganz eigenem Interesse drauf aufpasse, daß du mir nicht verheizt wirst, weil ich sicher nicht als alleinerziehende Mutter herumlaufen möchte wie Connie Dornier."

"Gleich kriegen wir es offiziell", sagte Julius darauf. "Irgendwie ein komisches Gefühl, wie vor einer Prüfung. Ich bin Froh, es jetzt vor mir zu haben und habe doch ein wenig Angst, irgendwas falsch zu machen oder das irgendwas anderes passieren kann."

"So geht es mir auch. Ich freue mich aber richtig drauf, wenn wir zwei bald zu dritt sind, Monju. Auch wenn ich dabei wohl am meisten durchzumachen habe will ich das jetzt wissen, was Oma Line so toll dran findet und warum Leute wie Eleonore Delamontagne auch noch so spät noch mal darauf ausgehen."

"Connie hatte zwischendurch Angst, doch daran kaputtzugehen. Aber die war ja alleine damit, auch wenn wir Pflegehelfer um sie herum waren. Ich bin auf jeden Fall für dich da, wie immer Tante Trices Untersuchung gleich ausfällt. Doch ich denke, wir zwei wissen, daß es geklappt hat. Ich habe das gestern so gefühlt, als wäre ich noch mehr mit dir verbunden als vorher."

"Ich denke, wir schaffen das, auch wenn du das immer noch nicht so richtig an dich ranlassen möchtest, daß wir zwei schon vor dem letzten Schultag in Beaux für wen neues mitplanen müssen. Ich weiß, daß ihr Jungs gerne nach der Schule eure ganze angestaute Entdeckerlust ausleben wollt und euch nicht drum scheren möchtet, für ein festes Heim und andere mitzudenken. Ich verspreche dir aber, daß du das nicht bereuen wirst, mit mir und unseren Kindern zu leben."

"Ich hoffe, dir bei dem ganzen dann genauso helfen zu können wie du mir geholfen hast, als ich drei Monate lang nicht so recht ich selbst war", sagte Julius.

"Genau deshalb fühle ich mich dabei nicht so unsicher, weil ich weiß, daß wir zwei echt zusammengehören und daß wir das alles zusammen durchstehen können."

"Hmm, das wird aber dann was, wenn das trimagische Turnier läuft. einerseits wäre es doch genial, wenn einer von uns dabei mitmachen könnte. Andererseits möchte ich nichts riskieren."

"Da reden wir zwei in aller Ruhe drüber, wenn wir alles wissen, was dazu nötig ist", vertagte Millie die von Julius aufgeworfene Frage auf später. So sagte er, daß er das Gästezimmer aufräumen und putzen wolle, damit Millie in Ruhe auf Béatrice Latierre warten könne.

"Nix, Monju. Du bleibst jetzt bei mir, bis Tante Trice raushat, ob wir zwei wen neues hingekriegt haben. Ich sehe nicht ein, warum du davon nicht alles mitbekommen sollst, außer den Wehen."

"Das sag mal Madame Rossignol, wenn es drum geht, ob die mich für klar genug hält, dabei zu sein", erwiderte Julius.

"Du hast dir das zweimal angesehen, da wirst du das sicher auch bei mir aushalten", erwiderte Millie. Doch sie wußte, daß Julius wußte, daß es eine ganz andere Sache war, ein fremdes Kind auf die Welt kommen zu sehen oder das eigene. Doch Julius würde sicher sehr gerne zusehen, wo sein Vater seine Ankunft schon nicht mitkriegen wollte.

Um genau elf Uhr fauchte Béatrice Latierre durch den Kamin. Sie fragte erst, ob Gloria noch da sei. Als Millie ihr sagte, daß Gloria und Pina schon weg seien meinte die Tante und Heilerin:

"Ich habe das von Maman mitbekommen, daß Gloria gestern mehr getanzt als gegessen und getrunken hat. Ich hätte ihr und der Kollegin Pomfrey gerne noch einige Ratschläge für das kommende Jahr mitgegeben. Hat sie wohl sichtlich beeindruckt, wie durchsetzungsstark ich sein kann. Dann kommen wir gleich zum eigentlichen Grund meines Hierseins. Millie, du hast gesagt, daß Julius dabei sein soll. Viele Hexen wollen das erst für sich selbst wissen um zu entscheiden, wie sie mit dem möglichen Kindsvater darüber sprechen können. Möchtest du diese Gelegenheit wahrnehmen oder nicht?"

"Ob Julius es eine Minute nach dir oder zur selben Zeit erfährt tut echt nichts zur Sache, Tante Trice. Ich möchte, daß er das mit mir zusammen mitbekommt. Immerhin geht es ihn ja genausoviel an wie mich", bekräftigte Millie. Julius verhielt sich so ruhig er konnte.

"Okay, dann suchen wir einen ruhigen Raum auf", sagte Béatrice und rückte ihre Heilertasche zurecht. Julius folgte den beiden Hexen in ein spärlich möbliertes Zimmer, in dem außer einem Schrank und einem kleinen Tisch eine Wiege stand. Hier, in der dritten Etage des Apfelhauses, würde das erste gemeinsame Kind sein eigenes Zimmer bekommen, hatten Millie und Julius beschlossen. Béatrice förderte eine breite, gepolsterte Liege, einen Trichter und eine große Phiole aus ihrer Heilertasche. Millie mußte ihren Unterleib freimachen, eine Urinprobe durch den Trichter in die Phiole abgeben und sich danach auf die Liege legen. "Haben wir schon mal gemacht", sagte Béatrice. "Allerdings kann ich jetzt erst exakte Ergebnisse erzielen. Julius stand an der Zimmertür, um nicht im Weg zu stehen. Béatrice winkte ihn jedoch heran. "Jetzt nützt keine falsche Schüchternheit, junger Mann. Kuck dir das ruhig an, wie ich mit Millie verfahre!" sagte sie. Dann vollführte sie mit ihrem Zauberstab einige Bewegungen über Millies bloßem Unterleib. Zwischen Bauchnabel und Geschlecht ließ sie den Zauberstab einige male sanft pendeln. Sie sagte jedoch kein Wort. Julius sah ihr aber an, daß sie eine Reaktion erzielt hatte. Und Millie mußte unwillkürlich grinsen, als kitzele ihre Tante sie an einer besonders empfindlichen Stelle. Julius sah im Moment nur Millies freien Unterkörper. Es war ja nicht das erste Mal, daß er sie so sah. Aber sich vorzustellen, daß dort in ungefähr neun Monaten ein neues Menschenkind herausschlüpfen würde machte diesen intimen Anblick zu einer besonderen Sache. Béatrice stupste ihn sacht an und fragte ihn:

"Hat die werte Kollegin Matine dir den Fructoscillatus-Zauber beigebracht, als du von ihr als Ersthelfer ausgebildet wurdest?"

"Nein, den hat sie mir nur erklärt. Der wäre nur bei Schwangeren bis zur siebten Woche angezeigt, weil das ein reiner Hebammenzauber sei, den nur Hexen in der Heilerinnenausbildung erlernten."

"Schade, sonst hätte ich dich den ausprobieren lassen, ob du deine Frau damit besser kitzeln kannst als ich", sagte Béatrice. Julius empfand diese private, ja sehr nahe Umgangsform seiner Schwiegertante als beruhigend, wußte jedoch, daß die Heilerin auf ihrem Gebiet auch knallhart durchgreifen konnte.

"Der geht auch nur bei Schwangeren bis zur neunten Woche", sagte Millie. "Sonst rüttelt der Mutter und Kind so heftig durch, daß es brummt, hat meine Pflegehelferausbilderin gesagt."

"Ja, und da ich diese Dame heute morgen gewaschen, angezogen und mit ausreichend Nahrung versorgt habe weiß ich auch, daß sie dir beigebracht hat, daß du von ihr gelernt hast, warum das so ist. Erzähl es deinem Angetrauten bitte!"

"Nicht nötig, weiß der doch schon von Cythera Dorniers Ankunft her", erwiderte Millie. Julius nickte und setzte an, zu erklären, daß der Zauber eine Art Nachschwingung erzeugte, die bei einer mit einer Leibesfrucht besetzten Gebärmutter verstärkt wurde, sobald das ungeborene Kind hundertmal größer als die einzelne Eizelle war, je größer, desto stärker. Allerdings würde die Rückkopplung nur im Zauberstabarm der Anwenderin zu spüren sein.

"In Ordnung, alles richtig", erwiderte Béatrice Latierre. "Deshalb gehört zu einer Untersuchung auch eine organische Probe, die von anderen Heilerinnen nachvollzogen werden kann, falls es umstritten ist, ob eine Schwangerschaft begonnen hat oder nicht." Damit reichte sie Julius die von Mildrid genommene Urinprobe. "Die Prüfung kannst du aber ausführen. Ich habe die drei bekannten Indikatorlösungen mitgebracht. Eine würde ausreichen. Aber ich gehe da auf Nummer sicher, seitdem ich meine eigenen Geschwister auf die Welt holen durfte, weil meine werte Stammpatientin und Lebensspenderin ja immer wieder drauf gehofft hat, unsere Familie noch größer werden zu lassen. Julius nahm die mit "Kristallisatorlösung" beschriftete Phiole und füllte daraus etwas in ein kleines dünnes Glas, das den Reagenzgläsern eines Muggelweltchemikers ähnelte. Dann träufelte er wie empfohlen ein Achtel der Lösung in das Glasröhrchen, verkorkte es mit eingeschliffener Routine und schwenkte es mehrmals, bis die Lösung und die Harnprobe vollständig vermischt waren. Danach hängte er das Röhrchen in einen kleinen Drahtständer ein, den Béatrice ebenfalls aus ihrer Heilertasche hervorgeholt hatte. In der Zeit füllte die Heilerin ein zweites Röhrchen mit einer Lösung, die bei positivem Resultat hellrot aufleuchten würde. Die dritte Probe sollte bei positivem Ergebnis ähnlich blau umschlagen wie seine Mutter es ihm von den Testlösungen der magielosen Welt erzählt hatte. All das wirkte mit bestimmten Botenstoffen zusammen, die bei nichtschwangeren fehlten. Julius' Reagenz verfärbte sich bereits silbern. Er sah, wie erst winzige und dann immer größer werdende Körnchen auf den Grund des Röhrchens sanken. Die Kristallbildung, so wußte Julius, würde die bereits verstrichene Zeit seit der Empfängnis darstellen. Plusminus einen Tag. An den Teilstrichen am Rand des Röhrchens konnte Béatrice das Ergebnis so genau ablesen, wie es die nicht in hundertprozentige Meßraster zwingbare Biologie zuließ. Zehn Minuten mußte die Lösung abreagieren. Dann stand das Ergebnis fest. Julius blickte jedoch jetzt schon auf die voranschreitende Kristallbildung. Sie sagte ihm, daß Millie wirklich schwanger war. Sie bildete es sich nicht ein. Ihr Körper hatte sich auf vierzig Wochen Sonderschicht umgestellt. Daß auch die zweite Lösung so reagierte, wie es bei Vorhandensein des wichtigen Botenstoffes vorgesehen war und die dritte Lösung bereits einen immer deutlicheren Blauton bekam war nun nicht mehr so wichtig. Nur wenn wirklich eine befruchtete Eizelle im Mutterleib eingenistet war wurde dieser Botenstoff ausgeschüttet und mit dem Urin ausgeschieden.

"Deutlicher geht's nicht", stellte Béatrice fest, als sie die Kristallbildung überblickte, auf die Julius sich voll konzentrierte. "Alle drei organischen Prüfungen sagen, daß Sie erfolgreich ein Kind empfangen haben, Madame Latierre. Darf ich Ihnen gratulieren, oder empfinden Sie dieses Ergebnis als ein Problem?"

"Absolut nicht, Mademoiselle Latierre", lachte Millie. "Ganz eindeutig und absolut nicht", bekräftigte sie mit unüberhörbarer Euphorie. Dann fiel ihr auf, daß sie noch entblößt auf der Untersuchungsliege lag.

"Das muß auch so sein, weil ich mir gleich noch unter dem Vergrößerungseinblickspiegel ansehen möchte, ob auch alles da liegt, wo es hingehört. In seltenen Fällen kommt es vor, daß ein befruchtetes Ei außerhalb der Gebärmutter aufkeimt, wo es absolut nicht hingehört. Dann müßte ich eine noninvasive Korrektur durchführen. Habe ich in der Ausbildung in der Delourdesklinik gelernt aber bis heute nicht nötig gehabt."

Julius hörte das alles wie aus großer Ferne. Jetzt, wo Millies Glücksgefühle auch ihn durchfluteten, fühlte er auch eine merkwürdige Erhabenheit, aber auch ein gewisses Unbehagen. Er wurde Vater. Er hatte mit gerade einmal siebzehn Jahren ein Kind gezeugt, um das er sich kümmern und für das er leben mußte. Andere Jungen in seinem Alter hatten da noch ganz andere Sachen im Kopf und würden dieses Ergebnis als Alptraum ansehen, plötzlich auf jeden unverbindlichen Spaß verzichten zu müssen, sich darauf einrichten, etwas zu tun, was einem Kind einen sicheren Weg ins Leben ermöglichte. Viele nach Muggelrecht minderjährige Väter scheuten davor zurück. Teenie-Mütter trieben unerwünschte Kinder ab oder gaben sie zur Adoption frei, wenn sie nicht genug Rückhalt in der Familie hatten, alles durchzustehen. Er wußte auch, daß viele dieser Mütter Jahre später traurig waren, nicht mitbekommen zu haben, was mit ihren ungeplanten Kindern passierte. Andere sahen in so frühen Schwangerschaften etwas wie unnötige Belastungen, ja Krankheiten, die man möglichst schnell ausräumen und noch schneller unter den Teppich kehren mußte. Da waren Constance, die erst widerwillig und dann freudig ihre Mutterschaft hingenommen hatte und jetzt Millie sicher große Ausnahmen. Er dachte unpassenderweise an jenen dummen Spruch: "Mit siebzehn schon einen festen Freund, aber dabei den zweiunddreißigsten Geburtstag der Mutter vergessen." Millie würde achtzehn Jahre alt sein. Aber das war trotzdem noch sehr jung. Zu jung? Ihm fielen Dokumentationsfilme über die Steinzeit wieder ein. Da galt eine Frau schon als erwachsen, wenn sie empfangen konnte. Und im Mittelalter konnten manche jungen Mädchen schon mit vierzehn verheiratet werden und mit fünfzehn das erste Kind zur Welt bringen. Das war ja das, was Laurentine an den Weihnachtstagen des dunklen Jahres erwähnt hatte. Die vor allem von den Katholiken so geheiligte Gottesmutter mußte nicht als Jungfrau ihr Kind bekommen haben, sondern konnte einfach nur eine junge Frau oder noch ein Mädchen gewesen sein. Da damals noch nicht viel mit Verhütung war konnten Frauen mit dreißig Jahren schon zehn Kinder geboren haben. Das ging ja nur, wenn sie schon vor dem zwanzigsten Lebensjahr damit anfingen. Schon seltsam, worüber er so nachdachte. Doch am Ende überwog die eigene Erkenntnis, daß er etwas bleibendes, etwas lebendiges hinbekommen hatte, etwas, daß sein Leben von Grund auf umkrempeln würde. Auch die von Millie auf ihn überfließende Glücksstimmung scheuchte die Bedenken fort. Sie trug sein Kind und war glücklich. Welches Kompliment konnte eine Frau ihrem Gefährten machen, daß so stark wirkte wie dieses Glücksgefühl, das Kind des geliebten Mannes zu bekommen? Sicher, wer und was dieses Kind wurde konnte damit nicht beantwortet werden. Doch lag es bei ihm, Julius und bei Millie, dafür zu sorgen, daß in ihrem Leib keine zweite Anthelia und kein zweiter Lord Voldemort heranwuchs.

"Hallo, wir sind noch nicht fertig", schritt Béatrice streng ein, als Millie und Julius sich im Rausch der Euphorie um den Hals fallen wollten. Sie drückte Julius zurück und stieß Millie unnachgiebig auf die Untersuchungsliege zurück. Dann ging sie daran, durch einen Einblickspiegel und ein Vergrößerungsglas nachzusehen, wo der Embryo sich befand und ob es nur einer war oder mehrere. Was für ein Geschlecht das Kind haben würde würde erst ab dem vierten Monat zu erkennen sein.

"Ich sehe da ein winziges Kügelchen, genau da, wo es hingehört", sagte Béatrice, als sie tief gebückt über der Liege stand. "Da muß ich nichts ändern. Das sitzt richtig." Sie zog Julius sanft zu sich heran und half ihm, die beiden Einblickinstrumente richtig zu handhaben. Julius sah erst ein Meer aus rötlichen Adern und Vorsprüngen. Dann konnte er das durchsichtige Gebilde erkennen, das tief eingegraben ruhte. Es pulsierte noch nicht, es hatte noch kein Herz. Doch Julius wußte, daß er ihm beim Wachsen zusehen konnte, wenn er mindestens eine halbe Stunde so dastehen würde. Er konnte sogar schon winzige Stümpfe sehen, dort wo mal Kopf, Arme und Beine ausgebildet würden. Er fragte Béatrice, ob noch eine Aufteilung in zwei Kinder möglich sei.

"In dem Stadium nicht mehr, Julius. Das hätte schon vor einer Woche passieren müssen oder gleich nach der erfolgreichen Zeugung. Es gab Fälle, wo Mütter darauf bestanden haben, mindestens zwei Kinder zu bekommen und es skrupellose Zeitgenossen gab, die die gerade eingenisteten Embryonen in zwei oder drei Teile zerlegt haben, die sich dann zu eigenständigen Föten weiterentwickelten. Aber das ist seit 1829 strafbar", sagte die Heilerin. Dann nahm sie noch weitere Untersuchungen vor, die ihr sagten, ob im Verlauf der Schwangerschaft mit Tränken wie Fortuna Matris oder anderen Heilzaubern eingegriffen werden mußte. Danach sagte sie:

"Also, ihr zwei bekommt einen genauen Bericht für meine Kollegin Rossignol. Du kannst euer Kind ohne zusätzliche Heilbehandlung austragen, Millie. So wie ich die Größe des Embryos sowie die Zahl der ausgefällten Kristalle in der ersten Probe auswerten darf hast du das Kind zwischen dem dreißigsten Juli und dem ersten August empfangen. Wenn du die volle Zeit von vierzig Wochen daran trägst wird es zwischen Walpurgis und zweitem Mai des kommenden Jahres geboren. Natürlich kann es auch schon eine Woche davor oder danach ausgetragen sein."

"Das wäre es, das Kleine an genau meinem achtzehnten Geburtstag in die Arme nehmen", grinste Millie. "Im Klartext heißt das aber, daß Walpurgis nächstes Jahr für mich nicht stattfindet. Na ja, haben wir ja mit rechnen müssen, nicht wahr, Julius?"

"Da haben wir mit gerechnet", bestätigte Millies Ehemann.

"Apropos, meiner werten Schwester Hippolyte konnte ich es damals nicht untersagen, weil ich da ja selbst gerade mal sieben Jahre alt war. Aber dir untersage ich jeden Besenflug, der innerhalb von einer Minute mehr als eine Richtungsänderung benötigt. Also kein Quidditch, kein Tandemfliegen, keine Walpurgisnacht."

"Das mit Quidditch hat die von dir erwähnte Dame uns eh versaut", meinte Julius zu Béatrice. "Denn wenn Gloria und Pina Festumhänge brauchen und in der Temps was von weiteren Aufgaben steht, auf die sich deine ganz große Schwester einlassen möchte, dann findet in Beauxbatons im nächsten Jahr kein Quidditchturnier statt."

"Wissen Callie und Pennie das schon?" Fragte Millie ihre Tante.

"Für die beiden bin ich im Moment nicht zuständig. Das soll dann ihre Mutter erzählen", sagte Béatrice. Dann erlaubte sie Millie, sich wieder vollständig anzukleiden. Julius fragte, worauf sie beide bis zum Schuljahresbeginn verzichten müßten.

"Gut, apparieren kann Millie noch bis zur sechsten Woche. Dann muß sie aber aufpassen, sich genau zu konzentrieren. Bis zur sechsten Woche kann sie auch flohpulvern. Aber ab da würde ich es nur noch empfehlen, wenn sie es unbedingt machen muß. Euer Kleiderschrank darf bis zur letzten Woche benutzt werden. Flüge auf Latierre-Kühen oder anderen Flugtieren sind nur mit entsprechender Absicherung empfehlenswert. Aber eure Temmie ist ja gerade selbst mit Nachwuchs unterwegs."

"Hmm, könnte sein, daß wir in drei Tagen nach England rüberwollen. Geht das noch mit Flohpulver, oder müssen wir ein Muggelflugzeug nehmen?" Fragte Millie. Julius sah seine Frau verdutzt an. Millie wollte nach London mit dem Flugzeug? Dann fiel ihm ein, was er über das Fliegen in den ersten Schwangerschaftsmonaten gehört hatte.

"Millie, du kennst das ja mit den radioaktiven Strahlen in großer Höhe. Muggelflugzeuge sind da nicht so gut gegen abgeschirmt. Deshalb dürfen Schwangere in den ersten vier Monaten keine längeren Flugzeugreisen machen, um das Erbgut und damit das Wachstum ihres Kindes nicht zu gefährden. Hmm, ähm, Madame Rossignol hat erwähnt, daß alle Schüler von Beauxbatons, die im letzten Jahr zu uns kamen alle schon die Röteln gehabt haben. Die Krankheit kann für ungeborene Kinder gefährlich werden."

"jetzt rufe bloß keinen großen Drachen, Julius", knurrte Millie. Doch dann mußte sie schmunzeln, weil sie es sehr lieb fand, daß er sich schon um sie und das Kleine sorgte.

"Erzähl das mal meiner werten Mutter, die meint, mit allen möglichen Kindern zu spielen", knurrte Béatrice. "Deshalb werde ich sie wohl demnächst zu erweitertem Hausarrest verdonnern, wenn sie möchte, daß sie alle ihre Kinder selbst zur Welt bringt."

"Wie viele werden es denn, Tante Trice?" Fragte Millie neugierig.

"Da ihr mit ihr verwandt seid und sie es demnächst wohl sowieso in die Temps reinsetzen könnte ist es kein Vertrauensbruch, wenn ich euch sage, daß ich bei der Zählung heute morgen vier Stück gefunden habe. Da lag sie auf derselben Liege, auf der du gerade gelegen hast, Millie."

"Was, vier?!" Entschlüpfte es Julius.

"Ich habe auch nicht schlecht geschimpft, als ich das herausgefunden habe. Meine werte Mutter und mein Stiefvater haben wohl ziemlich großzügig mit prokonzeptiven Lösungen herumgespielt, während ich selig geschlafen habe. Jedenfalls haben sie es auf vier neue Kinder gebracht. Insofern sehr gut, daß du, Millie, von mir eine Überweisung an Madame Rossignol bekommen wirst, sofern du nicht doch bei Hera Matine anklopfst."

"Hallo, in dem Alter vier Stück", stieß Julius aus. Dann erinnerte er sich an Jacqueline Corbeau in den Staaten. Die hatte wohl auch experimentiert und gleich vier Kinder hinbekommen, die alle gesund waren, aber wohl eine gehörige Menge Streß verursacht haben.

"Ich kann ja Oma Lutetia bitten, falls du wegen Oma Line zu heftig ausgebucht bist."

"Millie, ich mag ja mit eurer residenten Heilerin hier einige Unstimmigkeiten haben. Aber in dem Punkt sind wir beide uns hundertprozentig einig, daß deine andere Großmutter nicht alles machen kann, was eine ausgebildete Heilmagierin erlernt hat. Gut, Martine, du und Miriam seid problemlos auf die Welt gekommen. Aber das lag auch daran, daß wir Latierre-Mädchen vom Erbgut her robuste Geschlechtsorgane haben. Ist schon richtig, daß du dich für eine magische Heilerin entschieden hast."

"Das sieht Oma Tetie sicher ganz anders", erwiderte Millie. Julius nickte.

"Klar, weil sie es nicht anders kennt und das was sie gelernt hat für ausreichend genug hält. Und wenn ich nicht mit deiner Oma Ursuline, Babs und Raphaelle genug um die Ohren gehabt hätte wäre meine große Schwester Hippolyte auch von mir oder Hera Matine behandelt worden. Damit auch gleich zur unausgesprochenen Frage von dir, Julius: Ich kann und werde deine vier künftigen Schwiegeronkel und/oder -tanten größtenteils alleine betreuen. Nur bei der Geburt werde ich dann wohl wieder auf Hilfe aus der Verwandtschaft zurückgreifen, wie Hippolyte, Martine oder Barbara."

"Damit ist der Rekord von Messaline Lesauvage erledigt", meinte Millie dazu.

"Ähm, meine Ausbilderin sagte mal, es habe auch schon eine Geburt von Achtlingen gegeben. Da habe die Heilerin aber die Mutter durch Tränke unterstützt, um nicht weit vor der Zeit gebären zu müssen und hat mit Hautdehnungssalben behandelt. Die Mutter konnte aber vier Wochen lang nicht mehr aufstehen und mußte gefüttert und auf Bettpfannen gehoben werden", erinnerte sich Julius.

"Das dürfte der Fall im Jahre 1903 gewesen sein. Den haben wir in der Ausbildung auch durchgesprochen", sagte Béatrice. "Die Kinder sind alle gesund aufgewachsen. Sie mußten nur von mehreren Ammen versorgt werden, weil selbst mit Nutrilactus-Trank keine ausreichende Milchbildung möglich war, um alle acht zu ernähren. Das war auch das einzige Mal, wo eine derartige Mehrlingsgeburt hingenommen wurde. Heute würden Heilhexen mindestens zwei der Kinder übernehmen und unter ihrem Namen zur Welt bringen, wonach sie sie dann von der leiblichen Mutter adoptieren lassen. Auch das ist schon ein paarmal so gemacht worden."

"Ui, ein riesiger bürokratischer Aufwand", sagte Julius.

"Ja, aber dafür wird jedes Kind am Leben gehalten."

"Diese Prokonzeptivtränke werden doch auch von diesen dubiosen Leuten benutzt, die meinen, arglose Hexen und Zauberer zum Kinderkriegen antreiben zu müssen", sagte Julius und erwähnte die Mora-Vingate-Party.

"Die verwenden geheime Mixturen, die nicht nur die Empfängnisfähigkeit verbessern, sondern die so zu Müttern gewordenen Hexen dazu treiben, ihre Kinder mit allen Mitteln zu verteidigen, sobald sie von ihnen erfahren haben. Insofern schon sehr klug, auf keine dieser dubiosen Partys zu gehen."

"Na ja, könnte hier in Millemerveilles auch passieren, Tante Trice, wenn jemand das Zeug hier einschmuggelt."

"Da passen schon die Kollegen Matine und Delourdes drauf auf. Hera lebt zwar auch für die Geburtshilfe, lehnt jedoch alles ab, was gegen die Einvernehmlichkeit zwischen einem Mann und einer Frau wirkt. Wir Heiler haben Dosen der höchst fragwürdigen Tränke erwischen können und können sie nachweisen und die entsprechenden Antidote herstellen. Aber wer auf einer größtenteils anonymen Veranstaltung fragwürdige Getränke konsumiert könnte jederzeit von diesen Fanatikern mißbraucht werden, die meinen, nur durch gesteigerte Fortpflanzung der Hexen und Zauberer gegen die Bevölkerungszunahme in der Muggelwelt angehen zu können."

"Oha, das kann schon paranoid machen", sagte Julius.

"Nicht unbedingt, weil diese äußerst zweifelhaften Zeitgenossen nicht überall auf der Welt herumlaufen und in den meisten Zauberersiedlungen Heiler auf dem Posten sind, die die gelieferten Getränke überwachen", erwähnte Béatrice in beruhigendem Tonfall.

"Klappt aber auch nicht immer", erwähnte Julius und erinnerte an Kevins und Seamus' Whisky-Wette.

"Der Preis der Freiheit, Julius. Wer privat solche Mixturen mitbringt kann und wird erst belangt werden, wenn dadurch dritte zu Schaden kommen." Julius erwähnte, daß es in vielen Ländern üblich sei, die Einfuhr von Alkohol zu begrenzen und andere Drogen generell verboten seien, was Béatrice natürlich wußte, da sie mit Julius' Mutter während des dunklen Jahres auch einige Male gesprochen hatte. Das brachte sie noch auf etwas:

"Apropos Rauschmittel, Madame Latierre. Bis zum letzten Stillvorgang nehmen Sie weder Alkohol noch andere Rauschmittel zu sich. Alkoholhaltige Heiltränke sind nur mit ausdrücklicher Anweisung der Sie betreuenden Heilerin und in den von dieser verordneten Dosen einzunehmen. Sie leben jetzt für ein unschuldiges Kind, das es sich nicht aussuchen kann, womit es ernährt wird und keine Ahnung davon hat, was für seine Gesundheit zuträglich oder abträglich ist." Millie nickte heftig. Natürlich wußte sie, daß sie ab heute nicht mehr ihr ganz eigenes Leben führte. Und weil sie dieses Kind unbedingt zur Welt bringen und großziehen wollte, würde sie nichts tun, was dieses Kind gefährdete. Julius war klar, daß sie sicher auch auf die Teilnahme am trimagischen Turnier verzichten würde, auch ohne daß Madame Rossignol oder ihre Tante Béatrice ihr das verordneten. Dann wandte sich Béatrice an Julius und deutete auf dessen Brustkorb.

"Auf Ihre Frau werden Veränderungen zukommen, die über die mit ihr geteilte Gefühlsverbindung auch Sie betreffen mögen. Sollte es dazu führen, daß Sie beide sich gegenseitig damit überfordern, und Madame Rossignol befinden, daß Sie die Anhänger nicht mehr tragen dürfen, kommen Sie dieser Anordnung nach. Falls Sie bis zu einem solchen Zeitpunkt befinden, die aufkommenden Gefühlsumstellungen Ihrer Frau zu teilen, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, daß sie dabei in für Ihr Geschlecht peinliche Situationen geraten könnten, beispielsweise unvermittelt zu weinen anfangen oder übermäßig schutzbedürftig zu werden. Ich sage Ihnen das deshalb so offiziell, Monsieur Latierre, weil es Zauberer und auch magielose Väter gab, die meinten, die ständigen Gefühlsschwankungen einer Schwangeren aushalten zu können, sie sogar verlacht haben und am Ende große Angst hatten, sich vor ihren achso maskulinen Freunden blamiert zu haben. Die Herzanhänger sind ja schon einige Zeit im Gebrauch und wurden auch schon entsprechend erwähnt. Daher ist es nicht feige, wenn Sie sagen, daß Sie sich diesem Ansturm ihnen fremder Gefühle nicht aussetzen möchten. Ich denke nicht, daß Ihre Frau Ihnen das übel nachsehen wird."

"Haha, Tante Trice. Wo Julius mit Madame Maximes Blut im Körper drei Monate die volle Gefühlsverwirrung abbekommen hat?"

"Ja, wo ich dir auch gesagt habe, daß du den Anhänger ablegen mußt, sobald Madame Rossignol dir das verbindlich anweist, werte Nichte."

"Ja, aber wir haben es beide überstanden. Ich weiß daher, was mir passieren kann und Julius kennt das auch, wie heftig überstarke Gefühle sein können. Wenn er mir helfen will, damit klarzukommen, wo das für uns beide im nächsten Jahr das letzte Schuljahr wird, dann machen wir das unter uns aus, bis Madame Rossignol meint, das klar begründen zu können, warum wir das nicht mehr machen dürfen." Julius nickte heftig und bestätigte, was Millie gesagt hatte und daß er in den erwähnten drei Monaten wohl oder übel gelernt hatte, seine wildesten Gefühle zu beherrschen und Millie die alle miterlebt habe und es nur fair sei, wenn er ihr jetzt helfe, mit ihren bevorstehenden Gefühlsschwankungen umzugehen, solange sie sich nicht in gemeinsamer Wut gegenseitig an die Gurgel gingen.

"Das wird Madame Rossignol ja hoffentlich früh genug mitbekommen. Insofern ist das meine einzige Beruhigung, daß ihr beiden ja die Armbänder tragt. Ich schreibe euch dann meine endgültige Diagnose auf und mache da mehrere Kopien von. Eine bekommt Madame Faucon, eine eure residente Heilerin Matine mit deiner unterschriebenen Ermächtigung, daß ich deine Hebamme bin, Mildrid. Natürlich bekommt auch Madame Rossignol eine Kopie meines Befundes. Die nötigen Beschränkungen der Unterrichtsgestaltung für werdende Mütter kennst du ja schon, Millie. Deshalb ist es schon sehr nützlich, daß du die Selbstverwandlungen schon gemacht hast. Wie erwähnt, du lebst jetzt für dein Kind mit."

"Ja, und ich hoffe, ich fühle das bald so richtig, erwiderte Millie darauf. Sie wirkte nicht verdrossen oder aufsässig, sondern wollte ihrer Tante bestätigen, daß sie anders als Connie Dornier von Anfang an dieses in ihr ruhende Leben willkommenhieß. Julius erwähnte dann noch einmal, daß er solange es ging Millies Gefühle über die Herzanhängerverbindung aushalten wollte, wenn sie dadurch nicht so heftig darunter zu leiden hatte.

"Das kann aber auch darauf hinauslaufen, daß du andauernd Hunger kriegst, wenn Millie Hunger hat. andere physische Begleiterscheinungen dürften dir zwar nicht widerfahren. Aber wenn du Millies Heißhungeranfälle mitmachst könntest du entsprechend zunehmen. Du mußt niemanden außer dir mit Nahrung versorgen. Das könnte dann dein Körpergewicht anheben."

"Ich habe das mit Millie schon geklärt, daß ich ihre Gymnastikübungen mitmachen werde, wie ich das bei Constance Dornier mitbekommen habe. Außerdem habe ich ja noch den Schwermacher, um mir die überschüssigen Kalorien runterzutrainieren", erwiderte Julius ruhig. Er fragte sich, wieso Béatrice ihm Ratschläge erteilte, wo sie in der Beziehung genausowenig eigene Erfahrungen hatte wie er. Doch das wollte er ihr nicht ins Gesicht sagen.

Nach dem Ende der Untersuchung unterschrieben Millie und Julius die nötigen Pergamente, unter anderem, daß Julius das von Millie empfangene Kind als seines anerkannte, womit er das Recht erhielt, bei der Erziehung des Kindes mitzureden und seiner Frau zusicherte, ihr bei der Versorgung des Kindes zu helfen und alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um ein gesundes Heranwachsen des Kindes zu gewährleisten. Damit, so belehrte ihn seine Schwiegertante, war auch gemeint, daß er sich und seine Frau und Mutter seines Kindes nicht mutwillig gefährlichen Stoffen, Lebewesen oder Situationen aussetzte und daß er die Kindesmutter davor zu bewahren hatte, in solche Situationen hineinzugeraten. Diese Pergamente würde Béatrice zusammen mit ihrem ausführlichen Untersuchungsbericht an die erwähnten Stellen schicken.

"Ich gehe davon aus, daß Madame Rossignol oder Madame Faucon euch nahe bei sich unterbringen werden. Das war bei den bisherigen Fällen, wo miteinander verheiratete Schüler das letzte Jahr auf gemeinsamen Nachwuchs gewartet hatten so. Ansonsten freue ich mich für euch zwei - ähm - drei und wünsche euch eine sichere, gesunde, hoffnungsvolle gemeinsame Zeit!" Nachdem Béatrice Latierre diesen abschließenden Wunsch geäußert hatte benutzte sie den orangefarbenen Schrank im zweiten Stock, der eine direkte Verbindung mit einem Gegenstück im Sonnenblumenschloß bildete. "Ich werde meine Mutter und meine vier Geschwister nicht länger alleine lassen als nötig", hatte sie noch gesagt, bevor sie die Schranktür von innen zuzog.

"Damit wir das sofort klären, Monsieur Latierre, auch wenn ich jetzt offiziell schwanger bin heißt das nicht, daß ich zerbrechlich, unfähig oder unwissend bin. Komm also ja nicht auf die Idee, mir ab heute alles aus der Hand nehmen zu müssen oder mir einzureden, was für mich und das Kleine richtig oder falsch ist! Gepäckschleppen geht mit zauberkraft ganz gut. Außerdem gibt es den Federleichtzauber. Ich will einen starken Beschützer meines Kindes, keinen leicht zu verschreckenden Angsthasen. Daß ich nicht mehr Quidditch spiele, bis das Kleine zu einem oder einer Kleinen geworden ist kapiere ich. Tine hat ja heute noch Schwindelanfälle, wenn sie einem Quidditchspiel zusieht. Aber das heißt nicht, daß wir zwei nicht gemütlich herumfliegen können. Müssen wir eh lernen, weil das Kind ja auch nach der Geburt noch nicht alleine auf einem Besen sitzen kann. Aber dafür haben wir zwei ja die Soziusprüfung geschafft und schon mehrere Walpurgisnächte überstanden. Versprichst du mir das, daß du dich nicht zu einem hibbeligen, überbehütsamen Männchen entwickelst?"

"Ist schwierig, genau zu sagen, wo da die Grenze ist, Millie. Aber ich kann dir versprechen, dich weiterhin als erwachsene Frau zu behandeln, auch wenn dieser Heilerkodex dich gerade zum kleinen Kind runtergestuft hat. Aber den unbrechbaren Eid werde ich dafür nicht ablegen." Millie holte kurz aus und boxte Julius in die Rippen, daß er sich anstrengen mußte, nicht zurückzustolpern. Dann umarmte sie ihn. "Ein kleines Mädchen kann dich nicht so knuddeln wie ich", schnurrte sie, während sie ihre Wange an seine drückte und ihr Haar um seine Schultern wehte. Er genoß es, seine Frau zu umarmen, mit ihr zu schmusen und ihr als Krönung einen langen Kuß zu geben.

"Ich danke dir, daß du mein Kind bekommen willst", sagte er.

"Das hat auch schon was von mir in sich", grinste Millie. "Aber ich danke dir, daß du den Mut hast, dich mit mir darauf einzulassen. Männer bilden sich viel auf ihre Stärke oder ihre Furchtlosigkeit ein. Doch sowas verlangt echt viel Mut."

"Klar, wenn es ein Sohn wird muß ich schon drauf gefaßt sein, daß der in siebzehn Jahren meinen Ganymed ausleihen will, um bei den jungen Dingern Eindruck zu machen."

"Ja, und wenn es eine Tochter wird muß ich mein Schminkzeug gut verstecken, damit die das nicht schon mit neun verbraucht wie Pattie das von Tine. Oh, war das heftig, wie die beiden aneinandergeraten sind."

"Tja, jetzt haben wir es sprichwörtlich amtlich, Mamille. Wir leben nicht mehr für uns alleine", kehrte Julius zum Ernst der Lage zurück. "Ob ich wirklich immer so mutig bin weiß ich nicht. Aber ich bin sehr glücklich, daß da was entstanden ist, was diesen Schweinehunden, mit denen ich in den letzten Jahren zu tun hatte richtig schön eins auswischt."

"Es wird ja auch Zeit, daß du etwas erlebst, was zwar auch sehr spannend ist, aber worüber du dich mehr freuen kannst als gruseln. - So, und jetzt putzen wir das Zimmer von den Mädels durch, damit wir noch was zu essen kriegen, bevor unsere gemeinsame Chefin uns wieder auf Trab hält." Julius nickte.

Nachdem sie das Gästezimmer aufgeräumt, die benutzte Bettwäsche in den Wasch-Trocken-Schrank gesteckt und mit Putz- und Scheuerzaubern alles blitzblank geputzt hatten, genossen die jungen Eheleute ein dreigängiges Mittagessen. Julius mußte daran denken, daß dort, unter Millies meergrünem Umhang, jetzt jemand war, der einmal sein ganzes Leben verändern würde.

Die beiden Bewohner des Apfelhauses erzählten es noch keinem, was Béatrice Latierre bestätigt hatte. Feiern wollten sie das Ereignis erst, wenn das Baby wohlbehalten auf die Welt gekommen war. So gingen sie daran, die Besucher, die heute abreisen würden, höflich und respektvoll zu verabschieden.

Gegen halb fünf stand die Rückreise der Hogwarts-Delegation an. Julius ließ sich seine große Freude und diese Erhabenheit, die er empfand nicht anmerken. Er betrachtete die Schüler, die nun einem Monat nach Millemerveilles gekommen waren. Nach der Sache mit Jack Bradley hatten sich die, die ihm immer noch nachtrugen, daß er früh genug nach Beauxbatons übergewechselt war, etwas beruhigt. Sicher würden da noch welche sein, die sich fragten, warum sie von den Todessern drangsaliert worden waren und er nicht. Doch diese Schüler blickten ihn nur so an, wie einen, den man eben mal kennengelernt hat und dann nie wieder zu sehen bekommt. Professor McGonagall bedankte sich noch einmal bei Julius für den Ausflug in den Louvre. Dann flüsterte sie: "Ich verrate Ihnen wohl kein Geheimnis mehr, wenn ich sage, daß wir uns wohl bald wiedersehen. Bis dahin halten Sie sich wacker und aufrecht und nutzen Sie Ihre Gaben zu Ihrem und anderer Leute Nutzen!" Dann trieb sie ihre Schüler an das lange Tau, das damals schon als Portschlüssel gedient hatte. Julius sah noch einmal zu Glenda und Holly hinüber und winkte Madam Pomfrey, die am hinteren Tauende stand. Dann glühte der Portschlüssel auf und verschwand mit seinen Passagieren in einer wild wirbelnden blauen Leuchtspirale.

Julius wartete eine halbe Minute. Dann durchschritt er die unsichtbare Barriere und apparierte zum Lagerplatz der Thorntails-Abordnung. Diese würde um fünf Uhr mit dem eigenen Luftschiff nach Amerika zurückkehren. Er fragte an, ob es ihnen allen gefallen hatte. Die Schülerinnen und Schüler, die mit ihm in Paris gewesen waren bedankten sich noch einmal für den Ausflug. Madam Merryweather erwähnte, daß sie sehr beruhigt gewesen sei, daß jemand aus der Pflegehelfertruppe Madame Rossignols bei diesem Ausflug dabei gewesen sei.

"Grüßen Sie mir bitte Ihren Sohn Lucky", sagte Julius noch.

"Der ist demnächst in New York unterwegs. Den kriege ich dann wohl erst wieder Weihnachten zu sehen. Aber er hat immer noch den Brautstrauß von Linus."

"Tja, die zwölf Monate laufen ja noch."

"Sagen Sie das mal nicht zu laut, junger Mann", erwiderte die Heilerin von Thorntails. "Nachher dürfen Sie zu ihm noch Daddy oder Pop oder dergleichen sagen."

"Ich denke, das entscheide ich erst, falls die entsprechende Lage eintreten sollte", sagte Julius. Doch das hintergründige Lächeln der Heilerin zeigte ihm deutlich, daß sie nichts dagegen hätte, von ihm Grandma genannt zu werden. Denn sollte Brittanys und Linus' Brautstraußwurf tatsächlich seine Mutter und Lucky Merryweather zusammenführen, wäre sie von rechtswegen seine angeheiratete Großmutter. Wenn er bedachte, wo und in welcher Lage er sie kennengelernt hatte schon ein netter Witz des Schicksals, dachte Julius. Doch würde er darüber lachen können, wenn sich dieser Scherz bewahrheitete? Ja, das mußte er dann klären, wenn es soweit war. Daß die Heilerin dann schon Urgroßmutter würde wollte er ihr auch noch nicht aufs Butterbrot schmieren.

Als sich auch noch Prinzipalin Wright von ihm verabschiedete sagte diese: "Bitte richten Sie Madame Faucon noch einmal meine Grüße aus und teilen Sie ihr mit, daß sie sich wegen des Vorfalls um Mr. Southerland keine Vorwürfe mehr machen möge. Sie versteht dann, was ich meine." Julius verstand es auch und versprach, den Gruß weiterzuleiten.

Er sah der Abordnung aus Thorntails noch zu, wie sie mit ihrem Luftschiff abflog. Als er dann eine Reisegruppe für die Gegend um Devon am Portschlüsselsammellager begrüßte konnte er sich auch noch einmal von den Eheleuten Dawn und Priestley verabschieden.

"Bedauerlich, daß Aurora heute Nacht noch nach Australien zurückkehrt. Hatten zu wenig Zeit, mit ihr alleine zu reden", sagte Hugo Dawn, während seine Frau sich mit Arcadia über die Kleidung aus Madame Arachnes Schneiderei unterhielt. Julius schüttelte Auroras Vater die Hand und bedankte sich bei ihm, daß dessen Tochter ihm, Julius, so gut auf den Weg in die Zaubererwelt geholfen hatte.

"Sie ist sehr glücklich mit dem, was sie tut und ist froh, dir geholfen zu haben, in unserer Welt Fuß zu fassen. Nimm dich vor ihrer großen Chefin in Acht, falls du mal wieder nach Australien reisen solltest. Sie könnte dich glatt einfangen und solange hinter sich herlaufen lassen, bis du in ihrem Ausbildungszentrum anfängst."

"Da hätte sie dann tierischen Krach mit Madame Eauvive, die meint, die älteren Rechte zu haben, Hugo", sagte Julius. Seit der gemeinsamen Zeit bei den Dusoleils dutzten sie sich ja gegenseitig.

"Ich habe die gute Madam Morehead mehrmals getroffen. Die ist sehr zielstrebig und guckt sich genau aus, was sie will, wie ein kreisender Adler. Und wenn sie's gefunden hat ... Dschumm! stößt sie nieder. Bis dann!" Julius lächelte. Eigentlich müßte er sich jetzt gewarnt fühlen. Doch andererseits wußte er, daß Laura Morehead ihn sicher nicht an sich ketten würde, bis er versprach, in der Sana-Novodies-Klinik anzufangen. Da würde Antoinette Eauvive sicher was gegenhaben.

Der Portschlüssel mit den Dawns und Priestleys verschwand. Julius kehrte zu den Zeltplätzen zurück. Dabei traf er auf die Beauxbatons-Abordnung, die sich bereitmachte, ebenfalls nach Hause zu reisen. Er überbrachte Prinzipalin Wrights Gruß. "Auch wenn alle Wogen nun geglättet sind, muß ich den Vorfall immer noch als grobe Nachlässigkeit erachten. Ich freue mich zumindest, daß Sie in dieser Weltmeisterschaft etwas gefunden haben, daß Ihnen sichtlich zusagte und Sie auch ausreichend gefordert hat. Grüßen Sie bitte Ihre Gattin und deren Großmutter mütterlicherseits! Ich erfuhr, daß sie wieder einmal in freudiger Erwartung sei und dies wohl sehr deutlich."

"Wer, meine Frau oder Madame Ursuline Latierre?" Fragte Julius.

"So, wie Sie die Frage stellen müßte ich wohl mit "beide" antworten. Aber ich meine zunächst Ihre verschwiegerte Großmutter. Sie erhält noch einen Antwortbrief auf ihre Ankündigung."

"Sind Sie in den nächsten Tagen wieder in Millemerveilles?" Fragte Julius.

"Sobald ich sichergestellt habe, daß alle mir anvertrauten Schüler wieder bei ihren Eltern sind kehre ich hierher zurück. Es gilt ja noch, die Liste der muggelstämmigen Neuzugänge zu sichten und mir von den Einschulungsbetreuern berichten zu lassen, wie die neuen Schüler mit ihrer Aufnahme in Beauxbatons zurechtkommen." Julius vermied es, zu bemerken, daß sie wohl keinen zweiten Hanno Dorfmann haben wolte. Auch sprach er nicht vom trimagischen Turnier, das sicher anstand. Die Schulleiterin sah ihn jedoch mit ihren saphirblauen Augen an und sagte: "Es findet sich durch den nach hinten verschobenen Schuljahresanfang sicher noch eine Gelegenheit, die vergangenen Wochen in trauter Runde zu besprechen." Damit hatte sie im Grunde alles gesagt, was im Moment zu sagen war, erkannte Julius. Denn was ihn in den letzten Wochen umgetrieben hatte und was ihm heute offenbart worden war interessierte Madame Faucon sicher sehr.

Als Julius um acht Uhr Abends eine Gruppe irischer Hexen in den Umhängen der Holyhead Harpies verabschiedet hatte kehrte er in das Apfelhaus zurück, wo Millie bereits das Abendessen fertig hatte. Da fühlte er, welchen Hunger er hatte und langte mit seiner Frau zusammen zu. Das konnte noch was geben, wenn das nur der Auftakt für die nächsten Monate war, dachte Julius. Doch er schwieg und genoß es.

Um elf Uhr durfte er die letzte Gruppe aus Australien verabschieden. Aurora Dawn war auch dabei, da der Portschlüssel nach Sydney gehen würde.

"Auch wenn es mit den ganzen Schlachtenbummlern hier manchmal sehr anstrengend war freue ich mich doch, hiergewesen zu sein und daß wir uns endlich mal eine Quidditchweltmeisterschaft zusammen ansehen durften. meine oberste Chefin ist ja sehr begeistert von der heilmagischen Betreuung der Besucher. Falls die werte Antoinette dich nicht schon auf der Liste der Auszubildenden führt kannst du gerne im nächsten Sommer bei uns vorsprechen, soll ich dir ausrichten."

"Ich fürchte, meine Familie möchte lieber in Frankreich bleiben", mentiloquierte Julius. "Im Mai werde ich Vater."

"Oh, dann meinen herzlichsten Glückwunsch euch beiden", mentiloquierte Aurora Dawn. Dann lächelte sie und sagte für alle verständlich: "Nun, möglich ist es ja, daß deine neue Verwandtschaft schon mehrere Pläne in Arbeit hat, dich hier oder dort sicher unterzubringen. Aber was deine Schwiegertante, meine Hebamme und auch Madam Morehead gesagt haben kann ich nur unterschreiben: Mit dem breiten Spektrum kämst du bei uns Heilern sicher sehr gut zurecht." Mentiloquistisch fügte sie hinzu: "Nur fürchte ich, daß wer auch immer dich wegen all der Sachen der letzten Jahre nur dann ruhig leben lassen wird, wenn du dich für fragwürdige Sonderaufgaben bereithältst. Wir sehen uns sicher nächsten Sommer. Dannn werde ich das Kleine wohl sehen dürfen."

"Millie hat ihrer großen Schwester gesagt, daß sie Patin werden darf, wenn es ein Mädchen wird. Sonst hätte ich dich vorgeschlagen, zumal wir es Aurore, also nach der französischen Form von Aurora nennen wollen", schickte Julius zurück. Dann sah er, daß seine australische Bekannte nur noch zehn Sekunden bis zur Abreise des Portschlüssels hatte und wünschte ihr mit hörbarer Stimme eine gute Heimreise und bedankte sich für ihre Hilfe bei der Weltmeisterschaft. Dann sah er den Portschlüssel verschwinden. Er war allein. Die Nacht war zwar dunkel aber lau. Über ihm spannte sich ein tintenschwarzer Himmel mit fast funkelfreien Sternen, mehr Sternen, als er sie in Paris oder London hatte sehen können. Aurora würde am späten Vormittag Sydney-Zeit nach Hause kommen. Und wenn es bei ihr wieder Nacht wurde, dann würde sie einen ganz anderen Sternenhimmel zu sehen bekommen. Julius dachte daran, wie er vor nun sechs Jahren in Australien gewesen war. Seine Eltern hatten versucht, ihn vor Cynthia Flowers zu verstecken. Das hatte nicht geklappt. Deshalb stand er jetzt hier. Deshalb wartete eine Frau und Hexe zu Hause, die die Mutter seines ersten Kindes werden wollte. Er nickte dem schweigenden Sternenzelt noch einmal zu, bevor er durch die magische Barriere Sardonias ging und genau in der großen Empfangshalle des Apfelhauses apparierte.

Millie war nicht alleine. Ursuline Latierre saß bei ihr in der Wohnküche. "Die, die da mal drin war, hat mir für heute noch einmal erlaubt, mit Flohpulver zu reisen", begrüßte Ursuline ihren Schwiegerenkelsohn und strich sich über den runden Bauch. "Ich habe mich lange und ruhig mit Millie unterhalten, daß sie keine Angst vor eurem Kind haben muß. Ich habe dabei eher den Eindruck bekommen, daß du mehr Angst davor haben könntest. Soweit ich weiß wird Hipp euch morgen alle mehr oder weniger ehrenvoll verabschieden. Dann habt ihr am vierzehnten wohl den ganzen Tag, noch einmal zu uns ins Sonnenblumenschloß zu kommen."

"Um gegen fünf zugleich Schach zu spielen?" Fragte Julius.

"Ich fürchte, jetzt habe ich die gute Trice richtig geärgert. Mit den vieren unter dem Umhang wird sie mir wohl alles verbieten, was ein wenig anstrengender ist als Stricken und Blumengießen."

"Ist bestimmt auch eine Menge mehr, was da jetzt unterwegs ist", sagte Julius. Seine Schwiegergroßmutter sah ihn aufmunternd an. "Die werden sich schon arrangieren. Das einzige, was mir wirklich Angst macht ist, daß ich für so einen Riesenbauch keine passende Kleidung finden kann und die letzten drei Monate nackt herumlaufen muß."

"Super, lustig, Oma Line", grummelte Mildrid. "Ich meine, ich bin eine der letzten, die dir da reinreden können, wie du das hingekriegt hast und noch hinkriegst. Aber ich denke, Pattie und Mayette finden das nicht so toll, gleich vier auf einmal um sich herum zu haben", sagte Millie.

"gut, ich gebe es zu, daß ich Ferdinand zu heftig unter Druck gesetzt habe und wir jetzt den entsprechenden Preis dafür zahlen müssen. Aber ich stehe dazu, daß wer viele Kinder hat reicher ist als jemand, der viel Geld hat."

"Tante Trice wird dich wohl in ein warmes Bett mit vielen Kissen stecken und dich füttern lassen wie die Ameisen das mit ihrer Königin machen", scherzte Julius. Er wußte, daß seine Schwiegeroma hart im Nehmen war.

"Hast du das schon mal ausprobiert, jemanden zu füttern, der im Bett liegt?" Fragte sie und lächelte verschlagen. Julius errötete an den Ohren. Er hatte bisher nur Säuglinge und Kleinkinder gefüttert.

"Dann bringe ich dir das übermorgen bei, damit Millie nicht verhungern muß, wenn mein Urenkel ihr doch zu schwer wird."

"Ich denke, da hätten deine anderen Kinder was gegen", erwiderte Julius.

"Aber ihr kommt auf jeden Fall zum Frühstück und zum Mittagessen zu uns rüber?" Fragte Ursuline Latierre. Julius und Millie nickten. Dann sagte seine Schwiegeroma noch:

"Und du mußt echt keine Angst vor Millies Baby haben. Wenn da viel von dir drin verbacken wird, dann ist das das herrlichste, was du jemals hinbekommen kannst, egal welche UTZs oder sonstigen Auszeichnungen du je im Leben kriegst. Und ihr werdet nicht alleingelassen. Du brauchst nur die Hand auszustrecken, und einer von uns hilft dir. Das ich überhaupt jetzt noch einmal dieses wundervolle Erlebnis haben darf verdanke ich ja dir, Julius. Womöglich ist noch genug von deiner Lebensspende in mir drin, um die vier mitzuversorgen. Da werden Hipp, Babs, Trice und ich dir helfen, mit Millie das erste große Ziel eures Lebens zu erreichen. Aber mehr übermorgen, wenn ihr zwei Nächte darüber geschlafen habt." Julius nickte und wünschte seiner Schwiegergroßmutter eine gute Nacht, bevor diese im orangen Verschwindeschrank in der Bibliothek verschwand.

"Hoffentlich kriegen die Kleinen von Oma Line keine Platzangst", sagte Julius.

"Oder umgekehrt, Julius. Nachher können die nie weiter als zehn Schritte voneinander weg, ohne laut loszuweinen", sagte Millie. Julius dachte sofort an damals, wo er vier Tage lang auch nicht weiter als zehn Schritte von Belle Grandchapeau fortgehen konnte. Mochte das wirklich so sein, daß Vierlinge ein noch intensiveres Verhältnis zueinander hatten? Zwillinge waren ja schon sehr aufeinander bezogen, wie er von den Hollingsworths, Montferres und Barbara Latierres Erstgeborenen wußte. Doch eines reichte ihm erst einmal aus.

"Wenn das alles Jungs oder alles Mädchen werden haben die schon mal den Erstklässlerschlafsaal der Roten voll", scherzte Millie. "Und wenn ich das richtig ausrechne sind die mit unserem dann im gleichen Jahrgang. Gut, das könnte wegen deiner Eauvive-Anteile aus Versehen bei den Grünen reinkommen. Aber wenn es doch bei den Roten reinkommt und dasselbe Geschlecht hat wie seine Großonkels oder -tanten, hast du heute den kompletten Erstklässlerschlafsaal des Jahres 2011 im Haus gehabt."

"Der arme Ferdinand. Der wollte wohl nur noch einmal eins hinkriegen", seufzte Julius.

"Irgendwo bebt sicher jetzt die Erde, weil die werte Messaline in ihrem Grab herumwirbelt, weil da eine ihren ewigen Rekord von fünfzehn Kindern brechen will", scherzte Millie.

"Bleibt zu hoffen, daß sie nicht als rachsüchtiger Geist auf der Erde hängengeblieben ist", seufzte Julius. Früher hätte er sowas für blanken Unsinn gehalten. Doch die letzten sechs Jahre hatten ihn gelehrt, das unmögliche für möglich zu halten.

"Dann hätte die sich schon längst an wem gerächt. Neh, die wartet wohl irgendwo zwischen uns und drüben darauf, daß wer aus ihrer Ahnenreihe einer Tochter diesen Namen gibt, um mit der zusammen wiedergeboren zu werden. Ich traue es Oma Line zu, daß die einem Mädchen diesen Namen gibt, wenn es mehr als eins wird."

"Am besten das Kind Nummer sechzehn", scherzte Julius. "Oder noch besser, Tante Babs benennt eine neugeborene Latierre-Kuh so."

"Ja, und die paart sich dann mit Temmies Orion", griff Millie den Scherz auf. "Dann hätten wir die beiden Rekordeltern wieder zusammen."

"Ob ich das Temmie antun möchte?" Fragte Julius seine Frau.

"Hauptsache, ich muß dieses verschlagene Weibsbild nicht neu großziehen."

"Am Besten besorge ich für Oma Line noch so einen Sessel wie für dich", sagte Julius.

"Hat sie schon. War eine der ersten Anschaffungen, die Opa Ferdinand gemacht hat, als klar wurde, daß er noch mal Vater wird. Immerhin holt er damit Opa Roland ein."

"Nur hoffen, daß Oma Line das alles heil übersteht."

"Das ist auch meine große Hoffnung. Immerhin möchte sie ihren Urenkel ja auch mal ausgepackt sehen", sagte Millie noch. Dann beschlossen beide, zu schlafen. Ab heute begann für Julius bereits ein neues Leben, noch bevor er mit der Schule fertig war.

__________

Irgendwie war es jetzt sehr still in Millemerveilles, fand Julius. Jetzt, wo bis auf wenige Gruppen alle Besucher abgereist waren, ja sogar noch ein paar zusätzliche Portschlüssel genehmigt worden waren, empfand er das französische Magierdorf wieder als weitläufig. Seine lezte offizielle Amtshandlung als Besucherbetreuer bestand darin, die letzte Reisegruppe aus Viento del Sol zu verabschieden, zu der auch Venus Partridge gehörte. Am Morgen hatte es noch einmal Krach wegen dieses herrischen Busunternehmers Bluecastle gegeben. Monsieur Pierre war mit ihm zum Portschlüsselabreisepunkt gefahren. Dabei hatte Bluecastles Fahrer mal wieder den Superschnellgang benutzt, was Monsieur Pierre sichtlich verärgert hatte. Seine Anweisungen, langsamer zu fahren wurden von Bluecastle ignoriert. Alle waren froh, als das blaue Ungetüm und sein Besitzer mit dem gelben Hut mit dem alten Cadillac verschwunden war.

"Wenn ihr zwei in den nächsten Tagen noch Zeit habt könnt ihr ja noch mal rüberkommen, hat Britt gesagt. Die Quodpot-Saison fängt am zwanzigsten an. Zwar nur eine Woche zum trainieren. Aber die Saisoneröffnung wird sicher wieder superspannend", sagte Venus Partridge zu Julius. Dieser erwähnte jedoch, daß sie noch eine Menge Hausaufgaben zu erledigen hatten. Durch die Besucherbetreuung hatten Millie und er noch nicht alle Hausaufgaben erledigen können. Aber er wollte mit seiner Frau darüber sprechen, ob sie noch einmal mit dem Übersee-Luftschiff reisen wollten. Er fragte sich jedoch, ob er trotz der guten Strahlenabschirmung der Luftschiffe riskieren durfte, daß sein ungeborenes Kind geschädigt würde. Doch er wollte es Venus noch nicht auf die Nase binden. Lino mußte das nicht gleich im Westwind verbraten.

Mittags lud Madame Hippolyte Latierre alle Besucherbetreuer zu einem mehrgängigen Mittagessen ein. Sie saßen im Gemeindehaus von Millemerveilles an langen Tischen. Laurentine lächelte. Sie hatte diesen Sommer und diese Sonderaufgabe sichtlich genossen, auch wenn sie immer mal wieder mit aufgebrachten und/oder betrunkenen Fans zu tun bekommen hatte. Hera Matine war ebenfalls bei dieser großen Verabschiedungsveranstaltung dabei. Sie setzte sich nach dem Mittagessen zu Millie und Julius und sagte:

"Ich war sehr froh, daß ihr, Sandrine und Belisama uns Heiler so gut unterstützt habt. Die Kollegin Béatrice Latierre schickte mir gestern noch eine Eule. Ich hoffe sehr, daß ihr diese neue Herausforderung so tapfer annehmen werdet wie alles bisherige."

"Und du bist uns auch nicht böse, daß wir deine jüngere Kollegin ausgesucht haben?" Fragte Julius. Millie grummelte nur was unverständliches.

"Deine Frau hat sich die Heilerin ihres Vertrauens ausgesucht. Das ist ihr Recht. Sicher hätte ich gerne eurem ersten Kind auf die Welt geholfen. Aber ich bin froh, daß ihr euch eine ausgebildete Heilhexe ausgesucht habt. Außerdem habe ich hier ja noch genug zu tun. Insofern kann ich mich nicht über Langeweile beklagen." Millie und Julius nickten. Immerhin würde Hera Matine Jeannes Zwillinge, Belle Grandchapeaus zweites Kind und das dritte Kind der Delamontagnes auf die Welt holen. Das waren ja schon vier Stück. Mit den vieren Ursulines und dem von Millie und Julius war das schon ein Gutteil des Beauxbatons-Jahrgangs 2011-2012. Julius dachte einen Moment daran, daß er dann neunundzwanzig Jahre alt sein würde und Beauxbatons dann seit zehn Jahren hinter sich haben würde. Vor zwei Jahren hatte er nicht gewagt, soweit in die Zukunft zu denken. Das einzige Mal, wo er das im Traum getan hatte, war im Sonnenblumenschloß, als der Fluch Orions sie alle betroffen hatte.

"Ich hoffe, die gute Madame Rossignol hat die Ferienzeit gut genutzt, um sich noch schlauer zu machen, nachdem sie die kleine Mademoiselle Dornier mit Jeanne und dir zusammen ans Licht der Welt geholt hat, Julius", sagte die Heilerin. Millie meinte dazu:

"Deshalb mache ich mir auch keine Sorgen, daß Julius mir und unserem Kind nicht ebenso helfen kann."

"Normalerweise lasse ich die Väter nicht dabei zusehen. Julius wird dir sicher erzählt haben, wie das bei Claudine Brickstons Geburt war. Jemandem zu helfen oder zu bangen, daß das eigene Kind wohlbehalten ankommt sind zwei verschiedene Sachen, Mildrid. Da könnte Madame Rossignol anders entscheiden als damals, wo außer deiner Schwester und Jeanne nur Julius geburtshilflich vorgebildet war."

"Das wird sich ergeben, wenn es soweit ist", beendete Julius dieses Thema. Dann sprachen sie noch einmal über die gerade beendete Weltmeisterschaft und daß Julius und Millie wohl nicht die einzigen waren, die demnächst Nachwuchs haben mochten.

"Jaja, jedesmal das selbe Spiel. Da treffen sich Leute, die einfach nur feiern wollen und kosten ihre neuen Freiheiten so richtig aus, ohne zu überlegen, daß Freiheit eben auch Verantwortung heißt." Dem konnten Millie und Julius nicht widersprechen.

Nachdem alle gegessen und getrunken hatten ergriff Hippolyte Latierre noch einmal das Wort.

"Messieursdames et Mesdemoiselles, ich spreche jetzt noch einmal als Ihre zeitweilige Vorgesetzte zu Ihnen. Ich freue mich sehr, daß wir mit Ihrer Hilfe eine sehr aufregende, aber über den Großteil der Zeit friedliche Weltmeisterschaft erleben durften und natürlich, daß Frankreich den Titel im eigenen Land gewonnen hat. Bis auf vereinzelte Beschwerden, sich angeblich um ihre Rechte geprellter Besucher ist mir nichts zu Ohren oder zu Händen gekommen, was mir Sorgen bereiten müßte. Sie haben das von mir in Sie gesetzte Vertrauen gerechtfertigt und sich als wertvolle und kompetente Mitarbeiter des Organisationskomitees Millemerveilles 99 ausgezeichnet. Ich bin überzeugt, daß diese Leistung nicht nur wegen der ausgelobten Bezahlung erbracht wurde, sondern weil jeder und jede von Ihnen zeigen wollte, was in ihm oder ihr steckt und daß jeder und jede in den gestellten Aufgaben eine Herausforderung und eine Selbstbestätigung gesehen hat. Dennoch darf, will und werde ich Ihnen den versprochenen Lohn für Ihre Mühe nicht vorenthalten. Nebenan erwartet sie mein Kollege Midas Colbert, der den ausgemachten Lohn für jeden einzelnen bereithält. Empfangen Sie jedoch vorher von mir die schriftlichen Verabschiedungsurkunden, die Sie als wichtiges Dokument Ihrer Fähigkeiten aufbewahren können. Sollten jene, die in diesem oder dem nächsten Jahr ihren Schulabschluß in Beauxbatons machen, danach nicht wissen, wo sie hingehen sollen, so mögen die von mir erstellten Zertifikate helfen, wichtige Türen zu öffnen oder eine Ausgangsgrundlage für die berufliche Zukunft bieten. Bitte verbleiben Sie auf Ihren Plätzen! Ich komme zu jeder und jedem einzelnen hin."

Madame Hippolyte Latierre griff nach einer großen Aktentasche mit silbernen Schlössern. Sie hantierte mit einem silbernen Schlüssel daran und klappte sie auf. Dann nahm sie die ersten zehn Abschiedszeugnisse heraus und klappte die Tasche wieder zu. Sie ging los und übergab jedem einzelnen sein oder ihr Schriftstück. Zwischendurch nahm sie weitere Abschiedsdokumente aus der Tasche und ging weiter herum. Jeder und jede erhielt zu den Zeugnissen noch einen Händedruck und ein wohlwollendes Lächeln. Julius sah Laurentine förmlich dahinschmelzen, als sie das für sie bestimmte Pergament in Händen hielt. Julius erkannte, daß sie nicht des ausgelobten Honorars von hundert Galleonen wegen mitgemacht hatte. Sie hatte hier eine Aufgabe übernommen, die ihrem Leben und ihren Fähigkeiten einen Sinn gegeben hatte. Einige Zeit später erreichte Hippolyte auch Julius Latierre.

"Ich bedanke mich im Namen der Abteilung für magische Spiele und Sportarten Frankreichs recht herzlich bei Ihnen, Monsieur Latierre, daß Sie mit Ihren Sprachkenntnissen, wie auch Ihrer Einsatzfreude und Ihrem Überblick den Ablauf dieser Weltmeisterschaft so reibungslos mitgestaltet haben. Bitte empfangen Sie neben einer Entlohnung von einhundert Galleonen diese schriftliche Anerkenntnisurkunde, die Sie auch als ministerielles Empfehlungsschreiben wertschätzen dürfen. Es würde mich freuen, im nächsten Jahr erfahren zu dürfen, daß Ihr Einsatz bei der Weltmeisterschaft Ihnen sehr gute Dienste zu leisten vermochte." Sie überreichte Julius das zusammengefaltete Pergament und sagte dann noch: "Die Erfahrung, die Sie hier gemacht haben wird Ihnen sicher bei Ihrem weiteren Weg in der Zaubererwelt helfen, vor allem, wenn es um Überblick und nötiges Durchsetzungsvermögen geht." Sie schüttelte Julius die Hand und ging zu Millie, die neben ihm saß. Auch ihr sagte sie, daß sie sich gefreut habe, daß sie mit ihren Sprachkenntnissen und ihrer Einsatzbereitschaft gut mitgeholfen hatte. Dann sagte sie noch: "Vor allem die unerbittliche Standfestigkeit und Ihr Gespür, wann jemand hart und wann jemand ruhig angesprochen und auf die notwendigen Dinge hingewiesen wurde haben Sie hervorragend vorgeführt. Sollten Sie nach Ihrem Schulabschluß einen Beruf mit diesen Grundvoraussetzungen erwählen haben Sie mit diesem Zertifikat eine sehr gute Empfehlung für jeden künftigen Arbeitgeber, auch wenn Sie sicher erst einmal auf eine gesunde Balance zwischen Berufs- und Familienleben ausgehen möchten."

"Davon dürfen Sie ausgehen, daß mir da sehr viel dran liegt, Madame Latierre", erwiderte Millie mit warmem Lächeln.

Als alle Besucherbetreuer ihre Zertifikate hatten bildeten sie eine Reihe zum Nebenzimmer, wo Adrian Grandchapeaus Vater hinter einer mächtigen Truhe saß, aus der er jeweils Lederbeutel fischte, in denen es verheißungsvoll klimperte. Julius hielt sich weiter hinten. Er sah, wie viele, nachdem sie ihr Honorar erhalten hatten, beschwingt und zielstrebig dem Ausgang zueilten. Hier konnte Julius jetzt endgültig erkennen, wer des Honorars wegen und wer der Herausforderung, der Arbeit als solcher wegen mitgemacht hatte. Denn die, die es als ihre persönliche Ehrensache angesehen hatten, gingen mit ihrem materiellen Lohn langsam und ruhig zum Ausgang, wo sie sich noch einmal zusammenstellten und miteinander sprachen. Laurentine gehörte zu diesen Leuten dazu. Lothaire Bouvier hingegen hatte es eilig, das Gemeindehaus zu verlassen, und Monsieur Pierre schlurfte mißmutig zum Ausgang hin und verließ das Haus. Offenbar steckte ihm der letzte Auftritt Bluecastles noch in den Knochen.

Millie und Julius nahmen die beiden Beutel entgegen und bestätigten mit ihrer Unterschrift den Erhalt der Belohnung. Dann gingen sie zu Laurentine und den anderen, die eher aus Lust an der Sache als aus Hoffnung auf eine Belohnung mitgemacht hatten. Sie plauderten noch einige Minuten über die vergangenen Wochen, erzählten die erst so bierernst erschienenen und jetzt eher zum schmunzeln anregenden Erlebnisse. Dann war auch der letzte Mitarbeiter ausbezahlt und verließ das Gemeindehaus.

Julius apparierte zu den Dusoleils. Er hatte mal von Jeanne und Claire gehört, daß sie in Gringotts Millemerveilles spezielle Verliese hatten, die bis zur Einschulung in Beauxbatons mit zwei übereinanderliegenden Türhälften gesichert wurden. Für die obere Hälfte bekamen die Kindeseltern den Schlüssel. Für die untere wurde ein Namensschloß benutzt, das nur aufging, wenn der darauf abgestimmte Namensträger im ausgehandelten Alter war, um die untere Türhälfte zu öffnen. Somit konnten Eltern für ihre Kinder Rücklagen bilden, an die erst ihre Kinder herankamen. Das hatten die Kobolde sich wohl von ihren menschlichen Mitarbeitern beschreiben lassen, wie Sparguthaben mündelsicher, also nur für Kinder, Neffen oder Patenkinder verfügbar angespart werden konten. Einzahlen ging dann, aber das Abheben ging erst, wenn das Mündel das vorvereinbarte Alter erreicht hatte. Sowas gab es auch im Bankwesen der Muggelwelt, wußte Julius von seiner Mutter.

"Wir haben gerade wieder zwei Verliese freibekommen, weil deren vereinbarte Zutrittsberechtigten nun eigene Verliese angemietet haben", sagte der Kobold am Marmorschalter, der Millie und Julius am nächsten war. "Allerdings können wir Ihnen so ein Verlies erst vermieten, wenn ein Kind da ist, dem Sie es geben wollen." Julius verstand. Ein Verlies für ein ungeborenes Kind anzumieten ging wohl nicht, zumal das Verlies ja eben auf den Namensträger abgestimmt werden mußte. So blieb ihnen nur, eine große rauminhaltsbezauberte Truhe mit drei Schlössern zu kaufen, in die sie die beiden Lederbeutel hineinlegten und sie in ihrem gemeinsamen Verlies unterstellten. Dort hinein wollten sie alle die entbehrlichen Geldmengen legen, die nur für das nun offiziell angekündigte Kind bestimmt waren. Julius ging davon aus, diese Truhe erst im Juli, nach dem Ende der Schulzeit, in ein mündelsicheres Verlies stellen zu können. Wie dann genau die Abstimmung erfolgen sollte interessierte ihn. Doch das erklärte ihm Jeanne, als Millie und er sie deshalb noch einmal fragten.

"Wenn euer Kind auf der Welt ist geht ihr mit ihm zu dem Verlies. Dann wird die untere Tür zugeschlossen. Ein Kobold stimmt dann mit einem denen eigenen Zauber das magische Schloß auf den wahren Namensträger ab. Aber wenn ihr mehr als nur ein Kind haben wollt macht das lieber mit einer dafür eigenen Truhe! Die mündelsicheren Verliese kosten im Monat zwanzig Galleonen. Das Gold solltet ihr eher eurem Kind oder euren Kindern geben als den raffgierigen Kobolden. Papa hat für Viviane eine Namensschloßtruhe gebaut, die wie ein Briefkasten aussieht und erst aufgeht, wenn sie siebzehn wird. Sowas baut er gerade auch für Janine und Belenus."

"Ach, ist das jetzt durch, daß sie auf jeden Fall Janine heißen wird?" Fragte Millie.

"Ich hoffe mal nicht, daß sie fallen wird. Aber Bruno und ich haben das jetzt doch festgelegt, daß wir einen Belenus und eine Janine bekommen werden", sagte Jeanne. "Und die Kleine hat nicht dagegen protestiert."

"Wie sollte sie auch?" Fragte Julius leichtfertig.

"In dem sie mir den Magen umgedreht hätte, zum Beispiel", sagte Jeanne und tätschelte ihren sichtlich gerundeten Unterbauch. "Aber ich denke, da werden in den nächsten Monaten noch anderswo einige Janines und Brunos und Michelles und Sandras und Sabines ankommen." Sie lächelte. Julius und Millie bedankten sich bei der baldigen Dreifachmutter für den Tipp mit der Truhe und beschlossen, bei Florymont auch eine zu bestellen, um dem Kleinen ein zugriffssicheres Guthaben anzulegen.

Am Abend lud Hippolyte Latierre ihre Verwandten noch einmal zum Abendessen nach Paris ein. Sie hatte darauf bestanden, daß Millie und Julius hinkamen. Julius hatte längst gelesen, daß er sich durch seine Kenntnis der britischen und französischen Zaubererwelt, guten Bekanntschaften und dem Verständnis von der Magielosen Welt ausgezeichnet hatte und zudem einen festen Charakter und das nötige Durchsetzungsvermögen besaß, um notwendige Dinge zu tun und unnötige Dinge auszulassen, er aber auch ein nützliches Maß an Einfühlungsbereitschaft bewiesen habe, um ortsunkundigen Besuchern ruhig und auf gleicher Augenhöhe zu helfen.

"Ich freue mich sehr, daß ihr beiden euch derartig gut ergänzt und im gesamten Gefüge der Organisation ausgezeichnet habt. Millie, ich bin sehr stolz auf dich, daß du unsere Familientradition starker wie gefühlsbejahender Hexen hochgehalten hast und dich vor allem mit diesen temperamentvollen Damen aus Südamerika so gut zurechtgefunden hast. Julius, ich danke dir vor allem dafür, daß du ohne nachzuverhandeln Sonderleistungen erbracht und eine große Einsatzbereitschaft gezeigt hast. Es war sicher nicht immer leicht, den gesunden Mittelweg zu finden. Aber wer mit teilweise aufgebrachten und dann noch angetrunkenen Leuten zu tun bekommt, braucht sowohl Ruhe als auch Kraft. Ich freue mich sehr, daß Millie und du zusammen seid und mir im nächsten Frühling das erste Enkelkind vorstellen möchtet. Na ja, Oma genannt zu werden ist wohl gewöhnungsbedürftig, aber das gilt ja auch für Maman und Papa", sagte Hippolyte. Julius erwähnte dann noch einmal, daß ihm die Ferienarbeit sehr viel Spaß gemacht habe, auch wenn er wie im Fall des paris-Ausfluges schon heftig an seiner Selbstbeherrschung zu knabbern hatte. Doch vor allem hatte es ihn gefreut, bei dieser Weltmeisterschaft dabei sein zu dürfen und etwas wichtiges zum guten Gelingen tun zu können, auch wenn ihn viele wegen der Verwandtschaft immer wieder unterstellt hatten, er würde eh bevorzugt. Martine meinte dazu:

"Da hörst du irgendwann drüber weg, Julius. Ich mußte das auch lernen, als ich im Ministerium anfing. Und als Didier und sein Sauhaufen das Sagen hatten war das für mich auch kein Honigschlecken. Aber wenn Ma dir sagt, du hättest was gezeigt, dann ist das keine Lobhudelei, um dich einzuwickeln."

"Aurora Dawn, die ihr ja jetzt alle kennt hat von einer ihrer Großmütter gehört, daß man in ein übergroßes Kleid hineinwachsen kann. So richtig habe ich dem Spruch nichts abgewonnen, bis jemand gemeint hat, mir eine silberne und dann eine goldene Brosche an die Brust stecken zu müssen. Vielleicht war ich für die Arbeit hier gerade weit genug in dieses große Kleid reingewachsen. Jedenfalls bin ich sehr glücklich, das alles mitbekommen zu haben, die Weltmeisterschaft, das Drumherum, die Leute aus den anderen Ländern, die Sonnenfinsternis und die Siegesfeier."

"Ja, und dabei immer noch genug Ausdauer zu haben, wen neues auf den Weg zu bringen", warf Albericus Latierre ein. Millie meinte dazu:

"Pa, das war der richtige Ausgleich für den Streß am Tag. Aber das kennst du ja auch." Alle lachten, auch die sonst so ernst auftretende Martine, die sich wohl langsam damit anfreunden mußte, daß da im nächsten Jahr jemand Tante Tine zu ihr sagen durfte. Doch sie war nicht neidisch auf Millies Vorsprung und daß sie Julius an ihrer Seite hatte. Eher war sie froh, daß Julius zumindest bei den Latierres untergekommen war und durch diese und die Eauvives einen sicheren Halt und eine nötige Rückkopplung in der Zaubererwelt haben würde. Zumindest sagte sie das Julius, als Hippolyte und Albericus sich mit Millie über das angekündigte Kind unterhielten.

Gegen zehn Uhr kamen Martha Eauvive und die Brickstons noch aus der Rue de Liberation herüber und feierten mit den Latierres den erfolgreichen Ausgang der Quidditchweltmeisterschaft. Julius erzählte seiner Mutter, daß sie im nächsten Frühling Oma würde.

"Dann habt ihr dieses Etappenziel erreicht. Als dein Vater hörte, daß er Vater würde war er erst etwas verunsichert. Aber dann war er so stolz, weil sein Bruder Claude das bisher nicht geschafft hatte. Ich kann mich noch dran erinnern, wie er den Fußweg zum Haus mit roten Rosen gepflastert hatte, als ich vom Arzt kam und das Untersuchungsergebnis hatte."

"Na ja, aber er war nicht bei meiner Geburt im Krankenhaus", wußte Julius. Denn die letzten zwei Stunden davor und danach hatte er sich einmal in Erinnerung gerufen, um damit das von ihm hergestellte Denkarium zu aktivieren.

"Lag sicher auch daran, daß er nie so recht Blut sehen oder Menschen weinen hören konnte. Aber er hatte dich trotzdem lieb, mein Junge", beteuerte Martha Eauvive. "Ob er mich wirklich geliebt hat weiß ich nach dem gemeinen Angriff seines Freundes auf mich nicht mehr so recht", fügte sie mit einem Seufzer hinzu.

"Ja, bis er merkte, daß ich nicht das werden und sein konnte was er war, Mum. Da kannst du mir hundertmal erzählen, er hatte mich lieb. Sicher, er hat mir eine Menge beigebracht und für mich hingebogen. Aber es wäre schöner, wenn er jetzt mit dir zusammen hier sitzen könnte und das mitbekäme, daß die Zauberergemeinschaft auch aus Menschen besteht. Das ist immer noch was, woran ich denken muß", sagte Julius. Seine Mutter konnte ihm da nicht widersprechen. Sie vermißte Richard auch. Doch innerlich hatte sie sich damit angefreundet, ein neues Leben zu führen, nun, wo sie selbst eine ZAG-geprüfte Hexe war und sich in der magischen Gemeinschaft zurechtzufinden lernte.

"Ich muß übermorgen in die Staaten, weil sie einen brauchen, der sich mit dem Internet gut genug auskennt. Du hast ja von dieser Vereinigung Nocturnia gehört. Ich soll zusehen, alles damit zusammenhängende was in der Muggelwelt passiert aus dem Internet zu filtern und glaubhafte Begründungen für die Vorfälle konstruieren."

"Dann paß aber gut auf. Diese Brut vermehrt sich offenbar jetzt auch durch normales Wasser", sagte Julius.

"Ja, in Kleinstädten, wo sie wenig Wasser zur Verfügung haben und so mehr von ihrem Teufelszeug darin unterzukriegen. Ich werde außerdem wohl viel Cola oder verpackte Fruchtsäfte trinken, um mich nicht irgendeinem Wasserpanscher auszuliefern. Aber Minister Cartridge hat mir zugesichert, daß ich kein verseuchtes Wasser schlucken muß. Seine Frau hat ja gestern einen kleinen Jungen zur Welt gebracht. Wußtest du das schon?"

"Huch, woher? Ich habe wegen der Untersuchung und der letzten Verabschiedungen keine Zeit für E-Mails gehabt. Hat Britt dir das geschrieben oder Zach Marchand?"

"Nein, Lucky, ich meine Mr. Merryweather. Brittany hat ihm ja gezeigt, was ein Internetcafé ist und wie man von dort E-Mails verschickt oder über den Internetseitenbetrachter lesen kann. Er meinte dazu, daß Milton Cartridge sich dann wohl demnächst wieder aus dem Amt zurückziehen würde, um sich um seine Familie zu kümmern. Na ja, werde ich wohl von ihm selbst zu hören kriegen, wenn ich ihn treffe.""

"Ich hörte von Mr. Merryweathers Mutter, daß er demnächst in New York sei."

"Stimmt, da geht's um Wertanlagenkonvertierung von rein elektronischen Notierungen zu barem Gold. Könnte mir passieren, daß ich da auch noch mal zu befragt werde, wenngleich ich mit dem weltweiten Getue um die Börse nicht auf so gutem Fuß stehe, was wohl psychologische Gründe hat."

"Wegen dieser Goldgräberstimmung mit Internetfirmen?" Fragte Julius.

"Ich denke, da kracht es demnächst wieder, und wenn ich bedenke was an diesem weltweiten Spiel alles dranhängt ... Da bin ich echt froh, echtes Gold oder Silber in der Hand zu haben", sagte Martha Eauvive. Julius nickte. Auch er gewann dem Spektakel an den Börsen der Welt nichts ab. Das erschien ihm wie ein exklusiver Club von Leuten, die mit anderer Leute Geld jonglierten.

"Falls wir uns vor meiner Abreise nach Amerika nicht mehr sehen nur noch so viel: Paßt gut auf euch beide auf, Julius! Verliere trotz aller Verantwortung für das Kleine nicht den Spaß am Leben. Ein Kind braucht nicht nur ein festes Dach über dem Kopf und gut zu essen, sondern auch jemanden, der mit ihm lachen kann. Ich habe das leider bei dir nie so gut hinbekommen, und was deinen Vater angeht, so wissen wir ja, wie selten er zu Hause war." Julius nickte. Er bedankte sich bei seiner Mutter für den Ratschlag und versprach, auf sich, Millie und das Kleine aufzupassen. "Ich kriege es hin, dich früh genug wissen zu lassen, was es wird", sagte er noch. "Im Zweifelsfall nimmst du Vivianes Bild mit auf die Reise. Dann kann ich das ganz schnell weitergeben."

"Ob ich das wirklich vor der Geburt wissen will?" Fragte Julius' Mutter. Doch sie lächelte. Warum eigentlich nicht?

Kurz nach Mitternacht kehrten Millie und Julius in ihr eigenes Haus zurück. Sie machten keine langen Worte mehr und legten sich zum schlafen hin.

__________

Da Millie und Julius ja nun wieder für sich waren nutzten sie die den Latierres eigene Direktverbindung von ihrem Haus in das Château Tournesol. Als sie einige Sekunden in lichtloser Schwerelosigkeit dahingeglitten waren stießen sie in einem breiten Schrank zusammen, dessen Tür keine Sekunde später von selbst aufsprang. Julius sah sich in dem weitläufigen Raum um, in dem mehrere dieser Verschwindeschränke in verschiedenen Farben standen. "Tournesol Hauptbahnhof! Sie haben Anschluß an direkte Linien nach Paris, Valle des Vaches, Lyon und Cherbourgh!" Rief Julius im Stil eines althergebrachten Stationsvorstehers. Millies fröhliches Gelächter auf diese Einlage erzeugte ein merkwürdiges Doppelecho. Dann sahen sie die Zwillinge Calypso und Penthisilea, die zwischen zwei Schränken hervortraten. Aus einem trat gerade Jean Latierre, der seine beiden Söhne Boreas und Notus auf den Schultern trug, obwohl die beiden eigentlich schon selbst laufen konnten. Dann verließ auch Barbara Latierre den Schrank, der mit ihrem großflächigen Bauernhof verbunden war. Julius meinte schon: "Hoffentlich meint Temmie nicht, auch noch durchzukommen!"

"Neh, das weiß sie, daß sie da nicht durchpaßt", erwiderte Barbara Latierre. Dann deutete sie auf einen anderen Schrank, dessen Tür gerade aufsprang. Ihm entstiegen Ursulines Schwester Diane und ihre direkten Abkömmlinge und der Schwiegerenkelsohn Damian. Sicher stand im Mondscheincafé von Artemis das Gegenstück des Schrankes. Lyre hatte selbst Zwillinge zur Weltgebracht und trug sie wie Trophäen in einem wuchtigen Tragekorb auf dem Rücken. Julius war sich sicher, daß der Korb mit einem Federleichtzauber belegt war. Weitere Schranknutzer trafen ein, darunter auch Josianne und Otto Latierre, Ursulines Schwester Cynthia mit ihrem Mann und Gilbert, der heute einmal keine zeitung herausgeben wollte.

Ferdinand Latierre begrüßte die Verwandten und bat sie in den Speisesaal des Schlosses. Dort thronte die Hausherrin in einem hochlehnigen, breiten Sessel mit weißen Kissen und winkte ihren Geschwistern und Abkömmlingen zu. Hippolyte Latierre sah ihre Mutter etwas verdrossen an, tat jedoch keinen Mucks. Béatrice Latierre kam mit ihren Halbgeschwistern Patricia, Mayette und den Zwillingen Esperance und Félicité hinzu.

"Schade, daß deine Mutter nicht zu uns kommen kann. Aber die werte Nathalie hält sie zu sehr auf Trab", sagte Ursuline Latierre zu Julius, als er sie persönlich begrüßte und sich für die spontane Einladung bedankte.

"Madame Dumas in Millemerveilles ärgert sich immer noch, daß sie meine Mutter nicht früh genug per magischem Vertrag verpflichten konnte", erwiderte Julius. Dann setzten Millie und er sich zur rechten der Schloßherrin, was Ursulines Schwestern Cynthia und Diane offenbar unpassend vorkan. Denn sie bedachten das junge Ehepaar mit verdrossenen Blicken, weil sie links von ihrer Schwester sitzen sollten. An der Festgarderobe lag es sicher nicht. Millie und Julius trugen die Sachen, die sie bei Brittanys Hochzeit schon vorgeführt hatten.

Nach der umfangreichen Begrüßungsrunde folgte ein noch umfangreicheres Frühstück, bevor Ursuline ihre geladenen Verwandten um Aufmerksamkeit bat und stolz verkündete, daß sie zwischen dem ersten und dreizehnten März des kommenden Jahres vier weitere Kinder erwartete. Diane und Cynthia waren von dieser Eröffnung sichtlich irritiert. "Keine Sorge, liebe Schwestern, Béatrice hat mir versichert, daß wenn ich hübsch brav einhalte, was sie mir alles vorschreibt, könnte ich die alle selbst ausliefern. Ihr müßt also nicht fürchten, euch den einen oder die andere zustecken zu lassen", machte Ursuline eine derbe Bemerkung.

"Vier Stück?" Fragte Ursulines Schwiegergroßneffe Damian. "Und ich dachte, zwei sind schon heftig."

"Kinder, nicht Stück, Damian", korrigierte Ursuline ihn und fügte hinzu: "Und ich kann euch alle beruhigen, diesmal werde ich den Fortuna-Matris-Trank trinken, um sie auch alle lebendig zur Welt zu bringen."

"Hoffentlich sind das die letzten, die du dir antust", knurrte Barbara Latierre ihre Mutter an.

"Babs, dir steht es frei, zu entscheiden, ob du mit den vieren, die du bekommen hast noch weitere haben möchtest. Gönn mir diese Freiheit bitte auch!" Erwiderte Ursuline Latierre.

"Ja, bis du unter der Geburt eines Kindes dein Leben läßt, Maman", knurrte Barbara Latierre.

"Das hoffst du nicht echt, Babs", fauchte nun Béatrice. "Ich sehe zu, die vier neuen jetzt sicher zur Welt kommen zu lassen. Falls du meinst, dir auch noch mal welche zuzulegen helfe ich dir gerne auch dabei."

"Man müßte echt fragen, ob du noch bei klarem Verstand bist, Ursuline", schnarrte nun Cynthia. "Was treibt dich dazu, deinen Körper derartig mutwillig zu verausgaben?"

"Die Liebe zum Leben, werte Schwester. Aber das wolltest du nie recht verstehen, auch nicht, als Diane drei Kinder bekommen hat", stieß Ursuline aus. Die erwähnte Hexe nickte und sagte: "Weil Cynthia und ich wissen, wie anstrengend das ist." Cynthia nickte beipflichtend.

"Ob die vier, die gerade meinen innigsten Unterschlupf genießen die letzten sind will ich nicht sagen. Ausschließen will ich es nicht, aber auch nicht unbedingt abstreiten", erwiderte Line Latierre.

"Wolltest dieser unersättlichen Gattin Orions offenbar eins auswischen und hast mit irgendwelchen Mehrfachreifungselixieren herumgepanscht, wie, Line?" Fragte Diane. Ferdinand verzog das Gesicht. Er räumte nun ein, daß er seine Frau darauf gebracht hatte, weil er sich nicht sicher war, daß sie überhaupt noch befruchtungsfähige Eizellen ausbilden könne. Jean Latierre meinte dann: "Klar, weil du jetzt unbedingt deinen Vorgänger einholen wolltest, Ferdinand. Aber wenn dir dir Belle-Maman Line unter der Geburt von so vielen auf einmal stirbt komm bloß nicht zu uns und heul wie ein waidwund geschossener Wolf!"

"Wenn es nicht anders geht soll Trice eins oder zwei von denen fertigtragen", sagte Barbara Latierre mit Blick auf ihre jüngere Schwester.

"Vierlingsschwangerschaften sind keine so große Seltenheit, Babs. Ich habe mich sofort in den einschlägigen Bibliotheken umgeschaut und alles darüber veröffentlichte gelesen, um mich bestmöglich vorzubereiten", fauchte Béatrice. "Sicher könnte ich unsere künftigen Geschwister notfalls selbst tragen. Aber du glaubst dann doch, daß unser Zusammenhalt dann nicht mehr vorhält. Maman wird von mir betreut, und wenn sie meinen Anordnungen vollständig folgt können unsere künftigen Geschwister sicher auf die Welt kommen."

"Gut, verschwinden lassen geht ja jetzt nicht mehr", knurrte Jean.

"Gut, daß du das einsiehst, werter Schwiegersohn", schnaubte Ursuline. "Denn sonst hätte ich dich hier keinen Moment länger geduldet."

"Deshalb hast du die beiden in deine Nähe gesetzt, damit sie mitkriegen, was auf sie zukommt, wenn sie mal selbst wen neues in die Welt setzen wollen", grummelte Cynthia verdrossen. Ursuline lächelte und deutete auf Mildrid und Julius.

"Ich habe die beiden schön nahe bei mir und den vier neuen hingesetzt, damit sich die fünf künftigen Haus- und Klassenkameraden schon mal durch Millies und meinen Bauch hindurch erspüren können, wenngleich meine ja schon ein wenig weiter gewachsen sind. Millie, erzähl deiner guten Großtante Cynthia und den anderen hier bitte, wann du und Julius das erste Kind erwarten!" Millie strahlte alle an und stand auf. Mit der linken Hand auf den noch flachen Unterbauch verkündete sie, daß sie im kommenden Mai auch Mutter würde. Julius strahlte ebenfalls. Damian sah ihn jungenhaft grinsend an, während Hippolyte, Barbara und Otto nickten. Gilberts Blick huschte von seiner Tante zu Millie und Julius hinüber. Mildrids Mann las daraus die Frage nach einem Interviewtermin ab.

"Toll, dann kann Millie das Jahr gleich wiederholen", blaffte Jean Latierre.

"Neh, muß ich nicht, Onkel Jean", erwiderte Millie selbstsicher. "Als verheiratete Schülerin muß ich das Jahr nicht wiederholen, weil zum einen das Kind in den Ferien entstanden ist und zum zweiten von dem Zauberer ist, mit dem ich schon zwei Jahre verheiratet bin und wir zwei drittens beide volljährig sind. Außer den Selbstverwandlungen stehen auch in den UTZs keine Sachen an, die ich nicht machen darf, solange Aurore oder Taurus bei mir ist. Und die Selbstverwandlungen habe ich schon im vergangenen Schuljahr prüfen lassen, eben weil Madame Faucon und Madame Rossignol wußten, daß Julius und ich so früh es geht ein Kind haben wollten."

"Ja, aber ihr zwei habt noch nichts eigenes, womit ihr dem Kind eine gute Grundlage bieten könnt", warf Jean Latierre ein. Julius sah seine Schwiegertante Barbara und seine Schwiegermutter Hippolyte an und sagte mit fester Stimme:

"Ich habe diesen Sommer einhundert Galleonen verdient und bekomme von Monsieur Florymont Dusoleil und Ms. Arcadia Priestley jeden Monat weitere Summen für die Laterna Magica. Das ist schon eine gute Grundlage. Außerdem hoffe ich darauf, die UTZs gut genug schaffen zu können, um einen für mich anspruchsvollen und interessanten Beruf erlernen oder gleich anfangen zu können. Und falls die UTZs nicht hinhauen frage ich bei Temmie an, ob ich in ihrem Café aushelfen kann." Dabei sah er Temmie auffordernd an.

"Ich denke nicht, mit Hippolyte Krach kriegen zu wollen, weil ihr Schwiegersohn bei mir als Aushilfskellner anfangen muß, nur um für seinen Sohn oder seine Tochter ein paar Galleonen im Monat zu machen", erwiderte Artemis mit einem mädchenhaften Lächeln. "Abgesehen davon denke ich nicht, daß du die UTZs verhaust, Julius, auch wenn du im nächsten Jahr bei diesem haarsträubenden Turnier mitmachen solltest. - Guck mich nicht so giftig an, Hipp, das pfeift eh schon jeder Spatz in Frankreich von den Dächern!"

"Ich weiß nicht, wer dir das zugetragen hat, Temmie, aber würde es auch im Familienkreis begrüßen, wenn ministerielle Angelegenheiten nicht so frei heraus ausgeplaudert würden", sagte Hippolyte angenervt. Doch dann atmete sie durch und nickte. "Ja, es stimmt, ich habe mit den Leitern der Abteilungen für magische Spiele und Sportarten von Deutschland, Rußland, Bulgarien, Rumänien und Großbritannien gesprochen. Es wird wieder ein trimagisches Turnier geben, zumal niemand mehr glaubt, daß der selige Professor Dumbledore den Ablauf des letzten Turnieres manipuliert hat. Allerdings wird dieses Turnier ohne Durmstrang stattfinden. Dafür wird Burg Greifennest zum ersten Mal an diesem Turnier teilnehmen, zumal wir auch in Aussicht stellen, ein interkontinentales Turnier vorzubereiten, daß von vier Zaubererschulen der altenund neuen Welt bestritten wird. Aber dazu müssen noch so viele Voraussetzungen geschaffen und Verträge ausgearbeitet werden, daß dies nur eine Vorabankündigung ist, die ich nur mache, weil ich darauf setze, daß sie nicht an außerfamiliäre Stellen weitergetragen wird."

"Dann ist das in Beauxbatons?" Fragte Callie ihre Tante. Hippolyte überlegte, ob sie darüber was sagen durfte. Doch ihre Halbschwester Patricia kam ihr zuvor.

"Callie, auf der Beaux-Liste für dieses Jahr stehen Festumhänge für alle drauf. Das wäre ja nicht, wenn nur ein paar von uns nach Hoggy oder den Greifennestlingen hinflögen." Julius nickte. Das war absolut logisch. Hippolyte atmete hörbar ein und wieder aus. Dann nickte sie schwerfällig. Sie sah Gilbert an:

"Gilbert, ich spreche mit dir und deinen Ex-Kollegen vom Miroir darüber, wenn die letzten Vorbereitungen abgeschlossen sind. Also bring es bitte noch nicht in deine Zeitung rein! ja, du vorlaute kleine Pattie, ihr bekommt dieses Jahr das trimagische Turnier in Beauxbatons zu sehen. Mitmachen dürfen aber nur die, die schon volljährig sind, also vergiß es, dich dafür vorbereiten zu wollen. Ähm, Julius, was für Gilbert gilt möchte ich auch dich bitten. Ich weiß, daß deine Hogwarts-Kameraden darauf lauern, zu erfahren, ob es ein Trimagisches gibt und wenn ja wo. Bitte erwähne es erst, wenn ich die offizielle Verlautbarung freigebe! Das wird am fünfundzwanzigsten August passieren. Da sind dann alle nötigen Formalitäten hoffentlich abgeschlossen." Julius nickte seiner Schwiegermutter sein Einverständnis zu. Sicher würde Kevin ihn dafür schief ansehen, weil er das nicht sofort erfuhr. Doch wenn Julius Gloria am fünfundzwanzigsten August über die Spiegelverbindung bescheid gab wußten Kevin, die Hollingsworths und Pina das sicher einen Tag später, was ja noch früh genug war.

"Pech, daß Millie da dann nicht mitmachen darf, weil ja nur drei volljährige Schüler mitmachen dürfen und keine ausgebrüteten Bälger", feixte Pennie. Ihre Cousine grinste darüber jedoch und meinte:

"Nur keinen Neid, Cousinchen, nur weil du noch keinen an der Hand hast, der mit dir mindestens mal auf dem Walpurgisnacht-Besen sitzen möchte. Mir war das klar, daß ich mich da entscheiden muß, ob ich lieber ein Kind oder tausend Galleonen kriegen möchte. Das Baby ist mehr wert als tausend Galleonen."

"Klar, wegen dem, was es kostet", grummelte jean Latierre. Doch seine Frau stupste ihn in die Seite. Er ließ sich nicht davon beirren und setzte hinzu: "Du siehst das locker, denkst jetzt, wunders wie erwachsen zu sein, Mildrid. Aber ein Kind zu haben ist kein Spiel, sondern eine ernste Sache."

"Deshalb habt ihr ja auch vier", sagte Ursuline. An Millies breitem Grinsen konnte Julius ablesen, daß sie genau das oder zumindest etwas in dieser Richtung hatte antworten wollen. Alle lachten, auch Barbara Latierre, obwohl diese ja eigentlich nicht so humorvoll war und die Entstehung ihrer Zwillingssöhne ja auch keine ganz und gar freiwillige Sache gewesen war. "Wenn das, was ich aus meinem Leben gemacht habe ein Vorbild für andere ist, dann bin ich sehr beruhigt, daß ich zumindest einer meiner Blutsverwandten was beibringen konnte", sagte Ursuline noch. "Ja, werter Jean, es ist eine ernste Sache, auf die eigenen Kinder aufzupassen. Aber die in sie investierte Zeit, Liebe und Aufmerksamkeit lohnt sich dreifach. Frag deine Frau mal, ob ich sie nachlässig behandelt habe oder ihre älteren und jüngeren Geschwister irgendwie bevorzugt oder benachteiligt habe!" Babs Latierre verzog das Gesicht. Doch dann nickte sie. "Alle, die ihr hier sitzt, mit Ausnahme meiner gerade so vorwurfsvoll schweigsamen Schwestern, lebt, weil ich euch haben wollte und weil ich wollte, daß ihr ein erfülltes und abwechslungsreiches Leben führen könnt." Ihre Schwiegerkinder sahen sie herausfordernd an. "Euch meine ich auch", sagte Line Latierre diesen zugewandt. "Ihr konntet nur mit euren Ehepartnern zusammenkommen und auch schon eigene Familien gründen, weil diese von mir und meinen beiden Angetrauten gelernt haben, daß das Leben nicht nur aus Ernst und Arbeit zu bestehen hat. Also gönnt Millie und mir unsere bald wunderschön anschwellenden Bäuche und Brüste und genießt mit uns das Wunder und die Wärme ganz neuen Lebens, nachdem wir alle in den letzten Jahren immer wieder von der Kälte des Todes angehaucht worden sind!" Julius nickte seiner angeheirateten Großmutter zu und blickte alle am Tisch sitzenden unerschüttert an. Außer Cynthia und Diane nickten alle in Ursulines Richtung.

"Wir meinen es nur gut mit dir, Line", knurrte Cynthia nun. "Und daß Millie und Julius schon zusehen wollen, ob ihre frühe Ehe erste Früchte trägt, wo sie beide volljährig sind müssen wir wohl hinnehmen. Aber das mit den Vierlingen ..."

"Ist für dich genauso neu wie für mich, Cynthia. Nur mit dem Unterschied, daß ich jetzt wissen will, ob ich damit genausogut zurechtkomme wie mit jedem einzelnen oder den beiden Mädchen von meiner letzten Schwangerschaft", erwiderte Ursuline. Cynthia konnte darüber nichts sagen. Julius vermutete, daß sie sich nicht nur Sorgen wegen der Gesundheit ihrer Schwester machte. Vier Latierres mehr würden auch vom irgendwann mal aufzuteilenden Gesamtvermögen was abbekommen wollen. Von den Rangeleien seiner Mutter mit ihrem Schwager Claude und den unschönen Sachen zwischen Camille und ihrer Schwägerin Cassiopeia wußte er, wie schnell eine Familie über eine Erbschaft aneinandergeraten konnte. Doch was dachte er da. Links von ihm wuchsen vier Kinder im Schutz ihrer Mutter heran. Rechts von ihm ruhte sein eigenes Kind in der Geborgenheit von Millies Leib. Da sollte und durfte er nicht ans Sterben und Erben denken. So sagte er schnell, um seine Verschämtheit zu überspielen:

"ich mußte nur daran denken, daß ich bis vor drei Jahren noch keinen Gedanken daran verschwendet habe, ein eigenes Kind zu haben. Meine Eltern haben erst für ihre Berufe gelernt und gelebt. Deshalb weiß ich ja selbst nicht, ob das alles so erfreulich wird, wie Oma Line es gerne sieht. Aber ich freue mich doch, nämlich weil alle die hinter mir her waren, um mich umzubringen es nicht geschafft haben und ich doch noch was lebendiges hinbekomme, falls mein und Millies Erbgut wirklich richtig zusammenpassen." Millie knuffte ihm in die Seite. Line Latierre sagte dazu nur:

"Das ist das schöne am Leben. Du kannst bestimmte Sachen erst herauskriegen, wenn du dich traust, sie auszuprobieren. Ist nur schade, daß euer Kind erst im Mai ankommt. Als umstandsbäuchige Uroma herumzulaufen hätte auch was gehabt. Aber ich habe euch zwei ja oft genug gewarnt, daß Ferdinand und ich euch zuvorkommen könnten." Julius nickte, während Cynthia und Diane ihre Schwester sehr verstört ansahen. Julius konnte sich vorstellen, daß sie sich demnächst die Mäuler zerreißen würden, ob ihre Schwester womöglich ein Fall für die geschlossene Abteilung der Delurdes-Klinik sein mochte. Doch mit einer Heilerin in der eigenen Familie hätten sie sicher schlechte Karten, falls Béatrice nicht von sich aus darauf kommen mochte, ihre eigene Mutter für unzurechnungsfähig erklären zu lassen. Er hoffte, daß seine beiden Schwiegergroßtanten es nicht auf eine üble Auseinandersetzung anlegten. Denn dann würde er ob er wollte oder nicht mit hineingezogen. Millie bekam seine Gefühle mit und sah ihre Großtanten an.

"Ich kapiere es, daß ihr euch Sorgen um Oma Line macht, Tante Cyn und Tante Diane. Aber wie das jetzt auch bei euch angekommen ist: Oma Lines vier und Julius' und mein eines sind jetzt unterwegs. Und wenn Tante Trice keinen echten Grund finden kann, warum die anderswo als in Oma Line und mir fertigwachsen sollen drücken wir die auch auf die Welt, ob es euch paßt oder nicht. Und Onkel Jean, ob du nicht noch mal wen neues hinkriegst ist auch noch nicht vom Tisch. Also spar dir deine übermoralischen Ratschläge, ob Julius und ich erst mal was werden sollen oder nicht! Wenn ich im Mai ein Mädchen kriege geht das außer Julius und mich nur Tine was an, und wenn's ein Junge wird eben einen Zauberer, den Julius und ich dann fragen werden, wenn das Kleine meinen warmen Wartesaal verlassen hat. Pa, kuck mich nicht so böse an! Du hättest mit Ma sicher nicht zugestimmt, daß Julius und ich zusammen wohnen dürfen, wenn du dir nicht sicher wärest, daß wir zwei nicht auch schon zu dritt oder viert klarkämen." Albericus Latierre hatte seine mittlere Tochter in der Tat verärgert angesehen, weil diese sich so undamenhaft ausgedrückt hatte. Doch er mußte nicken. Jetz noch irgendwas zu kritisieren brachte nichts mehr ein.

"Können wir mal von was anderem reden?" maulte Mayette. "Wie machen wir das mit dem Einkaufen für Beaux?" Die anderen nahmen diese Frage gerne zum Anlaß, über einen Ausflug in die Rue de Camouflage zu sprechen. Millie wandte ein, daß sie bekleidungstechnisch ja anders planen müsse und sich bei Madame Arachne mit der nötigen Kleidung eindecken wolle. Ansonsten hatte sie nichts gegen einen Familienausflug in die pariser Einkaufsstraße der zaubererwelt. Dann ging es noch einmal um die nun in die Geschichte eingegangene Weltmeisterschaft. Hippolyte erwähnte die nicht als Ministeriumsinterna festgelegten Sachen, die nach der Abreise der letzten Besucher noch zu erledigen gewesen waren. Da der Miroir und die Temps bereits schriftliche Abschlußberichte zur Veröffentlichung erhalten hatten erwähnte sie, daß die Weltmeisterschaft 6000 Galleonen mehr gekostet habe als berechnet worden war. Allerdings habe es während der Veranstaltung informelle Absprachen zwischen Zauberern gegeben, die sicher den internationalen Handel beflügelten. Außerdem würden die Besenfabriken aus den Teilnehmerländern wegen der so guten Werbung für ihre Produkte wohl den Minusbetrag ausgleichen. Vor allem die Ganymed-Manufaktur hatte schriftlich einen Zusatzbeitrag von 3000 Galleonen angekündigt, weil doch viele zauberer die neueren Renn- und Gebrauchsbesen kaufen wollten. Julius wagte, einzuwerfen, daß ohne die zusätzlich angeworbenen Besucherbetreuer wohl ein Gewinn angefallen sei. Seine Schwiegermutter sah ihn sehr kritisch an. Doch dann mußte sie lächeln.

"Der Gewinn wart ihr, Julius. Ohne einen einsatzfreudigen Mitarbeiterstab ist jede Großveranstaltung ein Chaos oder eine seelenlose Abfertigung. Insofern war und ist es richtig, daß Millie und du, sowie Laurentine und die anderen Helfer mitgearbeitet habt. Kommt also ja nicht auf die Idee, euer rechtschaffen verdientes Honorar zurückzugeben und mein Enkelkind deshalb noch vor der Geburt verhungern zu lassen!" Das war deutlich. Millie und Julius beruhigten Hippolyte, daß sie beide ihre Honorare unverzüglich in eine gesonderte Truhe in ihrem Verlies eingelagert hatten, in die sie einen Teil der zukünftigen Einkünfte legen würden, um das erste Kind und jedes wohl noch ankommende abzusichern.

"Gut, dann fügen wir auch noch zweihundert Galleonen bei", sagte Albericus Latierre. Seine Frau nickte. Martine erwähnte, daß sie von sich aus hundert Galleonen in dieses Verlies einzahlen wollte, auch wenn das erste Kind ein Junge werden sollte. "So wie ich euch immer mitbekommen habe kriegt Millie dich eh dazu, ihr mindestens von jeder Sorte eins zum Tragen zu geben", sagte sie. Ursuline Latierre kündigte an, ebenfalls hundert Galleonen beizusteuern. Ihr Mann und ihre Schwestern hielten ihr vor, daß sie die sicher für die vier gerade auf dem Weg befindlichen Kinder ausgeben müsse. "Ihr wißt längst nicht alle, was in den Verliesen von uns Latierres drin ist", sagte Ursuline. "Damit füttere und kleide ich die vier Kleinen locker bis zum Schulabschluß in Beauxbatons durch, ohne daß Pattie, Mayette und die Zwillinge weniger Aufmerksamkeit befürchten müssen."

Julius bedankte sich bei allen, die ihm und Millie genug Startgeld für die Familiengründung geben wollten. Millie erwähnte, was sie von Jeanne gesagt bekommen hatten.

"Oh, dann schreibe ich den guten Florymont an und gebe auch vier dieser Truhen in Auftrag. Dann brauchen wir keine vier mündelsicheren Verliese", sagte Ursuline. "Spart achtzig Galleonen im Monat. Das Geld gebe ich lieber für die Kinder aus." Ferdinand Latierre nickte.

"Du hast doch eh alles Geld frei für uns in den Verliesen gehabt", wußte Otto Latierre zu berichten. Ursuline nickte.

Als das mit den Galleonen erörtert war ging es noch einmal um die einzelnen Spiele und die Maskottchen. Barbara Latierre erwähnte, daß sie von ihrem US-amerikanischen Kollegen einen Brief erhalten habe, daß die Beschwerde von Brittany wegen Wegfalls des Verfahrensgrundes verworfen worden sei und es keine weitere Erörterung darüber geben würde, ob ein Großfuß nun ein geeignetes Maskottchen sei und ob besagter Großfuß Bob artgerecht transportiert und gehalten worden sei. Über die geflügelten Schlangen aus Mexiko sei sie auch nicht recht glücklich gewesen und gab zu, daß sie sich sehr gefreut hatte, als Mexiko bereits nach dem ersten Spiel wieder abrücken durfte. Allerdings hätte sie gerne noch mehr von der Magie der Meigas und Huldren mitbekommen, auch wenn diese Wesen nicht zu den Tierwesen gehörten. Julius verwickelte sie dann in eine Diskussion über die Einteilung in Tier- und Zauberwesen und sprach mit ihr über die nächstes Jahr stattfindende magizoologenkonferenz, die die Scamander-Einteilung überprüfen sollte.

"Also, Kniesel und Latierre-Kühe werden wohl nicht zu den Zauberwesen eingeteilt, da sie nicht ohne Hilfsmittel mit Menschen komunizieren können", stellte Barbara Latierre klar. "Aber über die Wollawangas wird wohl zu reden sein, weil einige Australier sie als Zauberwesen ansehen und gerne entsprechend einteilen würden, während andere sie als Tierwesen einstufen wollen, um sie unter die gesetzlichen Regelungen für den Umgang, den Handel und Besitz magischer Tierwesen stellen zu wollen, was bisher wegen des eingeschränkten Kommunikationsvermögens dieser Wesen nicht erlaubt wurde. mal sehen, was die IMAZOV nächsten Sommer dazu sagt!"

"Nächsten Sommer?" Fragte Julius, in dessen Augen es schon leuchtete.

"Im Moment pendeln wir gerade zwischen dem 30. Juli und 10. August 2000 als Eröffnungstag. Die Konferenz soll dann zwei Wochen gehen, wobei die zu diskutierenden Tier- und Zauberwesen vorgeführt werden. Wo genau das stattfindet wissen wir noch nicht. Aber es ist eine nur für Beamte und Sachverständige zugelassene Veranstaltung, ebenso wie die Heiler- und Kräuterkundlerkongresse." Julius nickte. Das war ihm ja schon klar. Doch falls er wirklich nach den UTZs daran festhalten wollte, in die Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe einzutreten, könnte er sich vielleicht eine Gehilfenstellung sichern, um bei dieser Konferenz dabei zu sein, falls ihm nicht bessere und wichtigere Sachen einfielen.

"Wirst du da auch vorführen, daß Latierre-Kühe über Cogisons mit Menschen sprechen können?" Fragte Millie.

"Das haben die Dexters schon erwähnt. Im Tierpark von Viento del Sol bekommen die ranghöchsten Latierre-Rinder Cogisons angepaßt. Dazu gehört auch Nuagette, die Cousine eurer Temmie."

"Jau! Dann müssen wir doch noch mal rüber nach VDS", sagte Julius spontan, bevor ihm einfiel, daß sie mit dem Luftschiff wohl zu viel Strahlung für das Ungeborene einfangen mochten und er sofort korrigierte, daß sie das ja auch im nächsten Jahr noch mitbekommen konnten.

"Nachdem dieser Volakin erledigt ist liegen im Ministerium ein paar von diesen Fortiplumbum-Rüstungen herum, die besonders leicht sind und trotzdem optimal diese Strahlung abschirmen", sagte Hippolyte, die sofort verstanden hatte, was Julius' Enthusiasmus so drastisch gedämpft hatte. "Für die Überfahrt mit dem Stratoschiff könnte Millie sicher so einen Bleianzug anziehen." Julius hätte seine Schwiegermutter dafür fast geküßt. Doch er wollte das nicht gerade vor ihrem Mann und ihren Tanten tun. Millie hätte es ihm sicher verziehen, solange sie seine Kinder tragen durfte.

"Hmm, am fünfzehnten steht noch was aus, wo ich nicht weiß, ob wir da verplant sind oder frei haben. Aber am sechzehnten ginge das, Hippolyte", sagte Julius.

"Ach, haben Bine und San euch nicht zur großen Weltmeisterinnen-Geburtstagssause eingeladen?" Fragte Ursuline Latierre verschmitzt grinsend.

"Trinken darf ich da ja doch nichts", sagte Millie dazu. Es klang nicht bedauernd sondern kühl und sachlich.

"Ich ja auch nicht. Dennoch haben mich die beiden eingeladen, mit Babs und den beiden Mädels dahinzugehen", sagte Ursuline. Julius nickte. Doch er hatte keine solche Einladung erhalten. Da irrte er sich jedoch. Denn als Millie und er nach dem Mittagessen in ihr Apfelhaus zurückkehrten fanden sie vier Briefe in ihrem Briefkasten. Einer war von den Eheleuten Craft, die Millie und Julius einluden, am fünfzehnten auf Kosten der Gastgeber über den Kanal zu flohpulvern, um zum Preiselbeerenhaus zu kommen, wo Victor und Greta Craft ihren neunundzwanzigsten Hochzeitstag begehen wollten, zu dem ihre Eltern, sowie ihre verschwägerte Familie, die Porters eingeladen waren. Gloria hatte offenbar schon vor ihrer Abreise die Trommel gerührt, die jungen Latierres dort auf die Gästeliste zu setzen, stellte Julius fest. Der zweite Brief war von Brittany, die in einer schwungvollen Schrift aus goldener Zaubertinte frohlockte, daß die Anhörung für Phoebe Gildfork nach hinten losgegangen sei, weil Anwalt Greenwood Zeugen für einen bereits geplanten Schadensersatzantrag gefunden hatte. "So müssen die werten Gildforks mir jetzt 8000 Galleonen zahlen, weil sie versucht haben, meine Popularität auszunutzen, um sich zu bereichern", las Julius Millie die triumphale Schlußbemerkung Brittanys laut vor. Der dritte Brief stammte von Madame Rossignol, die Millie offiziell bestätigte, die von Béatrice ausgefertigte Überweisung erhalten zu haben und Millie um zehn Uhr Abends des ersten Septembers zur ersten Untersuchung in Beauxbatons bat. Der vierte Brief war eine in kräftigem Rot und bunten Leuchtfarben schillernde Einladung der Montferre-Zwillinge. Julius las Millie laut vor, daß geplant sei, eine fünf Meter große Geburtstagstorte zu backen, auf der die erfolgreichen Spieler der Nationalmannschaft in Schokolade und Zuckerguß aufgesetzt würden. "Die Torte wird so groß, daß sich Mademoiselle Maxime drin verstecken könnte", las er schmunzelnd. Er sagte zu Millie:

"Bei manchen Muggelwelthochzeiten passiert es, daß der sich von seiner Ungebundenheit verabschiedende Junggeselle am Abend vor der Hochzeit einen draufmacht und dabei eine Torte vorkommt, aus der ein junges Mädchen mit oder ohne Kleidung herausspringt. Aber ich glaube nicht, daß Mademoiselle Maxime sich dazu herablassen würde."

"Oh, wäre lustig. Sie springt aus der Torte heraus, und der erste unverheiratete Zauberer, der sie komplett nackig zu sehen bekommt, darf mit ihr Meglamora und den kleinen Riesen hüten gehen", scherzte Millie. Julius mußte grinsen. Genau das war ihm auch durch den Kopf gegangen. "Na ja, aber ich denke nicht, daß sie sich auf diese Weise noch wen sichern möchte."

"Wie machen wir das? Sagen wir es den anderen schon oder machen wir da eine offizielle Meldung draus, daß wir im Mai unser Baby haben?" Fragte Julius.

"Bine und San sollen das wissen, und deren Ma auch, wenn es Jeanne und Bruno auch schon wissen. Zumindest bin ich froh, da nicht die einzige Schwangere zu sein, wenn Jeanne und Oma Line hinkommen." Julius pflichtete ihr bei.

Am Nachmittag ging es wie am morgen verabredet durch die Rue de Camouflage. Dabei lief den Latierres die Familie Odin über den Weg. Melanie bekam ihre Zauberschulsachen. Denn sie würde zusammen mit Denise am ersten September über den Farbenteppich laufen. Nur wußte sie das mit dem Teppich noch nicht. Auch Véronique, Sandrines kleine Schwester, würde dieses Jahr nach Beauxbatons gehen.

"Nicht zu fassen, daß Sie sich noch unter anständige Leute trauen", schnarrte Cassiopeia Odin Ursuline an. "Sie legen es wohl darauf an, den Wert einer Hexe endgültig zu zerstören, wenn Sie sich derartig als Zuchtkaninchen darbieten."

"Ich kann mich nicht erinnern, daß ich bei Ihnen oder einer anderen Hexe um die Erlaubnis fragen muß, ob ich meinem drallen Körper noch die süße Last von Kindern zumuten darf oder nicht, werte Madame Odin. Sie selbst bieten Ihrer dieses Jahr nach Beauxbatons gehenden Tochter gerade kein gutes Vorbild für Anstand und damenhafte Zurückhaltung."

"Wie viele Kinder werden es denn?" Fragte Melanie, die das mit den Zwillingen ja noch mitbekommen hatte.

"Vier schnuckelige kleine Latierres", sagte Ursuline voller Stolz und Vorfreude. Cassiopeia schlug sich die Hände vor das Gesicht:

"Vier auf einmal. Eine wandelnde Sardinendose."

"Na, Sie werden mich doch vor den Ohren Ihrer unschuldigen Tochter nicht auf meinen kleinen Unterschied reduzieren wollen, gnädigste", erwiderte Ursuline, während Béatrice und Hippolyte verächtlich auf Cassiopeia Odin blickten. Julius mußte hinter vorgehaltener Hand grinsen, während Melanie unüberhörbar kicherte und ihre Mutter tomatenrot anlief. Julius nutzte das dreist aus und fragte seine angeheiratete Tante:

"Na, ist dir das peinlich, daß du weißt, was eine Sardinendose ist, wo das doch nur von Muggeln benutzt wird, Tante Cassiopeia?" Die Angesprochene schüttelte sich und machte Anstalten, den Zauberstab zu ziehen. Doch ihr Mann fiel ihr in den Arm und zischte ihr was zu. Dann zog er sie und Melanie mit sich, während Argon, der mit seinen Eltern und der kleinen Schwester unterwegs war, unverhohlen grinste und Julius und seiner Schwiegergroßmutter zuwinkte.

"Maman, war das jetzt so gut, vor Melanie sowas zu sagen?" Fragte Hippolyte. "Wenn Babs das jetzt mitbekommen hätte oder Tante Cynthia ..."

"Hippolyte, du hast Cassiopeia bei Jeannes und Brunos Hochzeit erlebt und auch bei der traurigen Verabschiedung von Claire. Die werte Dame will nicht lernen, sich nicht ungebeten in anderer Leute Sachen einzumischen. Sie hat nur einen Schluck der eigenen Medizin bekommen, weil sie jetzt ihrer Tochter erklären muß, wie ich das gemeint habe."

"Hörte sich für mich nicht so an", sagte Julius. "Außerdem war Melanie häufig mit Babette zusammen. Könnte sein, daß Babette ihr da schon einiges erklärt hat", sagte Julius. Millie nickte.

"Ich habe eigentlich gehofft, deine Mutter noch einmal zu treffen, bevor sie für Nathalie wieder um die halbe Welt reisen muß", sagte Geneviève Dumas zu Julius. "Mein Angebot steht immer noch. Außerdem könnte ich es zur offiziellen Anforderung erheben. Ich habe jetzt den genauen Gesetzestext gefunden, der einer Lehrbeauftragten gestattet, die für ihr Lehrinstitut geeignetste Fachkraft freistellen zu lassen, wenn davon die Qualität des Unterrichts abhängt. Allein schon die von deiner Mutter eingebrachten Rechenkunstkenntnisse sollten künftigen Zauberergenerationen zugänglich gemacht werden, auch und vor allem, wenn es stimmt, daß durch die rasante Fortentwicklung von Verständigungs- und Informationsverbreitungsapparaturen die Geheimhaltung der Zaubererwelt bedroht wird und es nötig ist, daß Hexen und Zauberer den Umgang mit diesen Maschinen erlernen, was in Beauxbatons ja nicht geht."

"Hmm, ich bin nicht der Manager meiner Mutter, Geneviève", sagte Julius. "Abgesehen davon wird Madame Grandchapeau gerade im Hinblick auf diese Entwicklung darauf bestehen, meine Mutter an vorderster Front in der Datenauswertung und -überwachung auf dem Posten zu halten. Abgesehen davon könnten auch andere Grundschulleiter der Zaubererwelt dann meinen, sie anwerben zu müssen, wenn du diese heftig große Keule schwingst."

"Da würde ich dann auf das Rückanwerbungsrecht pochen, demnach nach Freistellung einer Arbeitskraft der Arbeitgeber die Entscheidung widerrufen und den Vorzug bei der Anwerbung der freigestellten Fachkraft erhalten kann."

"Pech nur, daß meine Mutter nicht freigestellt ist, sondern in einem festen, ja amtlichen Arbeitsverhältnis steht und weder von sich aus daran denkt, sich beruflich zu verändern, wie es so schön heißt, noch von ihrer Arbeitgeberin darum ersucht wurde, ihren Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen und Madame Grandchapeau wohl jetzt erst recht keinen Anlaß zu diesem Schritt sieht", erwiderte Julius schlagfertig. Sandrines und Véroniques Mutter blickte ihn verdrossen an. Dann lächelte sie jedoch und sagte:

"Dann warte ich eben noch ein Jahr, da ich davon ausgehen darf, daß du eine ähnlich gute Vorbildung in magieloser Sachkunde und Rechenkunst erhalten hast."

"Nun, wie ich mich beruflich aufstellen werde mache ich von den Ergebnissen der UTZ-Prüfungen sowie familiären Verbindlichkeiten abhängig", sagte Julius ruhig. Millie blickte Sandrines Mutter genau an.

"In Ordnung, Julius. Du wirst dich entsprechend deiner Interessen und errungenen Prüfungsergebnisse orientieren. Abgesehen davon muß ich befürchten, daß du uns als Fachlehrer für Rechenkunst und magielose Sach- und Naturkunde wohl nicht lange erhalten bliebest, weil meine Kollegin Faucon dann sicher darauf bestehen könnte, dich als Nachwuchsmitarbeiter für Beauxbatons einzufordern, sofern du keinen außerschulischen Beruf ergreifst. Aber mit deiner Mutter werde ich noch einmal sprechen", sagte Madame Dumas.

"Holla, das hätte was gegeben, wenn nicht Claire oder ich, sondern Sandrine dich auf den Besen gehoben hätte", meinte Millie, als die Dumas' zum Buchladen weiterzogen. Julius erwiderte darauf:

"Die kämpft an zwei Fronten, Millie. Die beharkt meine Mutter und will mich noch dazu bringen, ihr zuzusetzen. Wenn die ihre Hartnäckigkeit auf Sandrine vererbt hat darf Gérard sich aber sehr warm anziehen."

"Das glaubst du aber, daß Sandrine den gleich nach dem letzten Glockenton von Beauxbatons dazu kriegt, ihr mindestens ein Baby in den Schoß zu legen, um sicherzusein, daß er ihr nicht mehr vom Besen runterhüpfen wird." Julius erstarrte einen Moment. "Natürlich nicht so, wie die Sabberhexe Bernadette das gemacht hat, Julius. Dazu wäre Sandrine sicher nicht fähig." Das mußte Julius zumindest einräumen.

Am Abend trafen sich Millie und Julius noch einmal bei den Dusoleils. Millie hatte bei Madame Arachne Beauxbatons-Schuluniformen mit dehnbaren Fasern gefunden und sich den verändernden Körperformen anpassende Unterkleidung gekauft. Jeanne erwähnte, daß diese Sachen ihr Geld wert seien und sie manchmal nicht merke, daß sie noch Unterkleidung trüge, obwohl ihre durch die Zwillingsschwangerschaft ständig anschwellenden Körperformen schon imposant waren.

"Sandrines Mutter hat gemeint, sie wolle mich nächstes Jahr hier in ihrer Schule unterbringen", erwähnte Julius. Dazu meinte Jeanne:

"Klar, wenn sie die Mutter nicht an den Haken zurückhängen kann soll der Sohn ihr ins Netz gehen. Die war schon immer so unerbittlich ausdauernd. Da wird Gérard noch was zu lernen haben, mit der Schwiegermutter."

"Gut, Jeanne, du hast ja mitbekommen, daß die Kleinen bei Martha gut was gelernt haben. Geneviève will das nicht vergessen. Denn wenn gut vorgebildete Kinder nach Beaux gehen, ist das ja auch ihr Erfolg, zumal Millemerveilles dann bei den Halbmuggelstämmigen aus diesem Dunst der Unwissenheit rauskommt", erwähnte Camille. Jeanne nickte. Dann unterhielt sie sich mit Millie und ihrer Mutter über die Erfahrungen werdender Mütter. Julius und Florymont zogen sich dezent zurück und betraten die Werkstatt des Zauberschmiedes, wo Julius weitere Entwicklungen bestaunen durfte, die Florymont hingebogen hatte.

"Für die Anzüge und die Gleitlichtbrillen, die sowohl als Restlichtverstärker als auch als Blendschutzversionen verfügbar sind, wurde ich für den silbernen Hammer der internationalen Thaumaturgenzunft im Bereich nützliche Alltagsgegenstände und Schutzartefakte nominiert. Im September ist die Versammlung in Madrid", sagte er stolz. Julius beglückwünschte ihn, auch wenn eine Nominierung ja noch keinen Preis bedeutete. Doch wie beim Filmpreis Oscar galt eine Nominierung in der internationalen Zauberkunst wohl auch schon als Auszeichnung, zumindest wurde jemand offiziell vorgestellt.

"Ich weiß nicht, ob ich irgendwann mal den goldenen Hammer kriege. Das ist die Auszeichnung für einen herausragenden Vertreter der Zauberkunst der letzten zehn Jahre. Der Preis wird nächstes Jahr vergeben. Da werden Monsieur Lighthouse und einige andere wohl gute Chancen haben. Aber ich hoffe da auch noch drauf."

"Ist dir eine Auszeichnung so wichtig?" Fragte Julius.

"Einerseits ist es schon schön, für die eigene Arbeit die richtige Anerkennung zu kriegen. Zum anderen hilft eine solche Auszeichnung schon, an den richtigen Türen zu klopfen, was für meine Familie sicher mal wichtig werden kann, auch wenn Bruno gerade auf dem Höhepunkt seiner Quidditchkarriere ist und Jeanne demnächst eine gutbezahlte Fachkraft in Graminis' Apotheke ist. Aber wenn Denise und Chloé mal groß sind könnte es für sie wichtig sein, wen sie ansprechen können, um gut unterzukommen. Du selbst mußt dir ja diesbezüglich keine Gedanken machen, weil ja um dich schon genug Leute herumlaufen und jetzt auch noch Geneviève." Julius verstand. Florymont dachte an die Zukunft seiner Familie, nicht an sein eigenes Ansehen. Julius hingegen legte nicht viel Wert auf Auszeichnungen. Seine Zukunftsplanung hieß lernen und sich beweisen, auch ohne Orden.

Gegen elf Uhr kehrten Millie und Julius wieder ins Apfelhaus zurück. Dort saßen sie noch einige Minuten in der Wohnküche im dritten Stock zusammen und sprachen über den verstrichenen Tag.

"Cassiopeia ist eine alte Sabberhexe. Wie kann die Oma Line so blöd anquatschen. Wenn Oma Line nicht so drauf bestehen würde, die vier in ihr wachsenden Kinder ohne Unterbrechung bis zum Ende durchzubacken hätte die der eingebildeten Fledermaus drei von denen unter den Umhang packen lassen sollen, damit die mal lernt, daß die sachen anderer Leute einen nicht betreffen, wenn sie nicht will, daß sie zum eigenen Problem werden", schimpfte Mildrid. Julius erwiderte darauf:

"Ich weiß nicht, wo Cassiopeia Odin den Schaden herhat, Millie. Ich will das auch nicht entschuldigen, was sie sagt und tut. Dafür hat die mich auch schon einmal zu viel dumm angequatscht. Du weißt ja, Elefanten vergessen nichts. Aber wenn Oma Line echt mal ausprobiert hätte, ob ihre vier Kinder dieser affektierten Frau schwer im Magen liegen, wären die vier aus dem Kotzen nicht mehr rausgekommen, auch nur eine Minute in dieser Krawallschachtel abgelegt worden zu sein. Neh, das willst du deinen ungeborenen Onkeln und Tanten doch sicher nicht zumuten." Millie mußte darüber lachen. Einen Moment hatte sie schon gedacht, Julius wolle seine entfernte Schwiegertante verteidigen. Dann sagte sie:

"Könnte sein, daß Oma Line recht hat und immer noch ein bißchen von deiner auf sie übertragenen Lebenskraft in den Kleinen weiterwächst. Aber dann teilt die sich ihren Bauch mit der von Königin Blanche. Insofern hättest du mit Königin Blanche die vier Kleinen auf den Weg gebracht, ohne mit der ganz ganz nah zusammengekommen zu sein. Schon eine wilde Vorstellung."

"Öhm, ja", konnte Julius darauf nur antworten.

__________

Am nächsten Morgen nahm sich Julius eine halbe Stunde Zeit, um elektronische Post und die Nachrichten aus der magielosen Welt zu lesen. Er las über eine Flugzeugexplosion über dem Atlantik und einen Flugzeugabsturz in Bosnien-Herzegowina. Die Explosion wurde im Zusammenhang mit der Entfführung eines gerade volljährig gewordenen Sohns eines ehemaligen US-Senators gebracht, auf den es eine Verbrecherbande abgesehen hatte. Da der Vater des Jungen wegen Anstiftung zum Mord an seinem zweiten Sohn verhaftet worden war, empfand Julius es als leider zu verständlich, daß die Mutter des Jungen, die in Frankreich geboren war, einen schweren Schock erlitten hatte und womöglich ein Fall für eine langjährige psychiatrische Betreuung wurde. Neugierig, was diesen Jungen, Cecil Wellington, für eine Verbrecherorganisation so interessant gemacht hatte, die selbst ins Fadenkreuz einer anderen Gangsterbande geraten sein mochte, lies er sich über die gängigen Internetsuchmaschinen alles zusammenklauben, was über Cecil Wellington bekannt wurde. Da er Millie nicht zu lange alleine im Haus lassen wollte, druckte er kurzerhand alles ergatterte Datenmaterial aus. Dann schrieb er noch eine Glückwunschbotschaft an Brittany und Linus, wobei er Begriffe aus der Zaubererwelt vermied. Man wußte ja nie, wo und wielange E-Mails zwischengespeichert wurden. Das war etwas, was viele Nutzer nicht recht bedachten, wenn sie die so praktischen und schnellen Nachrichten um die halbe Welt verschickten. Er telefonierte dann noch kurz mit Mikes und Melissas Mutter, die nun unter dem Namen Ginger Shoemaker darauf wartete, mit Roger Woodley, ehemals Ryan Sterling, vor den Traualtar zu treten, was Mike und vor allem Mel nicht sonderlich gefiel, aber sie jetzt auch nicht mehr verhindern konnten.

Wieder zurück im Apfelhaus gab er Millie nur die aktuellen Nachrichten zu lesen. Was ihm zu Cecil Wellington in die Hände gefallen war behielt er besser für sich. Denn er konnte sich gut vorstellen, daß Millie im gerade laufenden Wechselspiel der Hormone totunglücklich sein mochte, wenn sie las, wie eine Mutter ihren gerade erst erwachsen gewordenen Sohn verloren hatte und darüber wohl wahnsinnig werden konnte und zugleich wütend sein mochte, weil ein Vater seinen gerade wenige Monate alten Sohn zum Abschuß freigegeben hatte, wohl, weil dieser ihn an die größte Peinlichkeit seines Lebens erinnerte und zudem noch über Jahre hinweg Geld kosten mochte. So lies er die Ausdrucke über den Fall Wellington in seinem Brustbeutel, wo nur er sie herausnehmen konnte. Irgendein unbestimmbares Gefühl sagte ihm, daß die Sache vielleicht auch für die Zaubererwelt wichtig sein konnte. Um sein Unbehagen zu erklären erzählte er Millie zwar von einer Flugzeugexplosion über dem Atlantik und daß diese vielleicht durch eine Bombe herbeigeführt worden war, aber nicht, was ihm in dem Zusammenhang aufgefallen war.

Er unterhielt sich noch mit seiner Frau über die letzten Meldungen im Radio und über Mels und Mikes Mutter.

"Na, ob Prudence noch einen kleinen Schwager oder eine kleine Schwägerin kriegt und Pina noch einen Cousin?" Fragte Millie erheitert. Julius konnte das nicht komplett ausschließen, wenngleich Muggelfrauen über vierzig schon weniger daran dachten, eigene Kinder zu haben. Abgesehen davon hätte sie dann vielleicht schon im Versteck wie Bill Huxleys Verlobte schwanger werden können, wenn er Pinas und Melissas Kurzberichte richtig verstand. So sagte er noch: "Wenn da was entsprechendes abläuft kriegen wir das sicher von Pina oder Mike Whitesand tagesfrisch serviert." Millie grinste darüber nur. Sich vorzustellen, daß im nächsten Jahr noch weitere süße Babys zur Welt kommen mochten faszinierte sie, auch wenn Pinas Tante Gertrude, die jetzt Ginger mit Vornamen hieß, sicher keine Hogwarts-Schüler ausliefern mochte, obwohl Pinas Onkel Ryan ja der Bruder ihrer Mutter war und damit vielleicht doch Zauberererbgut weitergeben mochte. Vielleicht kam das ja nur bei Mädchen richtig zur Geltung. Julius ertappte sich, daß er meinte, was Millie dachte, obwohl er selbst das gerade überlegte. Das konnte noch was geben, wenn er seine eigenen Gedanken für Millies Gedanken hielt und umgekehrt.

Gegen elf Uhr rief Hera Matine einen der Auslösesätze für die magische Türglocke. Sie wollte jedoch nur mitteilen, daß sie Béatrices Bericht erhalten hatte und Millie und Julius die nötige Kraft, Geduld und Umsicht für die nächsten Monate wünschen.

"Auch wenn Mildrid sich für ihre Tante als begleitende Heilmagierin entschieden hat könnt ihr mit allem, was euch und euer Kind betrifft auch gerne zu mir kommen, wenn ihr mit ihm im nächsten Sommer aus Beauxbatons zurückkehrt", bot sie noch an. Julius und Millie nickten aus Höflichkeit.

"Sie hätte es ganz sicher gerne gehabt, wenn sie deine Kinder auf die Welt geholt hätte", wisperte Millie Julius zu.

"Ich denke auch, sie mußte sich sehr beherrschen, das hinzunehmen. Aber weil du dir von Tante Trice und Madame Rossignol helfen lassen möchtest kann sie nichts mehr gegen sagen. Anders wäre das bei Oma Tetie gewesen."

"Stimmt, da hätte die mich wohl wegen erwiesener Unzurechnungsfähigkeit in die geschlossene Abteilung von Antoinettes Firma einweisen lassen und ich wäre da nur einmal da herausgekommen, um unser Kind rauskommen zu lassen. Aber die hat mit Jeanne und Eleonore sicher genug zu tun."

"Falls nicht noch ein paar von hier wen neues in die Welt setzen wollen", erwiderte Julius darauf. Millie grinste und fragte, ob er damit vielleicht Sandrine und Gérard meine.

"Nur wenn Gérard sturzbesoffen ist und Hera Sandrine keines der blauen Fläschchen mitgegeben hat", antwortete Julius.

"Wir werden es mitkriegen, was die beiden so anstellen oder nicht", bemerkte Millie dazu. "Du als Saalsprecher und wir zusammen als Pflegehelfer." Darauf konnte Julius auch nur mit einem Nicken antworten.

Um dreizehn Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit entzündete Julius den Kamin in der Wohnküche und warf zwei Prisen Flohpulver hinein. Sofort loderte eine smaragdgrüne Feuerwand im Kamin empor. Millie prüfte, ob der über ihr jadegrünes Kleid gezogene dunkelgrüne Reiseumhang fest verschlossen war, während Julius noch einmal die genaue Adresse prüfte, zu der sie reisen wollten und das Paket mit den Geschenken für das Sickelhochzeitspaar unter den Arm klemmte. Millie stieg zuerst in den Kamin ein und rief: "à la Frontière!" Julius zählte zwanzig Sekunden ab, nachdem Millie im rauschenden Flammenwirbel aus dem Kamin verschwunden war. Dann kletterte er selbst in den Kamin und stellte sich in die auf der Haut warm wie eine Sommerbrise wirkende Feuerwand. Auch er rief den Namen der französischen Grenzstation aus und schloß die Augen. Er würde sich nie so recht daran gewöhnen können, durch das Gewirr von Kaminen zu wirbeln, nicht zu wissen, wo oben und unten war. Seitdem er apparieren konnte dachte er eher daran, solche Entfernungen lieber im eigenen zeitlosen Raumsprung zu überwinden. Doch die Schutzglocke über Millemerveilles vereitelte es ja, in einem Sprung an ein außerhalbgelegenes Ziel zu kommen. So nahm er die Reise mit Flohpulver als kleineres Übel auf sich. Er hoffte nur, daß Millie davon nicht beeinträchtigt würde.

Tatsächlich war Millie nach der Flohpulverreise etwas blaß um die Nase. Offenbar hatte ihr sich auf die Mutterschaft umstellender Körper doch Probleme mit dieser wilden Wirbelei. Doch sie überspielte das Unwohlsein mit einem Lächeln, als ihr Mann aus einem Nachbarkamin in der gewaltigen Halle der unterirdischen Grenzstation herauskam.

"Führen Sie irgendwelche Handelswaren oder anmeldepflichtige Güter mit sich?" fragte einer der Grenzüberwachungszauberer im blau-weiß-roten Umhang. Julius deutete auf das Paket und sagte: "Da sind zwei Flaschen Champagner und eine unbeschmutzbare Mehrfachfesttagstischdecke aus der Schneiderwerkstatt von Madame Arachne in Millemerveilles drin. Das soll ein Geschenk für ein Ehepaar in Großbritannien werden." Der Grenzbeamte nahm Julius das Paket ab und hielt es unter eine Vorrichtung, die wie ein gläserner Tisch aussah. Julius konnte erkennen, daß es eine Art magisches Durchleuchtungsgerät war. Denn das Paket wurde selbst so durchsichtig wie Glas und zeigte seinen Inhalt. Diese Art von Untersuchungsgerät kannte er noch nicht.

"Da werden sie Sicher eine Einfuhrgebühr zahlen müssen", sagte der Grenzbeamte. "Für die Mitnahme nicht zum persönlichen Gebrauch bestimmten Gepäcks müssen Sie wegen des Alkohols und der bezauberten Textilie fünf Sickel entrichten." Er zog das Paket unter der Glasplatte hervor, worauf es wieder undurchsichtig wurde. Julius kramte die fünf Silbermünzen hervor und zahlte sie. Millie, die gerade gefragt wurde, was sie bei sich habe deutete auf ihre Handtasche mit kleineren Kosmetiksachen und dann auf ihren Bauch. "Das trage ich bei mir", sagte sie mit entwaffnendem Lächeln.

"Ähm, ungeborene Kinder können wir nicht bewerten. Die sind unschätzbar", sagte die Grenzbeamtin, die sich um Millie kümmerte und lächelte wohlwollend. "Für die Tasche mit Inhalt entfällt keine Ausfuhrgebühr."

"Fehlte noch, daß sie meine Frau auch noch unter diese Transparenzplatte da schieben", erwiderte Julius darauf.

"Die funktioniert nur bei toten Umhüllungen", sagte der Grenzbeamte. "Ein Taratransvisionstisch ist das. Ist erst vor einem Jahr für den Gebrauch an Grenzen und Handelsplätzen freigegeben worden." Seine Kollegin fuhr Millie derweil noch mit einer Seriositätssonde zum Aufspüren schwarzmagischer Gegenstände ab. Das war wohl seit Voldemorts Schreckensherrschaft Standard an den Grenzen geworden, mußte Julius erkennen, als auch über seinen Körper ein solches Instrument geführt wurde. Man fand jedoch nichts annähernd verfluchtes oder bösartig ausstrahlendes. Deshalb mußten die beiden Eheleute nur eine Gebühr für Hin-und Rückreise bezahlen. Dafür bekamen sie eine Quittung. Dann durften sie über zwei weitere Kamine zur britischen Grenzstation, wobei Millie auf die Expressversion des Flohpulvers verzichtete. Julius verzichtete auch darauf.

Von der britischen Grenzstation aus, die Julius zuletzt vor fünf Jahren besucht hatte, ging es "zum Preiselbeerenhaus!", wo die Eheleute Victor und Greta Craft wohnten. Warum die Crafts diese Adresse bei der Flohpulveranschlußvergabe angegeben hatten erfuhr Julius erst, als er aus einem ziegelroten Kamin herauspurzelte und durch ein breites Fenster in einen weitläufigen Garten sah, in dem ein Labyrinth aus Preiselbeerensträuchern Besucher zum Wandeln und Verirren einlud. Sofort stellte er sich bereit, seine Frau aufzufangen, wenn diese aus dem Kamin fallen würde. Als Millie laut rauschend aus einem grünen Flammenwirbel heraus erschien hüpfte sie sofort aus dem Kamin heraus in Julius' Arme. "Schön, daß du mich auffangen wolltest", säuselte sie. Dann erkannten beide, daß sie in dem Kaminzimmer nicht alleine waren. Ein Zauberer mit stroblondem Zopf saß auf einem breiten Stuhl und blickte gespannt auf den Kamin. "Willkommen im Preiselbeerenhaus, Madame und Monsieur Latierre", sagte er wohlwollend lächelnd. Julius sah den Hausherren an. Es war schon einige Zeit her, daß er ihn gesehen hatte. Es war bei der Beerdigungsfeier für Jane Porter gewesen. Der Gedanke daran löste in Julius sowohl ein gewisses Mitleid wie Verunsicherung aus. Denn Jane Porter war ja nicht wirklich gestorben.

"Vielen Dank für die Einladung, Mr. Craft", sagte Julius. "Alles gute zum Sickelhochzeitstag!" Fügte er noch hinzu. Dann stellte er Mr. Craft seine Frau vor und erwähnte, daß Mr. Craft ihm damals beim allerersten Einsteigen in den Hogwarts-Express geholfen hatte. Mr. Craft strahlte über sein Gesicht und sah Millie mit seinen grünen Augen erfreut an.

"Das hat Ihr Mann sich also doch gemerkt. Der stand so verloren auf dem Bahnsteig herum, ohne Eltern und Verwandte. Aber eigentlich hat meine Frau ihn gefunden. Ich durfte dann nur den Koffer von ihm hineinheben."

"Was sicher nicht unwichtig war", erwiderte Millie darauf. Ihr Englisch war so akzentfrei, daß keiner ihr die Französin hätte anhören können.

"In Beauxbatons haben Sie ja keinen Eisenbahnzug, hat meine Nichte Gloria mir erzählt", sagte Mr. Craft. Julius wollte ihm das Paket übergeben. Doch der Hausherr lehnte kopfschüttelnd ab. "Geschenke liegen heute im Zuständigkeitsbereich meiner Frau", begründete er die Verweigerung. "Benötigen Sie noch eine Gelegenheit zum Umkleiden?" Fragte er auf Millies Gebrauchsumhang blickend. Millie und Julius schüttelten die Köpfe. Dann sagte Julius: "Meinetwegen dürfen Sie mich noch duzen, Sir. Bin ja im Grunde noch Schüler."

"Das mag sein, aber Sie haben sich zu einem sehr passablen jungen Mann entwickelt, junger Sir", sagte Victor Craft. "Und mit dieser herausragenden Hexe an Ihrer Seite gehören Sie zweifelsohne nun in die Welt der Erwachsenen. Hätte nicht gedacht, daß Sie auch so früh die Frau für's Leben finden", sagte er noch. Julius verstand. Die Crafts wirkten äußerlich noch jung. Bei den Muggeln mochten sie als Endzwanziger durchgehen. Aber wenn sie schon neunundzwanzig Jahre verheiratet waren, so viele, wie Knut auf eine Sickel kamen, dann konnte Victor Craft schon über vierzig Jahre alt sein. Wiedereinmal erkannte er, wie langsam Zauberer und Hexen körperlich altern konnten.

"Einige hier dürften es wohl noch nicht so recht schätzen, daß Julius und ich so früh geheiratet haben", sagte Millie darauf.

"Diese Herrschaften habe ich jedoch nicht eingeladen, Madame Latierre", sagte der Herr des Preiselbeerenhauses. Dann rief er: "Greta, Madame und Monsieur Latierre sind jetzt da!"

"Gut, sie dürfen zu uns rein, falls sie nicht noch wichtige Vorbereitungen treffen müssen", hörten sie eine Frauenstimme. "Bitte treten Sie ihre Schuhe ab!" Ertönte von hinten eine andere Frauenstimme. Julius wandte sich um und sah ein Bild mit einer untersetzten Hexe in einer bunten Flickenschürze. Hatte Gloria also nicht geschwindelt. Hier hing echt eine Kopie der gemalten Haushälterin Immaculata.

"Oh, ich vergesse das immer wieder", grummelte Vick. "Bitte da die Fußmatte benutzen, damit unsere Haushüterin nicht meint, Ihnen und mir die Ohren von den Köpfen zu schreien, wo sie schon mal frei sichtbar sein darf", sagte Mr. Craft und deutete auf eine Fußmatte in Kaminnähe. Millie und Julius stellten sich nacheinander darauf. Die Fußmatte schüttelte sich so kräftig, daß nicht nur der Staub von den Schuhen, sondern auch die Asche von der Flohpulverreise herabgeschüttelt wurde und wie von einem Staubsauger in die Matte eingesaugt wurde. Danach konnte Millie ihren Überumhang im geräumigen Garderobenschrank im breiten Hausflur aufhängen und legte ihre Tasche zu einer kirschroten Handtasche, die vernehmlich knurrte, weil Millie sie versehentlich mit dem rechten Handrücken berührte.

"Ja, hallo, was war die denn früher mal?" Fragte Millie auf die Tasche deutend.

"Das fragen Sie mal lieber nicht", seufzte Mr. Craft. "Die Tasche gehört meiner Mutter und begleitet sie sonst überall hin." Julius kannte animierte Zaubergegenstände und konnte sich vorstellen, eine Tasche mit der Natur eines scharfgemachten Wachhundes zu versehen, damit das in ihr bewahrte Hab und Gut nicht gestohlen werden konnte. Allerdings mochte er dann doch eher diebstahlsicher bezauberte Tragetaschen.

"Wer außer uns kommt auch nochh?" fragte Julius.

"Meine Schwester Dione mit ihrer Familie, die Sie ja sehr gut kennen, dazu kommen dann noch die Redliefs, die Sie ja ebenso beide kennen, dann ein paar Schulkameraden von meiner Frau und mir mit ihren Ehepartnern und Kindern, dann noch die Familie Watermelon, die Ihnen ja auch sehr gut bekannt ist, und dann noch unsere Eltern", faßte Mr. Craft in groben Zügen die Gästeliste zusammen. "Aber die meisten sind noch nicht da. Außer meiner Schwester und ihrer Familie sind nur die Watermelons, meine Mutter und Gretas Eltern schon da."

Das Festtagszimmer war ein großer, rechteckiger Raum, der in hellen Farben angestrichen war. Mehrere Zaubererbilder hingen hier aus. Der Tisch war lang und mit einem weißen Leinentuch gedeckt. Julius erkannte Gloria in einem schicken meergrünen Festkleid, Pina in einem saphirblauen Kleid und Dione Porter, die sich ein hellblaues Rüschenkleid angezogen hatte. Plinius Porter war im mitternachtsblauen Festumhang mit Stehkragen erschienen. Pinas Mutter Hortensia trug ein mauvefarbenes Kleid. Dann konnte Julius sie sehen, eine kleine, kugelrunde Hexe mit bis auf die Schultern herabwallendem, weißblondem Haar. Ihre hellgrünen Augen zeigten deutlich, daß Dione Porter und gloria mit ihr verwandt waren. Sie trug ein blütenweißes Sommerkleid und grasgrüne Halbschuhe. Sofort verspürte Julius diese Ausstrahlung von Stärke, Warmherzigkeit aber auch Durchsetzungskraft. Als sich sein Blick und ihrer trafen wußte er, daß diese Hexe alles und jeden im Griff hatte, wenn sie das wollte. Er verstand, warum Professor McGonagall sie als ihre Nachfolgerin als Verwandlungslehrerin eingestellt hatte.

"Guten Tag, die Herrschaften!" Grüßte Julius locker. Mr. Craft stellte sie allen vor, die ihn und Millie noch nicht kannten. Zum Schluß kam seine Mutter Grace an die Reihe: "Mum, das sind Madame Mildrid Ursuline und Monsieur Julius Latierre aus Millemerveilles, Frankreich. Sie sind beide UTZ-Kandidaten in der Beauxbatons-Akademie."

"Professor Craft", grüßte Julius die ältere Hexe mit den hellgrünen Augen. Diese schüttelte sacht den Kopf. "Madam oder Mrs. Craft ist in den Ferien ausreichend, junger Mann", erwiderte sie. Julius und Millie fiel auf, daß sie eine sehr tiefe, raumfüllende Stimme besaß. "Ich empfinde zwar großen Stolz, ein wichtiges Schulfach in Hogwarts unterrichten zu dürfen und empfinde es sehr zuträglich, daß mich die meisten Schüler akzeptiert haben und respektieren. Aber im Familienkreis hänge ich diese mir verliehene Würde nicht an die große Glocke. Natürlich weiß ich von Ihnen, daß Sie wegen einer durch Zusammenführung zweier Zaubererfamilien überragend zauberkräftig sind und daß Sie im dunklen Jahr mitgeholfen haben, meine Tochter Dione mit ihrer Familie in Sicherheit zu bringen. Ich habe leider zu spät daran gedacht, daß plinius und Dione ja auch wie Vick und seine Frau Greta zu mir hätten kommen können. Aber so wie es ablief war es für Gloria sicher die bessere Lösung."

"Ich konnte ja nur um Hilfe bitten", sagte Julius schnell. "Ich hatte vergessen, daß Gloria ja noch andere Verwandte in England hatte."

"Die hätten mich nicht gefunden, wenn sie mich gesucht hätten", hörte Julius Grace Crafts Gedankenstimme in seinem Kopf. Also hatte Gloria ihr erzählt, daß er mentiloquieren konnte. So schickte er nach nur zwei Sekunden Konzentration über die fünf üblichen Mentiloquismusstufen zurück: "Gloria hat auch nichts gesagt, daß Sie und Ihr Sohn und seine Frau noch in Gefahr seien. Noch einmal Entschuldigung für die Nachlässigkeit."

"Seit dem Sternenhausmassaker, bei dem mein Bruder starb und seit der letzten großen Gewaltwoge vor Riddles erstem Sturz habe ich Vorkehrungen getroffen, mich und die mir lieben zu schützen. Leider wollte sich Dione nicht mit ihrem Mann und Gloria diesem Schutz anvertrauen", sagte Mrs. Craft. "Sie wagten einzuwänden, daß sie auch im Schutze eines Fidelius-Zaubers sicher seien. Aber lassen wir das. Das würde Familienangelegenheiten berühren, die jetzt nicht mehr wichtig sind", erwiderte Mrs. Craft noch. Dann lobte sie Millies Kleid und die goldene Haarspange, die sie trug.

"Ich hätte daran denken sollen, Ihren Sohn und seine Frau auch retten zu lassen. Aber Gloria erwähnte, daß Sie sich wohl schon unauffindbar gemacht haben", erwiderte Julius. Mrs. Craft nickte. Dann schien sie auf etwas zu lauschen oder sich auf etwas zu konzentrieren, was sie fühlte. Sie nickte Millie zu und hob ihre linke Hand, an der ein goldener Ring steckte. "Ich darf Sie beide wohl beglückwünschen", flüsterte sie Millie zugewandt. Diese schien auch etwas zu fühlen. Denn unwillkührlich glitt ihre linke Hand unter ihren Bauchnabel. Julius vermutete, daß der Ring irgendwie mit Millies Schoß wechselwirkte. So sagte er ganz leise: "Ja, sie dürfen. Aber bitte erst, wenn meine Frau und ich das öffentlich bekanntgeben, Mrs. Craft." Glorias Großmutter nickte verständnisvoll und zeigte Julius den goldenen Ring. "Da Sie Runenkunde haben können Sie bestimmt sehen, was eingraviert ist", sagte sie. Julius ergriff die Hand der Lehrerin und hob sie behutsam vor sein Gesicht. Er sah nun die winzigen Runen in der Oberfläche des Ringes. Die Runen für Leben, Mann, Frau, Kind und Zukunft. Offenbar war der Ring mit einem Zauber belegt, der die Anwesenheit schwangerer Frauen oder im Fall der Trägerin eine eigene Schwangerschaft anzeigte. Das flüsterte er Mrs. Craft auch zu.

"Ja, mein Mann hat diesen Ehering und seinen eigenen so abstimmen lassen, daß wir beide sofort wußten, wann wir ein Kind erwarten würden. Allerdings stellte sich heraus, daß er auch auf die körperlichen Schwingungen anderer werdender Mütter anspricht, sofern sie Hexen sind", erläuterte Mrs. Craft. Dann erkannte sie, daß sie offenbar noch andere Gäste begrüßen mußte und entschuldigte sich bei den Latierres.

"So einen Ring würde ich gerne Oma Line schenken", sagte Millie.

"Damit die voll den Frust schiebt, weil der sich nicht verändert?" Fragte Julius. Millie erkannte, daß die Idee vielleicht doch nicht so gut war und nickte abbittend dreinschauend.

Millie und Julius begrüßten Gloria und ihre Eltern, sowie die Redliefs, die extra für diesen Tag noch einmal aus den Staaten herübergekommen waren. Auch Patricia Redlief, die Julius noch gut kannte, würde bei den Porters übernachten, bevor es wieder in die überseeische Heimat zurückging. Millie winkte Glorias Mutter zu und zog sich mit ihr in eine unauffällige Ecke des Festsaales zurück. Gloria und Julius beobachteten Millie. Als Dione Porter zustimmend nickte und sich was aufschrieb fragte Gloria Julius, ob sie ihm und Millie gratulieren dürfe. Julius fragte, ob sie damit einen gelungenen Geschäftsabschluß meine. gloria deutete auf ihre Mutter und Millie und wisperte: "Ja, weil dieser Geschäftsabschluß sicher nur unter besonderen Umständen zustande gekommen ist." Julius nickte bestätigend. Da fiel ihm Gloria um den Hals und küßte ihm auf beide Wangen. "Dann gratuliere ich dir und Millie ganz herzlich. Dann wird ja das nächste Jahr richtig abwechslungsreich und wichtig für euch."

"Wohl wahr", erwiderte Julius, den Glorias plötzlicher Ausbruch von Gefühl ziemlich irritiert hatte. Millie merkte das wohl und kam zurück. Sie fragte grinsend, was Gloria ihm getan hatte. Da wurde auch sie von Gloria umarmt, geküßt und beglückwünscht. Millie sah sich schnell um. Die Watermelons waren gerade nicht zu sehen. Offenbar besichtigten sie den großen Garten mit dem Labyrinth aus Preiselbeerensträuchern. So sagte Millie: "Wir möchten das in zwei Wochen, kurz vor Schuljahresbeginn allgemein rumgehen lassen, Gloria. Bitte sage Pina noch nichts. Die könnte es vielleicht falsch auffassen."

"Du meinst, daß ihr das Kleine auf die Reise in die Welt geschickt habt, wo wir noch bei euch waren, Millie. Das konnte sich Pina schon denken. Ich hab's mitgekriegt, daß sie immer gelauscht hat, ob sie von euch was hörte. Da habe ich ihr mal erzählt, daß ihr ein Bett mit Schallschluckervorhängen hättet wie die Betten in Beauxbatons. Das hat sie dann mit einem gewissen Grummeln hingenommen und gemeint, daß ihr in so einem Bett Silvesterknallfrösche zünden könntet. Richtig froh war sie darüber nicht. Aber das reibt ihr bitte nicht unter die Nase!" Millie und Julius versprachen das. Gloria nickte und ging los, um auf die nächsten Gäste zu warten.

Weitere Gäste trudelten ein, darunter auch Familien mit Kindern zwischen zwei und zehn Jahren. Julius erfuhr nun, daß Greta Craft eine geborene Coalfield war. Ihr Bruder hatte mit seiner Frau Viola, die gewiß italienische Vorfahren hatte zwei erwachsene Kinder, einen Sohn namens Homer und eine Tochter namens Ruby, die Julius schon aus Hogwarts-Zeiten kannte. Sie war damals vier Klassen über ihm gewesen und hatte wohl im Jahr von Dolores Umbridge ihre UTZs gemacht. Jetzt hieß sie Parson mit Nachnamen. Ihr Mann Frank war Muggelstämmiger und ein Bursche mit ziegelrotem Schopf. Millie nahm zur Kenntnis, daß sie nicht die einzige werdende Mutter bei diesem Fest war. Denn Ruby trug ihren künftigen Nachwuchs unübersehbar und stolz unter ihrem veilchenblauen Festkleid, das für diese besonderen Umstände zurechtgeschneidert worden war. Julius erinnerte sich daran, daß Ruby die Regenbogensträucher gefallen hatten, die Camille ihm damals geschickt hatte, als Jeanne und die anderen aus Beauxbatons beim trimagischen Turnier gewesen waren. Ruby grinste über ihr von der Schwangerschaft runder gewordenes Gesicht.

"Ich hörte, die Sträucher hätten selbst die Todesser überlebt", sagte sie. Ich stehe noch in Briefkontakt mit Professor Sprout."

"Das wird Madame Dusoleil freuen", sagte Julius. Millie fragte behutsam, wann Mr. und Mrs. Parson ihr Kind bekämen. "Das ist im Oktober angekündigt", sagte Ruby stolz. "Frank und ich freuen uns richtig drauf, weil es zeigt, daß wir diesen Verbrechern endgültig entwischt sind."

"Ja, Mr. Latierre, wenn Sie Ihre Mutter demnächst treffen oder ihr schreiben sollten richten Sie bitte meinen Dank aus, daß sie und die mit ihr zusammenarbeitende Organisation mir und Ruby damals das Leben gerettet hat. Ohne die wären meine Eltern und ich sicher umgebracht worden wie andere Muggel in unserer Gegend, die im Verdacht standen, sogenannte Zauberkraftdiebe gewesen zu sein."

"Ich werde es meiner Mutter ausrichten. Sie freut sich immer, wenn das was sie tut sich als richtig und wichtig herausstellt", sagte Julius noch. Dann wurden ihm die Tryliefs vorgestellt, Schulfreunde des Hausherren. Sie hatten eine kleine Tochter namens Gemma, die mit großen, hellwachen Augen die Menschen und die Einrichtungen bestaunte. Mr. Bert Trylief wirkte jedoch etwas ungehalten, als er Millie sah. Diese straffte sich, als müsse sie einen Angriff abwehren. Doch Mr. Trylief sagte nur: "Schön, sie mal kennenzulernen" und ging mit seiner Frau Susan weiter.

"Der sah so aus, als wollte der mir eine runterhauen", knurrte Millie.

"Vielleicht gehört er zu den Leuten, die deine Familie nicht abkönnen", sagte Julius.

"Du wolltest "unsere Familie" sagen, Julius. In dir steckt was von Oma Lines Lebenskraft drin und in mir was von dir", flüsterte sie ihm dann noch zu, während weitere Gäste die begrüßten und wie die Latierres ihre Geschenke bei der Hausherrin abgaben. Als nach zwanzig Minuten niemand neues mehr dazukam bat Mrs. Greta Craft alle zu Tisch. Julius und Millie wurden zu den nicht mit den Gastgebern verwandten Gästen gesetzt. Julius viel auf, daß die Crafts ihre direkten Blutsverwandten einander gegenüber hinsetzten. Die Kinder erhielten einen niedrigeren Extratisch zugewiesen. Alice Knighthawk, eine Haus- und Klassenkameradin von Greta Craft, übernahm die Aufsicht über die Kinder. Sie besaß graublondes Lockenhaar und graublaue Augen und strahlte eine unverkennbare Lebensfreude und Durchsetzungskraft aus. Julius erfuhr von Gloria, die er kurz vor dem Essen noch sprechen konnte, daß Mrs. Knighthawk eine Lehrerin der Grundschule von Hogsmeade war und mit dem Geschäftsführer des Postamtes dort verheiratet war und da selbst schon drei Kinder geboren hatte.

Das Mittagessen bestand aus drei Gängen, einer würzigen, kräftigen Gemüsesuppe, Steaks mit Kartoffelecken an gemischtem Salat und einem tropischen Obstsalat. Dazu erklang Tafelmusik aus einem Musikfaß. Die Latierres saßen zusammen mit den Watermelons und Tryliefs. Irgendwann, als Millie Mr. Tryliefs verdrossene Blicke nicht mehr unkommentiert hinnehmen wollte, fragte sie ihn, was ihm an ihr nicht gefalle.

"An Ihnen persönlich wüßte ich jetzt nichts, daß mir mißfallen müsse, abgesehen davon, daß Sie von dieser parteiischen Person geboren wurden, die meinte, die Quidditchweltmeisterschaft zu verderben, indem sie dieses Flugmanöver Aurora Dawns als zulässiges Angriffs- und Verteidigungsmanöver freigab, womit sie wohl vor allem ihrer Nationalmannschaft sichere Chancen auf den Titelgewinn einzuräumen hoffte, was in letzter Konsequenz ja auch erfolgreich war. Leider wollten der Leiter der magischen Spiele und Sportarten Großbritanniens sowie die Vertreter der IOMSS meine gerechtfertigte Beschwerde nicht annehmen, dernach alle nicht mit diesem Doppelachser vertrauten Mannschaften von vorne herein im Nachteil waren. Sagen Sie dieser Person, die Sie Ihre Mutter nennen müssen, sie solle sich nicht zu sehr im ergaunerten Ruhm sonnen, da es sicher noch genug Eingaben geben wird, die die Rechtmäßigkeit des Titelgewinns anfechten!"

"Bert, muß das jetzt sein?" Fragte Mrs. Trylief. Millie sah Mr. Trylief überlegen lächelnd an und erwiderte:

"Abgesehen davon, daß ich seit meiner Geburt keinen Einfluß mehr auf das habe, was meine Mutter macht können Sie ihr das auch selbst schreiben. Sie kann Englisch. Heuler wirft sie aber sofort in einen sehr tiefen Müllschacht, bevor sie loslegen. Abgesehen davon hat sie das mit der IOMSS abgeklärt, daß jede Mannschaft die von ihr erlernten Flugmanöver verwenden darf, solange dabei kein gegnerischer Spiler körperlich blockiert wird oder ohne Berührung durch einen Klatscher verletzt wird."

"Was heißt hier, Sie hätten bis zu Ihrer Geburt Einfluß auf dieses Frauenzimmer gehabt?" Julius fühlte, daß Millie nun doch langsam wütend wurde und dachte seine Selbstbeherrschungsformel, um ihr von seiner Beruhigung was abzugeben.

"Dadurch, daß sie ja für mich mitessen, -atmen und die Toilette aufsuchen mußte und ich ihr wohl häufig genug in den Bauch getreten habe, wenn sie sich für mich unbequem hingesetzt oder hingelegt hat. Dann habe ich ihre Terminplanung umgekrempelt, weil ich an einem bestimmten Tag endlich an die Luft kommen wollte. Seit dem Tag kann ich nichts mehr machen, um meine Mutter zu irgendwas zu kriegen, was sie nicht von sich aus machen will." Mrs. Trylief mußte wider den Ernst der Situation grinsen. Dann sagte sie ihrem Mann zugewandt: "Weder Madame Latierre noch sonst wer aus Frankreich haben dir eingeredet, so viele Galleonen auf die Titelverteidigung Irlands mit Schnatzfang zu verwetten." Mr. Trylief errötete und funkelte seine Frau an, weil die das ausgeplaudert hatte. Doch diese erwähnte nur, daß Mildrid Latierre schließlich wissen solle, warum Bert Trylief sie so verärgert bis feindselig anglotzte.

"Vierhundert Galleonen habe ich verloren, weil dieses Weib, dem Sie entfallen Sind den Australiern erlaubt hat, Irland derartig abzufertigen."

"Moment, wir haben beide das Spiel gesehen", mischte sich nun Julius ein. "Australien ist nur eine Zeit lang mit der Dawn'schen Doppelachse vorgegangen. Die Iren hatten sogar die Chance, durch Schnatzfang zu gewinnen. Aber Australien hat das entscheidende Tor mehr geschossen. Also hören Sie bitte auf, meine Frau und ihre Mutter derartig herabwürdigend anzusprechen." Millie nickte ihm zu und sah dann Mr. Trylief an:

"Abgesehen davon, daß Sie ja gar nicht wissen, wielange meine Geburt gedauert hat dürften Sie vielleicht mitbekommen haben, daß gesunde Babys nicht aus ihren Müttern herausfallen wie Kuhfladen. Oder hat Ihre Frau das etwa behauptet, als Ihre kleine Tochter auf die Welt kam?" Mrs. Trylief errötete an den Ohren. Doch dann schüttelte sie den Kopf. Mr. Trylief verzog nur das Gesicht und schwieg. Julius dachte nur daran, daß er Millies Geburt quasi hautnah nacherlebt hatte, wie sie die seine nacherlebt hatte. Denn mit diesen Erinnerungen hatte er das von ihm gebaute Denkarium in Gang gesetzt. Millie war damals nicht aus ihrer Mutter Hippolyte herausgefallen. Das hatte schon etwas gedauert. Würde es bei seinem und Millies Kind ähnlich lange dauern oder solange wie bei Constance Dornier?

"Vergiß es, Bert, Schadensersatz zu verlangen, zumal du diese unvernünftige Wette nicht bei einem der offiziellen Wettschalter platziert hast!" Zischte Mrs. Trylief ihrem Mann zu. Dieser starrte sie nur verdrossen an und schwieg weiter.

Nach dem Essen führte Alice Knighthawk die Kinder zum Spielen in den Garten hinaus. Durch eine andere Tür verließen alle die Hexen und Zauberer den Salon, die in einem anderen Raum gemütlich eine Pfeife oder Zigarre rauchen wollten. In der zeit sortierte Greta Craft die erhaltenen Geschenke. Gloria winkte die Latierres und Watermelons zu sich, weil Grace Craft sich zu den Redlief-Schwestern gesellt hatte. Julius und Millie wurden gebeten, den Alltag in Beauxbatons zu schildern, weil Grace Craft von Plinius' Schwester Geraldine eher unangenehmes als lobendes über die Schule gehört hatte. Julius erzählte kurz, wie er das erste Mal in Beauxbatons angekommen war und wie sich seine Empfindung, in einer total kalten, überstrengen Schule zu sein, im Lauf der Jahre gewandelt hatte. Gut, überstreng war Beauxbatons für ihn immer noch. Und nur weil er jetzt ein Teil des disziplinarischen Systems war mußte er seine Meinung darüber nicht ändern. Aber die Vorstellung, in einer menschlich kalten Umgebung zu lernen war doch verflogen. Er schloß seine sehr persönliche Zusammenfassung mit den Worten: "Zumindest kann ich jetzt ehemalige Mitschülerinnen wie Madame van Heldern und Madame Dusoleil verstehen, die sich in Hogwarts nie so richtig wohlgefühlt haben und irgendwie aufgetaut sind, als es nach Beauxbatons zurückging. Gut, durch die Bekannten aus Millemerveilles und meine erste Freundin konnte ich der Institution mehr an Sympathie abgewinnen. Im Moment habe ich auch kein Problem damit, mir vorzustellen, daß ein Kind von Millie und Mir oder mehrere mal nach Beauxbatons gehen. Professeur Dirkson, die ja selbst in Hogwarts gelernt hat, konnte ihre drei Kinder ja auch gut bei uns unterbringen. Ich kam mit dem Bewertungssystem und Unterricht in Hogwarts sehr gut zurecht, abgesehen von einem gewissen Herren mit einer höchst abenteuerlichen Mission, der meinte, nach Abkunft und Hauszugehörigkeit bewerten zu müssen. Aber de mortuiis ... Na Sie wissen schon."

"Julius, wir hatten es ja auch schon häufig von unseren Erlebnissen", sagte Geraldine Redlief. "Womöglich ist es bei dir wirklich ein sehr glücklicher Umstand gewesen, Schüler von da früh genug besser kennengelernt zu haben, um da hineinzukommen." Gloria nickte verhalten. Sie räumte ein, daß sie ja über Julius und dessen Partnerinnen Claire und Millie einige Leute frühzeitig kennengelernt hatte. Aber für sie war der Einstieg in das Austauschjahr doch schwierig. Hinzukam, daß in diesem Jahr ihre andere Großmutter gestorben war. Millie nickte wie Julius. Grace Craft verzog etwas das Gesicht. Als Millie dann nicht ohne verschmitzt zu lächeln einwarf, daß Gloria dafür aber gut mit Cythera Dornier zurechtgekommen sei und Glorias Ohren daraufhin erröteten strahlte Grace Craft.

"Kinder, auch wenn es nicht die eigenen sind, können einem helfen, die Welt etwas heller zu sehen. Insofern war es für Gloria sicher eine sehr nützliche Hilfe, sich mit einem Säugling zu befassen, der einfache aber wichtige Zuwendungen beanspruchte, wenngleich ich diese junge Dame, die dieses Mädchen geboren hat schon für sehr einfältig halte. Wäre ich damals schon Lehrerin in Hogwarts gewesen und diese Dame wäre in einer meiner Klassen gewesen, hätte ich wohl verlangt, daß beide, Vater und Mutter, jedes Freizeitprivileg abgesprochen bekamen und mit dem Kind in einem separaten Wohnraum unterkamen, natürlich von der Schulheilerin überwacht. Millie sah Julius an. Er nickte. Sowas stand ihnen jetzt bevor, wenn sie auch nicht abgestraft würden.

"Wollte Onkel Victor nicht eigentlich eine Rede halten?" Fragte Myrna mit unüberhörbarem Spott. Grace Craft sah ihre Großnichte an und erwiderte mit einer Kälte, die nur von flüssigem Stickstoff übertroffen werden konnte: "Ich habe ihm allerdringendst davon abgeraten, diese höchstdogmatische Ansprache zu Gunsten einer kinderlosen Ehe vor so vielen Familien zu halten und mich nicht damit vor Publikum zu einer unangenehmen, wenn dann auch unausweichlichen Erwiderung zu reizen. Du hast dieses Zeugnis der Verweigerung und Pflichtvergessenheit sicher schon zu lesen oder zu hören bekommen, wie ich dem sarkastischen Unterton deiner Frage entnehmen darf."

"Tante Greta hat mir das Stichwortpergament zu lesen gegeben, Tante Grace. Aber klar, daß du was dagegen hast, wo dein Kronprinz dir bis heute keinen ihm nachfolgenden Thronfolger vorgestellt hat", erwiderte Myrna sehr verächtlich klingend. Mrs. Grace Craft funkelte sie mit ihren grünen Augen an und sagte dann:

"Auch wenn du schön weit von mir fort wohnst, werte Myrna solltest du die paar Stunden, die wir zwei recht nahe beieinander sind nicht damit verderben, mich zu verärgern."

"Drohst du meiner Tochter?" Fragte Marcellus Redlief. "Auch wenn du offenbar einen anerzogenen Knacks hast, daß eine Ehe eine Verpflichtung zur Fortpflanzung sei, drohst du meiner Myrna nichts an. Die ist in Thorny schon mit genug Giftspritzen bestraft wie der Purplecloud und ihren Durecore-Kröten."

"Ich werde mir nicht auf der Nase herumtanzen lassen, Marcellus. Nicht von deiner noch von irgendeines anderen Vaters Tochter. Abgesehen davon hast du mit Geraldine ja selbst zwei Kinder hervorgebracht und bestätigst damit die nicht nur von mir vertretene Überzeugung, daß eine Ehe der Verlängerung der Ahnenreihe dient und daher die Partnerwahl sehr sorgfältig zu erfolgen hat, sofern sie nicht durch seltene, magische Hilfsmittel abgesichert und erleichtert wird."

"Myrna, du wußtest doch, daß deine Großtante das nicht mag, wenn du über Onkel Vick und Tante Greta redest", tadelte Geraldine ihre jüngere Tochter. Melanie saß dabei und verfolgte den kurz aufflammenden Disput zwischen ihrer vorlauten Schwester und ihren Verwandten. Sie griff Grace Crafts Bemerkung über magische Hilfsmittel auf und sah die Latierres an. Julius blickte Melanie sehr streng an. Sie schrak förmlich zurück. Er sagte dann ganz ruhig:

"Magische Gegenstände und/oder Orte stellen sich aber nicht jedem zur Verfügung." Melanie mußte wohl verdauen, daß Julius' Blick so heftig in ihr Bewußtsein hineingewirkt hatte. Wo lernte man, so zu kucken? Oder war es eine Folge der ganzen Erlebnisse, die Julius schon überstehen mußte? Sie wagte nicht, das zu fragen, wo alle anderen dabeisaßen.

Um wieder freundliches Wetter aufkommen zu lassen unterhielt sich Julius mit Grace Craft über ihre Hobbies, zu denen neben Musik und Zaubermalerei auch Astronomie gehörte. So verflogen die Stunden, weil jeder über irgendein Thema was wußte, wissen wollte oder seine Ansichten aussprach. Dann war Kaffeezeit. Die frühere Tischordnung wurde wieder hergestellt. Pina hauchte Julius nach dem zweiten Stück Torte zu: "Sage Millie bitte, daß ich ihr trotzdem, daß mir das immer noch zu früh vorkommt, alles gute für euer Baby wünsche und daß ich nicht so blind und blöd war, nicht mitzukriegen, daß sie sich in den paar Tagen seit Ende Juli verändert hat." Julius gab das an seine Frau weiter. Diese grinste amüsiert und wandte sich direkt an Pina, um sich zu bedanken. Natürlich wußte Millie, daß Pina wußte, daß Millie wußte, daß Pina sich bis jetzt heimliche Chancen bei Julius ausgerechnet hatte. Solange keine Hexe sein Kind hatte diese Chance ja bestanden. Sicher war Pina jetzt traurig und deshalb vielleicht auch ein wenig wütend. Aber so heftig, wie Gloria befürchtet hatte, ärgerte sich Pina nicht. Das lag wohl auch daran, daß sie Julius nur das beste wünschte und es ja Julius' Kind sein würde, auf das sie dann ja wütend wäre und nicht nur das von Millie.

Mr. Trylief kehrte von seiner Raucherpause zurück zu seiner Frau, die gerade mit Greta Craft über die überreichten Geschenke sprach und dabei eine große Flasche hochhielt, auf der ein Julius und Millie ganz und gar vertrauter Dosierhahn aufgesetzt war. Millie lauerte förmlich darauf, daß Mr. Trylief sich wieder in ihre Nähe verirren mochte. Doch er lächelte nur, als die Hausherrin ihm zunickte.

"Sieh an, der kommt auch an AD 999 dran", raunte Julius seiner Frau zu. Millie wollte was sagen. Doch etwas hielt sie davon ab, etwas, daß auch Julius und alle anderen fühlten. Es war ein kurzes, tastendes Gefühl, als würde etwas mit unsichtbarer Hand über ihn hingleiten und nicht nur über ihn. Er kannte dieses Gefühl. Denn im Unterricht hatten sie es dann zu spüren bekommen, als Professeur Bellart ihre Schulklasse im Frühling weiter vom Palast entfernt gruppiert hatte, um sie mit dem Menschenfindezauber Homenum Revelio vertraut zu machen. Wer suchte denn mit diesem zauber nach Leuten? Offenbar fragten sich das auch alle anderen hier und vor allem die Gastgeber und Mrs. Grace Craft. Victor ging wortlos zur Tür und blickte in den Flur.

Alice Knighthawk, die auf die im Garten spielenden Kinder aufpassen sollte, kam leicht verstört in den Salon. Sie sah Victor abbittend an und deutete in den Flur zurück. Der Hausherr stand einen Moment starr auf einem Punkt. Offenbar stritten sich in ihm der Drang, Mrs. Knighthawk zu folgen und der Wunsch, bei seinen Gästen zu bleiben. Dann ruckte er an und betrat den Flur. Er schloß die Tür von außen.

"Was geht denn jetzt ab?" Fragte Olivia Watermelon in das nun wieder einsetzende Gemurmel vieler sich unterhaltender Leute hinein.

"Irgendwer hat mit dem Homenum Revelio die Gegend abgesucht. Vielleicht hat jemand Angst vor ungebetenen Gästen", sagte Julius.

"Die können hier nicht herein, ohne einen lautstarken Warnzauber auszulösen", erwiderte Glorias Großmutter. "Die Kinder sind noch nicht dazu fähig, den Zauber auszuführen. Und außer Mrs. Knighthawk sind alle anderen mit Zauberstäben vertrauten hier im Salon."

"Was heißt, daß nur Mrs. Knighthawk den Zauber gewirkt hat", erkannte Julius. Olivia wollte wissen, was das für ein zauber war. Ihre Mutter erklärte es kurz und daß dieser zu den erweiterten Such- und Aufspürzaubern gehörte, der auch unsichtbare oder in von keiner Magie durchdrungenen Räumen versteckte Menschen finden konnte.

"Er versagt auch bei Menschen, die einen Gegenzauber um sich aufbauen und ruhig auf der Stelle bleiben", wußte Gloria. Mrs. Watermelon blickte die Schulkameradin ihrer Tochter verstört an. Julius hatte auch nicht gewußt, daß man diesen Zauber auskontern konnte. Selbst Unsichtbarkeitszauber und Tarnumhänge konnten ihn nicht ablenken.

Mr. Victor Craft kehrte in den Salon zurück und steuerte das Ehepaar Trylief an. Sein Gesicht drückte Besorgnis und Ratlosigkeit aus. Wie Abgeschaltet verstummten die gerade erst wieder in Gang gekommenen Unterhaltungen. So konnten alle hören, was der Hausherr sagte: "Bert, Susan, Gemma ist verschwunden. Sie rannte ins Haus, weil Ruperts und Joys Rabauken hinter ihr her waren. Die beiden haben sie wohl nicht erwischt. Gemma hat sich wohl schnell versteckt. Aber auf Zuruf kam sie nicht aus dem Versteck."

"Ach ja, klar, wenn die beiden Rabauken ihr die Haare verdrehen wollten", knurrte Bert. "Ich geh raus und rufe sie."

"Mrs. Knighthawk hat den Homenum-Revelio gemacht, um sie zu finden. Aber außer den Kindern im Garten und uns hier im Salon hat sie keine Menschen in hundert Metern Umgebung gefunden, und sie kann den Zauber, wie wir alle gefühlt haben dürften."

"Mit anderen Worten, Vick, Gemma ist auf ihrem Weg ins Haus disappariert? Glaubst du doch nicht echt", knurrte Bert.

"Selbst wenn sie's gelernt hätte könnte sie aus dem Haus nur disapparieren, wenn sie eine Blutsverwandte wäre oder das Haus in hellen Flammen stünde, Bert. Nein, die muß wo versteckt sein, wo sie keiner finden kann und auch der Zauber nicht hinwirkt."

"Ach, habt ihr einen Rauminhaltsvergrößerten Kleiderschrank hier? Würde mich nicht wundern", sagte Bert darauf.

"Nein, da kann sie nicht rein, weil Greta gerade wegen der Kinder alle Schrankschlüssel abgezogen hat, damit da keines beim Spielen reingerät oder von anderen eingeschlossen werden kann", sagte Vick. Dann wandte er sich seiner Mutter zu. "Mum, kannst du mal nachsehen, ob Beggy die Kleine hat?"

"Bleibt wohl nichts anderes", grummelte Mrs. Grace Craft und stand auf. Julius hatte zwar keine Aufforderung erhalten, doch er folgte ihr. Millie und Gloria hefteten sich an seine Fersen.

"Wer bitte ist Beggy?" Schnaubte Bert Trylief und machte eine wegscheuchende Handbewegung gegen Julius, der ihm ein wenig zu nahe gerückt war. Die Antwort erhielt er wie die Latierres und Gloria, als sie im Flur standen und Grace Craft auf den Garderobenschrank zusteuerte. Sie streckte ihre Hände nach der kirschroten Tasche aus und hob sie heraus. Sie tätschelte sie wie ein zutrauliches Haustier und sprach mit sanfter Stimme: "Beggy, hast du ein kleines Mädchen zu dir reingeholt? Komm, laß sie raus. ihr kann nichts passieren." Julius blickte wie hypnotisiert auf die Tasche, die ein wenig größer als eine gewöhnliche Damenhandtasche war. Sie ruckelte ein wenig und zog sich in die Breite. Grace Craft legte sie auf den Boden. Da blähte sich das kirschrote Handgepäckstück unvermittelt auf, als sei es ein mit Preßluft aufgeblasener Ballon. Innerhalb einer Viertelsekunde füllte die Tasche die Breite des Flures aus. Ihre Klappe sprang laut klickend auf. Ein kühler Luftstrom entfuhr fauchend dem dunklen Schlund. Julius und die anderen hörten ein erschrecktes Kieksen und sahen, wie Gemma Trylief den Kopf voran aus der aufgeblähten Tasche ausgestoßen wurde, sich in der Luft drehte und dann wie eine Feder zu Boden sank. Das ganze verlief innerhalb von nur vier Sekunden. Dann klappte die Tasche wieder zu und fiel auf ihre bisherige Größe zusammen. Grace Craft nahm sie auf und streichelte sie. "Du kleiner Schlingel", sagte sie mit einer Mischung aus Tadel und Erheiterung in der Stimme. Dann legte sie die Tasche zurück neben die von Millie.

"Hua, voll stark. Da ist 'ne ganz große Wohnung drin mit Wohnzimmer, Bad, zwei Schlafzimmern und 'nem Raum ganz voll mit Büchern", sprudelte es aus Gemmas Mund hervor. Ihre Eltern eilten zu ihr hin. Mrs. Trylief schlang ihre Arme um Gemmas kleinen Körper und drückte sie fest an sich, damit ihr ja nichts böses mehr passieren konnte.

"Das hat ein Nachspiel", grummelte Mr. Trylief. "Was für eine miese Tour läuft hier ab? Meine Tochter von so einem gefräßigen Lederteil da verschlingen lassen, damit die ihr restliches Leben Angst kriegt?!" Den letzten Satz brüllte er förmlich hinaus und schüttelte die rechte Faust gegen die kirschrote Tasche, die sich unvermittelt aufrichtete. ihre Trageriemen standen starr wie aus Eisen geschmiedet nach oben und zitterten erregt. "Das ist eine Monstertasche, wie dieses vermaledeite Monsterbuch, daß in den Letzten Jahren so in Mode kam. Das Ding frißt Kinder."

"Eindeutig nicht, weil Ihre Tochter in einem Stück und quicklebendig zu Ihnen zurückkam", versetzte Mrs. Craft. Doch Mr. Trylief überhörte es. sein väterlicher Beschützerinstinkt trieb ihn dazu, die Gefahrenquelle anzugreifen. Er zog den Zauberstab und richtete ihn auf Mrs. Crafts Tasche. "Würde ich nicht versuchen, Sir", stieß die neue Verwandlungslehrerin von Hogwarts aus.

"Das Ding gehört in die Abteilung zur Beseitigung gefährlicher Zaubergegenstände", schnaubte Mr. Trylief. Aus der Spitze seines Zauberstabs knisterten Funken, so angespannt war er. Die rote Tasche schien es mitzubekommen, daß ihr jemand sprichwörtlich ans Leder wollte. Sie richtete ihre noch geschlossene Klappe auf Bert Trylief. Dieser rief gerade "De hic ad Locum declaratum teleporto!" Eigentlich konnte ein Zauberer damit tote Gegenstände und kleinere Tiere gezielt und zeitlos an einen anderen Ort verschicken, dessen Aussehen er bildhaft im Bewußtsein hatte. Doch die rote Tasche verschwand nicht. Laut prasselnd umhüllte eine Wolke kleiner, blauer Blitze sie für einen Moment. Dann riß sie ihre Klappe wie ein Maul auf und stieß ein unüberhörbares Brüllen aus. Gleichzeitig zeigte sich für eine Sekunde ein orangeroter Feuerschein, der gerade wenige Zentimeter über den Rand der geöffneten Tasche hinausloderte. Julius und Millie erstarrten, als sie das Brüllen hörten. Sie hatten es schon einmal gehört, und es hatte sich ihnen ins Gedächtnis eingebrannt. Hinzu kam der kurz aufgeflackerte Feuerhauch, der zu diesem Gebrüll paßte. Dann sahen alle, wie Bert Tryliefs Zauberstab von einem Sog aus der Hand gezerrt wurde und auf die immer noch sperrangelweit geöffnete Tasche zuwirbelte. Grace Craft sprang in die Flugbahn und packte den Zauberstab. Aus der roten Tasche kam ein höchst verärgertes Knurren. "Beggy, ist gut! Der Herr macht das nicht noch mal!" Rief sie der Tasche zu und hielt den gerade noch gefangenen Zauberstab hinter ihrem Rücken. Die rote Tasche erbebte. Dann schnappte ihre Klappe laut klatschend zu.

"Hast du das auch gehört, Julius?" Fragte Millie. Aus dem Salon drängten weitere Leute heraus. Mrs. Trylief war mit der in ihren Armen gehaltenen Gemma an die Wand zurückgesprungen und schirmte ihre Tochter mit ihrem Körper ab. Gemma weinte, wohl wegen des lauten Gebrülls und weil ihre Mutter so heftig mit ihr umsprang.

"meinen zauberstab. Her damit!" Bellte Bert Trylief und löste damit ein höchst bedrohliches Knurren von der unheimlichen Handtasche aus.

"Den bekommen Sie wieder, wenn wir weit genug von Beggy fort sind. Außerdem sollten Sie ihn gut fortstecken, damit Beggy ihn sich nicht doch noch holt und einäschert", sagte Mrs. Craft.

"Sie verdammte Sabberhexe rücken sofort meinen Zauberstab wieder raus!" Brüllte Bert Trylief. Mrs. Craft steckte den Stab in den Ausschnitt ihres Kleides und schüttelte den Kopf. "Bei mir ist der im Moment sicherer, und Sie brauchen ihn erst wieder, wenn Sie von hier abreisen, Mr. Trylief", stieß sie mit unüberhörbarer Entschiedenheit aus.

"Vick, sag dieser Monsterbändigerin da, die soll meinen Zauberstab wieder rausrücken, bevor ich ihr Alter und ihr Geschlecht vergesse und ..." Hrrrrrrrrrrrrr!! Das sehr bedrohliche Knurren der nun wieder mit kerzengerade aufgerichteten Trageriemen dahockenden Handtasche übertönte ihn.

"Bert, ich würde den Stab erst dann wieder haben wollen, wenn meine Mutter abreist. Sonst frißt ihr Handtäschchen den auf. Du hast es angegriffen. Es mag nicht angegriffen werden", sagte Victor Craft. Gloria nickte. Sie stand nun neben Julius, der seine Frau ansah und ihr die Frage zuzischte, ob sie das Knurren und Brüllen auch erkannt hatte. Millie nickte.

"Ich habe diese Beutelbestie da nicht angegriffen, sondern wollte sie dahin schicken, wo sie hingehört", stieß Mr. Trylief aus. Mrs. Craft nickte und bemerkte dazu, daß das eben der Angriff war. "Beggy mag es nicht, daß wer anders als sie selbst oder ich sie anderswo hinbewegt. Diese Tasche ist mit diversen Schutz- und Wehrzaubern erfüllt und dazu gemacht, jede gegen sie gewirkte Feindseligkeit sofort zu vergelten. Sie können Froh sein, daß Sie sie nicht mit körperlicher Gewalt angegriffen haben, sonst hätte Beggy sie womöglich geröstet oder Ihnen die Finger oder gleich den halben arm abgebissen."

"War das mal ein echter Feuerdrache?" Fragte einer der Zwillinge von Rupert und Joy Mosley, die zusehen wollten, wo Gemma abgeblieben war.

"Neh, 'ne Feuerlöwin", knurrte Millie unüberlegt. Mrs. Craft sah sie verdrossen an und nickte dann.

"Eigentlich geht das außer meine Blutsverwandte hier niemanden was an. Aber da die Wichtel jetzt alle auf dem Dach sind muß ich wohl damit herausrücken. Die Tasche wurde von mir und einem befreundeten Thaumaturgen hergestellt und mit sehr wirksamen Schutz- und Abwehrzaubern versehen. Um dieses Geflecht aus Schutz- und Abwehrzaubern so flexibel wie möglich zu machen wurde die Tasche, die aus der Haut einer weiblichen Gigahydrophis hippocranius gefertigt wurde, mit hier nicht näher zu erläuternden Zaubern mit den Instinkten einer bereits einmal Mutter gewordenen Feuerlöwin verbunden. Dabei floß jedoch auch etwas von deren Lautäußerungs- und Feueratmungsvermögen mit ein, was im Punkte Diebstahlsicherung jedoch sehr vorteilhaft ist. Sie ist auf mich und Blutsverwandte geprägt und beschützt uns und kann sich und uns unauffindbar machen und für Wochen verbergen, bis keine Feindseligkeit mehr um uns herum besteht und wir sie darum bitten, uns freizugeben. Warum sie Gemma in sich aufgenommen hat weiß ich nicht. Das möchte ich von Gemma gerne noch wissen, um Beggy dazu anhalten zu können, sowas in Zukunft nicht mehr zu tun."

"Erst meinen Zauberstab wieder her!" Schnarrte Bert Trylief. Doch Mrs. Craft schüttelte den Kopf. Rupert Mosley grinste. "Da drin hat die sich versteckt. Klar, daß wir di nich' wiedergefunden haben."

"Ach ja, ihr habt sie ins Haus gejagt, richtig?" Fragte Mrs. Craft den Jungen und seinen Zwillingsbruder. Beide schraken richtig zurück. Gemma wimmerte nun. "Die haben mir an den Haaren gerissen und wollten mich umschmeißen. Konnte nur noch ins Haus reinrennen. Wollte einfach wohin, wo die mich nicht kriegen."

"Und hattest Angst?" Fragte Mrs. Craft in Gemmas Richtung. Die Zwillinge blickten trotzig auf das in den Armen ihrer Mutter hängende Mädchen. Gemma nickte schüchtern. Die beiden Jungs zogen eine verächtliche Grimasse.

"Mann, seid ihr mutig, zu zweit ein kleineres Mädchen zu jagen und ihm an den Haaren zu reißen", knurrte Victor Craft. Julius nickte. Das hätte er fast selbst gesagt.

"Ey, das blöde Getue von der Knighthawk hat uns voll angeödet, eh", meinte einer der beiden Jungen, sich rechtfertigen zu müssen.

"Okay, die Vorstellung ist vorbei. Ich weiß, was ich wissen wollte, Sie, Mr. und Mrs. Trylief haben Ihre Tochter wieder. Den Zauberstab erhalten Sie erst zurück, wenn Sie abreisen und mich in ganzen Sätzen und mit gebotenem Respekt darum bitten, Mr. Trylief."

"Wir reisen ab", sagte Bert Trylief, der merkte, daß er hier offenbar nichts mehr verloren hatte. "Vick, sag der Sabberhexe da, die soll meinen Zauberstab wieder rausrücken, wenn die und ihre Monstertasche morgen nicht im Tagespropheten drinstehen wollen. Dann muß McGonagall die nnämlich feuern."

"Ich sagte respektvoll", fauchte Mrs. Craft. Ihre Handtasche unterlegte ihre Worte mit einem ungehaltenen Knurren.

"Bert, Susan, ich verstehe, daß ihr nicht hierbleiben wollt. Mum, bitte gib mir den Zauberstab von Mr. Trylief. Mir wird Beggy auch nichts tun", sagte der Hausherr sichtlich ungehalten klingend. Seine Mutter sah Mr. Trylief an und verlangte, daß dieser die Anrede Sabberhexe zurückzunehmen habe, bevor sie den vor ihrer Tasche erretteten Zauberstab wieder herausgeben würde.

"Okay, ich kenn wen beim Propheten. Der hat das heute noch in der Abendausgabe drin: "Monsterhandtasche von Hogwarts-Lehrerin verschlingt kleine Mädchen." Komm, Susan!"

"Bert, ich verstehe, daß das mit Gemma dich wütend macht. Aber jetzt hier selbst wie einer dieser lausejungen rumzufluchen macht das nicht besser", sagte Mrs. Trylief. "Bitte geben Sie ihrem Sohn den Zauberstab, damit meine Familie und ich unverzüglich abreisen können!"

"Dann soll er die Beleidigung zurücknehmen und die Drohung mit dem Tagespropheten widerrufen, Madam. Denn ich kenne die Redaktion vom Tagespropheten. Die wissen, daß professor McGonagall und ich für Hogwarts wichtig sind. Da Gemma und der Zauberstab Ihres Mannes unversehrt sind haben Sie auch keine Handhabe, mich vor Gericht zu bringen. Beggy hat lediglich die Angst und das Drängen nach einem sicheren Ort erspürt und Gemma beschützt, obwohl sie nicht zu meinen Blutsverwandten gehört. Mag daran liegen, daß Beggy dieses Haus kennt und wir damals von hier vor den Todessern flüchten mußten."

"Trau nie etwas, was von alleine denken kann, wenn du nicht siehst, wo es sein Hirn hat", stieß Ruperts Vater nun aus. "Das ist ein Leitspruch von Mr. Arthur Weasley. Insofern sollten Sie wirklich darauf gefaßt sein, sich einer Befragung wegen Herkunft und Bezauberung Ihrer Handtasche zu stellen, Professor Craft. Hätte ja auch meine Jungs verschlucken können."

"Ich stelle mich reinsten Gewissens jeder Anhörung, zu der ich von Mr. Weasley vorgeladen werde und auch jeder Überprüfung meiner Handtasche", erwiderte Grace Craft mit einer Julius' imponierenden Gelassenheit. Mr. Trylief stieß aus:

"Ach ja, wo Sie mit dieser verfluchten und mit einem aggressiven Animierzauber verdorbenen Tasche rumlaufen?"

"Meine Tasche ist nicht verflucht", sagte Mrs. Craft und winkte Julius zu. "Kommen Sie mal her und halten Sie bitte Ihr silbernes Armband an Beggy, Monsieur Latierre!" Julius verstand. Der Curattentius-Zauber im Pflegehelferarmband reagierte auf schwarzmagische Gegenstände, an Orten wirksame Flüche oder bösartige Lebewesen. Er ging auf Mrs. Craft zu, passierte sie und schob den Ärmel seines Festumhangs zurück. Das silberne Armband der Pflegehelfer glänzte im durch die Salontür fallenden Licht. Er hielt es über die Tasche. Sie grummelte ein wenig. Er näherte sich vorsichtig der Klappe, darauf gefaßt, daß das Gepäckstück ihm vielleicht doch die Hand abfackeln oder gleich abbeißen konnte. Doch er fühlte nur ein schwaches, warmes Pulsieren in seinem Armband, nicht das Gefahr verheißende Vibrieren. Das Pulsieren wirkte ähnlich wie das Pulsieren seines Herzanhängers, nur in einem anderen Rhythmus. Für einen Moment berührte er die kirschrote Tasche, die ein ungehaltenes, aber noch nicht angriffslustiges Knurren von sich gab.

"Und was soll mir das jetzt beweisen?" Fragte Mr. Trylief. Julius sah ihn an und erklärte, daß das Armband mit dem Curattentius-Zauber belegt war und der bei bösartigen Dingen oder Wesen schon aus mehr als einem halben Meter Entfernung ansprach. "Ja, aber dieses Beutelbiest hat dich angeknurrt."

"Weil ich es angefaßt habe", vermutete Julius.

"Ja, und weil es andere Schutz- und Spürzauber als lästig empfindet", sagte Mrs. Craft. Millie nickte. Das war es wohl. Julius kehrte zu Gloria und seiner Frau zurück. Victor Craft wandte sich an seine Mutter. "Gib mir bitte Mr. Tryliefs Zauberstab wieder, Mum. Er wird seine Meinung von dir und Beggy nicht ändern, wenn du dich sturstellst."

"Ich hoffe nur, daß Sie, Mr. Trylief, niemals in die Verlegenheit kommen, herauszufinden, wo der Unterschied zwischen mir und einer Sabberhexe liegt", knurrte die kleine, runde Lehrerin und fingerte unter ihr Kleid, um den darin versenkten Zauberstab wieder hervorzuholen. Sie stellte sich so, daß ihre Handtasche ihn ihr nicht aus der Hand schnappen konnte und gab ihn ihrem Sohn Victor. Der winkte den Tryliefs zu, die unverzüglich hinter ihm herliefen. Beggy, die verzauberte Tasche, beruhigte sich. Ihre bis jetzt gereckten Trageriemen fielen schlaff und leblos auf das kirschrote Leder, das aus der Haut einer Meeresschlange gemacht worden war, das besonders gut für vielfache und mächtige Zauber geeignet war.

"Alle wieder zurück in den Salon. Ihr zwei Möchtegernhelden da kommt mit euren Eltern auch zurück, bevor hier noch andere Kinder verschwinden", sagte Mrs. Greta Craft und deutete auf die Mosley-Zwillinge.

Nachdem die Tryliefs mit Flohpulver abgereist waren sprachen die Gäste über das geschehene. Gloria erwähnte Millie und Julius gegenüber, daß diese Handtasche ihre Oma Grace, ihren Sohn Victor und dessen Frau Greta vor den Todessern bewahrt hatte. Julius fragte, ob die kleine Gemma einem illusionszauber aufgesässen gewesen war. Gloria schüttelte den Kopf. "In der Tasche ist ein Rauminhaltsvergrößerungszauber drin, der ein komplettes Haus ohne Dach und Keller in sich aufnehmen konnte. Wer von dieser Tasche eingelassen wird landet echt in einer Sieben-Zimmer-Wohnung. Außerdem ist sie durch einem Zauber an einen bestimmten Ort gekoppelt, an den sie teleportiert wird, sobald alle, die sie schützen soll in dieser eingelagerten Wohnung sind."

"Hmm, dann ist die als normale Handtasche nicht zu gebrauchen", meinte Millie. Doch Gloria verneinte es. Durch den Rauminhaltszauber sei es möglich, neben der eingesteckten Wohnung noch viele Alltagsgegenstände aufzunehmen, an die jemand aber denken mußte, der sie ergreifen wollte, sofern die Tasche es zuließ, daß jemand sie öffnete und in sie hineingriff. Wer dazu nicht befugt sei könne eben das Feuer der Feuerlöwin abkriegen oder eben Finger oder Arm verlieren.

"Deshalb hatte ich auch kein Problem, als Mum, Dad und ich aus England geflüchtet sind, ohne Oma Grace, Onkel Vick und Tante Greta mitzunehmen", beendete Gloria ihre leise Erläuterung, der auch Pina und ihre Mutter zuhörten.

"Nun, wenn die Tryliefs das in die Zeitung bringen hat deine Oma aber doch ein Problem", sagte Julius.

"Nicht nur ihr habt wen bei einer Zeitung", grummelte Gloria. "Oma Grace kennt da mindestens vier wichtige Leute, die wissen, was Beggy für ein Täschchen ist. Sie möchte es halt nur nicht haben, daß jeder Flubberwurm der Zaubererwelt das weiß, wie wichtig ihr das Täschchen ist", meinte sie noch.

Etwas ähnliches wie Gloria sagte auch Mrs. Craft, die dann noch einmal die beiden Mosleys anblickte und sie sehr harsch zurechtwies, daß Jungen in ihrem Alter schon vernünftig genug sein sollten, sich nicht an kleinen Mädchen zu vergreifen und daß sie sich das sehr genau merken und an die richtige Stelle weitermelden würde. Die Eltern der Zwillinge verzogen zwar die Gesichter, mußten dann aber nicken. Ihre Söhne hatten sich ja wirklich nicht gerade mutig verhalten.

Mrs. Knighthawk spielte mit den anderen Kindern weiter im Garten. Mr. Craft hatte sämtliche Türen des Hauses verschlossen, damit nicht noch ein Kind verschwinden konnte. Erst als die Hausherrin zur Kaffeetafel bat kehrten alle Gäste jünger als zehn ins Preiselbeerenhaus zurück.

Nach dem Kaffeetrinken verabschiedeten sich die Redliefs. Sie wollten mit einer anderen Besucherfamilie aus den Staaten zusammen von London aus mit einem Portschlüssel nach New York abreisen. Als dann auch das viergängige Abendessen verzehrt worden war bedankten sich alle Gäste bei den Gastgebern. Mrs. Grace Craft wünschte den Latierres noch ein erfolgreiches letztes Schuljahr und trotz der Belastung durch den kommenden Nachwuchs mehr Freude als Verdruß. "Meine Großmutter väterlicherseits, die wie die bei Ihnen in Millemerveilles praktizierende Madame Matine Heilerin und Hebamme war, sagte, daß Kinderseelen wie Spiegel der Heiterkeit und Liebe seien. Was ihnen an Zuneigung und Liebe gegeben wird, erhält man zurück. Bedenkt man sie mit Abweisung oder unmenschlicher Grausamkeit, wird diese eines Tages auf einen selbst zurückgeschleudert."

"Meine Oma Ursuline hat es so gesagt: rühre die Milch, die du deinen Kindern gibst, und sie schmieren sie dir am nächsten Morgen als Butter aufs Brot", sagte Millie. "Damit meint sie wohl, daß alles, was einem Kind gezeigt und vorgelebt wird von ihm übernommen und den Eltern und Verwandten zurückgetan wird, das gute wie das böse, die Anerkennung und die Unterdrückung. Grenzen sollen sein, meint meine Mutter. Aber sie müssen nahe genug sein, um sie zu erkennen und weit genug sein, um nicht bei jedem Schritt dagegenzustoßen."

"Ihre Mutter befaßt sich nicht mit Erziehungsfragen?" Fragte Mrs. Craft Millie.

"Das ist wohl ein persönliches Erlebnis als ältestes von jetzt zwölf Kindern und Mutter von jetzt drei Töchtern", sagte Millie. Aber wenn ich das richtig mitbekommen habe stammt der Spruch auch aus den Bulletins de Beauxbatons."

"Könnte ein Leitsatz von da sein", erwiderte Julius. "Viviane Eauvive hat ihn geprägt, als es darum ging, wann eine Belohnung fördert und wann eine Bestrafung zerstört, um das richtige Maß für beides zu finden. Ihr Kollege Orion, genannt der Wilde hat ja die Methode was nicht umbringt macht einen hart benutzt, zumal ja damals Geschlechtertrennung in Beauxbatons galt."

"mann könnte meinen, ihr übt echt schon für eigene Kinder", grummelte Olivia Watermelon.

"Was du nicht sagst", konnte Millie darauf nur erwidern.

Gloria war die letzte, die sich von Millie und Julius verabschiedete. "Ich weiß nicht, wie ich das empfinden würde, wenn mir einer sagt, ich bekäme ein Baby. Ich hoffe mal, Millie, daß es wirklich das ist, was du dir drunter vorgestellt hast und daß du und Julius nicht daran kaputtgehen."

"Du bist auch noch ganz, obwohl du Connies kleines Mädchen trockengelegt, gefüttert und in den Schlaf gesungen hast", erwiderte Millie darauf.

"Oma-Grundsatz: Kinder sind süß, solange man sie irgendwann wieder abgeben kann", grummelte Gloria.

"Dann sieh zu, daß du irgendwann Mutter wirst, damit du auch noch eine schöne junge Oma werden kannst", erwiderte Millie mit einer gewissen Gehässigkeit. Gloria verzog das Gesicht, sagte jedoch keinen Ton darauf.

Wieder ging es über die beiden Grenzstationen des Flohnetzes zurück nach "Pomme de la Vie", dem Apfelhaus der Latierres.

"Den mußtest du Gloria aber jetzt mitgeben, daß sie bald Maman werden soll", grinste Julius.

"Ich hab's dir mehrmals gesagt, Monju, daß sie längst drauf scharf ist, selbst so'n Krähbündel in den Armen zu halten. Weißt du, ob sie nicht vor Lauter Ausgleich für die tiefe Trauer um ihre achso kawumm gegangene Oma sogar den Nutrilactus-Trank ausprobiert hat, um Cythera so direkt wie es geht zu füttern?" Julius fragte sie, ob sie von irgendwem sowas gehört habe, da es damals nicht zum Thema der Pflegehelfer geworden war. Millie schüttelte den Kopf und betonte, daß es eben nur eine Frage war, keine Feststellung.

"Okay, Mamille. Dann haben wir jetzt noch einen halben Abend zur freien Verfügung, bevor wir drei ins Bett gehen, damit wir morgen auf Tante Babs' Hof nicht zu früh schlapp machen", sagte Julius.

"Wir könnten ein bißchen auf dem Klavier spielen, daß du von den netten Leuten aus dem Fidelius-Versteck bekommen hast. Zum Melo üben bin ich wohl schon zu müde. Das Kleine zieht auch schon so klein gut an meiner Tagesausdauer. Ich muß mich unbedingt fithalten."

"Tante Trice hat nichts von Schwermachertraining oder dem Weglassen gesagt", sagte Julius.

"Weil sich das von selbst versteht, daß ich mit unserem Baby im Bauch kein Schwermachertraining mehr machen kann, wenn es die eigenen Arme und Beine bewegen kann. Außerdem wird alles erschwert, also auch das Gewicht von dem Kind. Wenn ich zu Viel damit übe, so hat Tante Trice mir bei der ersten Untersuchung gesagt, könnte meine Gebärmutter zu straff werden und ich bräuchte eine Woche für die Geburt. Da könnte das Kleine aber bei ersticken. Lassen wir also besser sein."

"Verstehe", erwiderte Julius. Hatte er nicht auch was zu diesem Thema im Begleitbuch für Schwermacherbenutzer gelesen? Er suchte und fand es ziemlich schnell und blätterte es durch. Tatsächlich wurde Schwangeren ab der siebenten Woche davon abgeraten, den Schwermacher für länger als eine Viertelstunde pro Woche zu verwenden. Neben einer zusätzlichen Erstarrung der Gebärmutter konnte je nach Übungen aber auch eine Überkräftigung des so wichtigen Geschlechtsorgans auftreten, die dazu führen konnte, daß das Kind mit zu großer Kraft ausgetrieben wurde und Mutter und Kind dabei lebensgefährlich verletzt werden konnten. Julius bemerkte dazu: "Habe ich damals, wo Barbara van Heldern damals noch Lumière mir den geschenkt hat nicht gründlich genug gelesen, obwohl mich Madame Matine da doch schon auf dem Ersthelferzettel hatte."

"Das fehlte uns auch noch, Aurore oder Taurus als lose Knochensammlung mit meinem kleinen Rosengarten durch das halbe Zimmer zu schleudern und wohl unter dem heftigen Schmerz komplett aus der Welt zu verschwinden, weil alles andere komplett aussetzt. Neh, lassen wir besser ganz weg. Aber du mußt unser Kind nicht rauslassen. Du kannst den Schwermacher weiterbenutzen."

"Wenn ich Zeit dafür habe", sagte Julius. "Allein schon die ganzen Saalsprechersachen, die Pflegehelferstunden und so weiter. Gut, Quidditch findet nicht statt. Da ist also Zeit. - Ähm, ich frage mich schon seit Tagen, ob ich bei dem Turnier mitmachen soll. Es gibt sicher Leute, die darauf hoffen, daß ich da mitmache. Andere könnten finden, ich würde da auch mal wieder bevorteilt. Dann weiß ich ja nicht, was die sich für Aufgaben ausdenken, und ob dann wieder sowas passiert wie mit den Drachen oder mit Harry Potter und Cedric Diggory in der dritten Runde, wo ja ziemlich starke Zaubertiere mit eingebaut waren."

"Hast du Angst vor diesen Aufgaben oder davor, daß die Leute dich dumm anmachen, weil sie immer noch denken, du würdest alles nachgetragen und auf silbernem Tablett serviert kriegen?" Fragte Millie.

"Vor allem möchte ich mit dir zusammen die UTZs schaffen. Wer beim Trimagischen mitmacht macht nicht bei den Hauptprüfungen mit, sondern muß sie nachholen", sagte Julius.

"Gut, das sind ja wohl noch ungelegte Eier, wie genau das Turnier abläuft. Wenn wir mehr wissen kannst du dich ja immer noch entscheiden, Monju. Diesmal werden sie wohl aufpassen, daß keiner einen Teilnehmer aus der Arena entführt. Abgesehen davon muß meine Mutter davon ausgehen, daß du vielleicht da mitmachen könntest und wird schon aufpassen, daß der Vater ihres Enkelkindes das auch noch persönlich begrüßen und mit ihm die wichtigsten Jahre des Lebens erleben kann", sagte Millie ruhig. Dann straffte sie sich und sagte unüberhörbar ernst: "Julius, du hast mir geholfen, daß ich jetzt ein Kind kriegen kann. Aber das darf und soll dich nicht davon abhalten, die Sachen zu machen, die du dir ohne das Kind zugetraut hättest. Und was hat dieses Großmaul Kevin Malone gesagt, er will gegen dich antreten, um zu sehen, ob er jetzt mit dir mithalten kann. Lass dich von meinem Bauch nicht von dieser Möglichkeit abhalten. Ich muß schon auf genug Sachen verzichten."

"Hättest du denn mitgemacht, wenn unser Baby jetzt nicht unterwegs wäre?" Fragte Julius.

"Ich hätte wohl wie alle anderen Beauxbatons-Schüler über siebzehn meinen Namen in diesen Feuerkelch geworfen. Wenn der mich dann ausgewählt hätte hätte ich das Ding dann durchgezogen. Aber das Baby war mir und ja auch dir wichtiger. Also tu ihm den Gefallen, dich nicht selbst zurückzuhalten, wenn du so eine Chance kriegst, Monju! Selbst wenn du nicht ausgesucht werden solltest kannst du dann immer noch sagen, daß du es zumindest ausprobiert hast." Julius nickte. Er fühlte sich auf einmal wesentlich leichter. Sicher bangte er noch darum, was passierte, wenn der Feuerkelch seinen Namen auswerfen würde. Doch allein diese Gewissensfrage, ob er seinen Namen dort einwerfen sollte war geklärt.

Der Abend klang mit einem improvisierten Hauskonzert für Klavier und Blockflöte aus. Millie zeigte Julius, wie er Akorde auf verschiedene Weise greifen und wie er die Finger setzen konnte, um leichter die richtigen Tasten in der von den Noten vorgegebenen Melodie- und Akordfolge zu spielen. "Wenn das Kleine da ist können wir zwei für es vierhändig spielen", prophezeite Millie. Dann spielte sie das Wiegenlied, daß Julius zum ersten Mal gehört hatte, als er zeitweilig keine Ohren gehabt hatte. Er sang den Text mit und wunderte sich, wie klar seine Stimme klang. Millie meinte dazu, daß er durchaus auch im Schulchor mitsingen könnte. Zumindest das würde sie mit dem demnächst runder werdenden Unterleib weitermachen können.

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In der Nacht träumte Julius, er sei nicht nach Beauxbatons gekommen, weil sein Vater ihn statt zu den Brickstons zu seinem Bruder Claude geschickt hatte, der mit ihm doch in die Staaten zur Fußballweltmeisterschaft gefahren sei. Doch dort hatten ihn die von England um Hilfe gebetenen Suchhzauberer mit Unterstützung von Jane Porter aufgespürt. Sein Vater war wegen Handgreiflichkeiten gegen seine Mutter, die ihn weiter in Hogwarts belassen wollte verhaftet und eingesperrt worden. Dadurch konnte Julius weiter in Hogwarts lernen, wo er sich mit Pina Watermelon immer mehr angenähert hatte. Weil Voldemort aber durch die Galerie des Grauens ein Netz aus ihm unterworfener Bildersklaven aufgezogen hatte, waren sie und Julius vor den Heschern der Todesser nach Whitesand Valley geflüchtet, wo sie von Sophia und ihren Mitschwestern weiterunterrichtet worden waren. Die Entomanthropen und Schlangenmenschen, die Drachen von der Elfenbeininsel und die Wertiger hatten die halbe Erde verwüstet. Niemand hatte die Wolkenhüter rufen können. Anthelia war von Volakins Vampiren verstrahlt und getötet worden. Nun wimmelten frei handelnde Entomanthropen herum und bekriegten die Schlangenmenschen. Davon bekamen Pina und Julius nichts mit. Erst als Pina die Bestätigung erhielt, von ihm schwanger zu sein, erfuhr er, daß viele seiner Hogwarts-Freunde entweder getötet, von Dementoren geküßt oder zu Schlangenmenschen oder Entomanthropen gemacht worden waren. Glorias Cousinen dienten dieser Valery Saunders, die die Staaten beherrschte. Gloria war beim Kampf mit einem Todesser gestorben, und Kevin hatte sich zu einem Wertiger machen lassen, um den Tod seiner Eltern zu rächen. Julius fühlte sich immer elender. Irgendwas stimmte doch nicht. Das konnte unmöglich die richtige Welt sein. Als er dann Glorias Stimme aus Pinas Unterleib hörte, die sagte: "So wollte ich nicht bei dir bleiben, Julius. Aber wenn Pina mich aushält komme ich wenigstens wieder zurück ... wider zurück ... zurück ..." Ihre dumpf klingenden Worte hallten als Echo nach, während er in einen tiefen Schacht stürzte und mit wild wummerndem Herzen neben seiner Frau Mildrid aufwachte. Er hatte nur geträumt. All das war nicht wirklich passiert. Millie lag neben ihm. Er fühlte über die Herzanhängerverbindung, daß sie wach war. "Ich habe dich im Traum rufen hören, Monju. Aber ich konnte dir nicht helfen, weil dieses verdammte Weib Messaline befunden hat, ich solle ihr sechzehntes Kind werden, da ihre Nachfahrin, meine Oma Line, ihr den ewigen Rekord abgejagt hat. Liegt wohl daran, daß wir schon oft genug die Empfindungen ungeborener Kinder mitbekommen haben. Sie hat sich tierisch amüsiert, daß ich ihr dabei helfen würde, die Mutter mit den meisten Kindern der Hexengeschichte zu werden. Und was hat dich so aufgedreht?"

Julius erzählte ihr seinen Traum. Sie zog ihn an sich. "Irgendwer wollte dir zeigen, daß alles, was dir bisher passiert ist, alles so sein sollte, damit etwas viel schlimmeres nicht passieren konnte, Monju. Damit meine ich nicht, daß du mit Pina die vorher umgebrachte Gloria zurück in die Welt gesetzt habt, das war wohl das einzige freudige an der Kiste. Aber mir vorzustellen, daß Beaux und Hogwarts von diesen Ungeheuern umgepflügt worden sind und dieses Bienenbiest, was Linus so grausam zugesetzt hat, die Königin von Amerika geworden ist, weil Anthelia nicht überlebt hat ist schon fies."

"Schon komisch, sich noch darüber freuen zu müssen, daß Anthelia noch da ist und mein Vater von dieser Abgrundstochter kassiert worden ist", meinte Julius. "Reden wir besser nicht weiter davon."

"Ja, schlafen wir noch ein bißchen", säuselte Millie und ergriff Julius Hand. Dann sang sie ihm leise aber wohltuend rein klingend "Kleines Kind, was bist du müd ..." ins Ohr. Dabei wippte sie im langsamen Takt des Liedes und sorgte dafür, daß Julius von ihrer Stimme, der Wärme ihres Körpers und der Bewegung in tiefen Schlaf versank.

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Am nächsten Morgen waren beide ausgeruht und auch ohne bedrückende Gedanken. Sie frühstückten reichlich und besuchten bis zum Mittagessen ihre Schulfreunde in Millemerveilles. Julius verkniff es sich gerade so, Caroline zu sagen, daß sie beruhigt sein konnte, weil der Regenbogenvogel doch den richtigen Briefkasten für seine Antwort gefunden habe. Millie und er wollten erst allen sagen, daß sie ihr Ferienziel erreicht hatten, wenn auch Sandrine und Gérard wieder da waren.

Am Nachmittag reisten sie durch die Schrankverbindung ins Château Tournesol und von da aus direkt zum Valle des Vaches, dem Latierre-Bauernhof mit den geflügelten Riesenkühen. Dort feierten sie bis in die späten Abendstunden mit den Zwillingstöchtern Barbara Latierres und den Montferre-Zwillingsschwestern Sabine und Sandra ihren Geburtstag. Julius brauchte mehr als zwei Stunden, bis er Zeit hatte, mal eben zu der Weide hinüberzuapparieren, auf der die Flügelkuh Artemis vom grünen Rain gerade Unmengen von Gras und Heu in sich hineinmampfte. Ihre Trächtigkeit war bereits im letzten Viertel.

"Wie geht es dir, Temmie?"

"Eigentlich müßte es mir jetzt sehr unangenehm gehen, weil Orion mir immer schwerer wird und meint, sich vor seinem Tag aus mir raustreten zu können. Aber ich freue mich auf ihn. Demmie hat mir gesagt, daß sie meinen Körper damals ziemlich schnell draußen hatte und die andren von uns neben ihr gestanden und sie gestützt haben, damit sie nicht hinfallen konnte. Bellona mag mich immer noch nicht. Sie mag meinen Körper nicht und daß ich mehr kann als die mag sie noch weniger. Die hat Angst, ich und mein Kleines würden der was wegessen", mentiloquierte Temmie. Ihre wie ein sanft angestrichenes Cello klingende Stimme gefiel Julius immer noch sehr. Da war nichts mehr von Darxandria zu hören. Sie war völlig mit dem tierischen Ich der geflügelten Kuh verschmolzen. Doch aus dem verspielten Riesentier war Dank Darxandrias Wissen eine selbstbewußte aber auch umsichtige Beraterin geworden. Darxandria hatte sich durch Temmies tierhaften Verstand mit diesem ihrem imposanten Körper angefreundet, ja ihn sogar als ihren wahren Körper lieben gelernt. Das alles war nur passiert, weil Julius fast selbst in Temmies Körper hängengeblieben wäre. Er dachte mit gewissem Frösteln daran, daß er dann wohl Gefallen daran gefunden hätte, eine riesige Kuh zu sein und daß er nicht Darxandrias Flug- und Unsichtbarkeitszauber gekonnt hätte.

"Mildrid und ich haben bald auch ein Kind", mentiloquierte er. "Wenn der nächste Frühling kommt, also nach der nächsten kalten Zeit, dann kommt unser Kind."

"Schon lustig, daß das bei euch so kurz dauert. Aber dafür kann euer Kind dann noch nicht laufen. Wenn Orion aus mir rauskommt kann der sich sicher schon hinstellen", erwiderte Temmie auf reinem Gedankenweg. Julius bestätigte das. Er kannte ja mittlerweile alle körperlichen und verhaltenstypischen Eigenschaften der Latierre-Kühe.

"Ursuline, die Mutter der jüngeren Barbara, hat auch gerade Kinder im Bauch, richtig?" Julius bestätigte das. "Sie freut sich auch darauf, auch wenn das Menschenfrauen doch sehr unangenehm ist, sie rauszulassen. Ihre Mutter, die ältere Barbara, kommt immer wieder zu mir und sieht mir zu, wie ich herumlaufe. Dann stellt sie sich immer wieder als großer Baum hin. Aber sie hat mir gesagt, sie mal zu rufen, wenn ihr da seid." Julius nickte. Tatsächlich dauerte es keine Minute, bis eine Frau, die Ursuline und Hippolyte so sehr ähnelte, daß kein Zweifel an ihrer Verwandtschaft bestand, aus dem Nichts auftauchte. Sie trug eine Landfrauenkluft aus derbem Lederrock und Leinenbluse und wirkte trotz des hohen Alters noch sehr frisch und gewandt. Sie lächelte Julius an, der auf sie zuging und sich ihrer Umarmung hingab.

"Ich hab's von Line, daß Millie von dir auch schon ein Kind empfangen hat. Dann werde ich sogar noch Ururoma. Meine Großmutter konnte das leider nicht miterleben", sagte Barbara Hippolyte Latierre, Ursulines Mutter und Millies Urgroßmutter. Sie hielt Julius sicher und stark in ihren Armen. Er fragte bang, wie viele Minuten sie noch in menschlicher Gestalt herumlaufen konnte.

"Die Viertelstunde ist es mir wert", sagte die ältere Barbara. "Temmie, bringst du uns zwei bitte dahin, wo ich sonst stehe, gutes, dickes Mädchen?"

Temmie schob ihr linkes Vorderbein so, daß Julius bequem daraufsteigen und daran entlang bis zur Schulter der meterhohen weißen Kuh laufen konnte. Barbara Hippolyte Latierre hielt sich an ihm und ließ sich helfen, als er über die Schulter hinter den wuchtigen Schädel der geflügelten Kuh geklettert war. Beide krallten sich fest in die wieder sehr dichte Wolle und ließen nicht los, als Temmie behutsam aufstand und dann sanft wie eine Feder vom Boden abhob und erst einige Meter aufstieg. Es ruckelte.

"Orion mag das, fliegen. Aber er drückt mich dann gerne wohin, wo ich nicht hin will", hörte Julius Temmies Gedankenstimme. Doch er hielt sich sicher. Temmie hatte ihren Federleicht- und ihren Windumlenkungszauber gewirkt, den die frühere Darxandria auch ohne Zauberstab hatte wirken können. So segelte die geflügelte Kuh zu jener Obstwiese hinüber, wo ein tiefes Loch zeigte, wo vorher noch ein Baum gestanden hatte.

"Ich weiß, ihr Jungs habt große Angst, wenn etwas von euch beim Liebesspiel in einer Frau zurückgeblieben ist und zu was eigenem heranwächst. Ihr sagt, das ist anstrengend, teuer und nimmt euch eure Freiheit weg", sagte ihm die ältere Barbara Latierre. "Aber dafür kriegt ihr was zurück, was ihr mit dem gesparten Geld nicht kaufen, mit der freien Zeit nicht erleben und mit der eingesparten Arbeit nicht nachbauen könnt. Millie macht dir ein sehr großes Kompliment, weil sie was von dir in sich wachsen lassen möchte. Mach ihr das Kompliment, es als euer gemeinsames Wunderwerk zu akzeptieren! Lass dich nicht von diesen Ignoranten beschwatzen, die meinen, daß ihr zwei zu jung dafür seid! Line muß sich jetzt anhören, daß sie doch schon viel zu alt sei und die vier Kinder sie locker umbringen könnten. Ich hoffe mal nicht, daß das passiert. Aber ich will ihr auch nicht dreinreden. Sie hat es genossen, Hippolyte und alle anderen zu kriegen und genießt es jetzt, daß ihre Kinder mit deinem und Millies zusammen groß werden können. Dann wird da demnächst dieser kleine, quirlige Bursche aus Temmies warmem Wanst herauskullern und sicher ein paar dralle Latierre-Kühe beglücken, während Temmie für euch alle zusammen Milch geben und euch weiter helfen kann, wenn mal wieder was aus der ganz alten Zeit ansteht."

"Es ist schade, daß du das nicht alles direkt miterleben kannst, Oma Barbara", sagte Julius ehrlich bestürzt.

"Ich kriege alles mit, was nötig ist. Und wenn euer Kind die ersten Kirschen von mir nascht kuck ich mir durch seine Augen die Welt an, solange es zwischen null und vier Lebensjahren ist. Ab da komme ich nicht mehr in die Wahrnehmung von magischen Menschen hinein. Aber ich kriege alles wichtige mit, wenn ihr gut darauf aufpaßt."

"Millie wird es freuen", sagte Julius darauf. Temmie landete so sachte sie konnte.

"Okay, ich muß mich ausziehen. Falls du Angst hast, dich an meinem freien Körper festzugucken kannst du dich ja umdrehen. Aber du hast mich ja schon naturbelassen zu sehen bekommen", sagte die heimliche Matriarchin des Hofes und machte sich an ihrer Kleidung zu schaffen. Den Zauberstab, den ihre namensgleiche Enkeltochter besorgt hatte, barg sie in einer kleinen Kiste am Rand der Mulde, in die sie gleich hineinsteigen würde.

Julius sah konzentriert zu, wie die über hundert Jahre alte Hexe sich ungeniert vor ihm entblößte und sich sogar vor ihm reckte und straffte. Er erkannte, daß wenn Millie sich so gut halten konnte, er auch in hundert Jahren noch eine ansehnliche Ehefrau haben würde. Doch wenn er seinen unnatürlich rasch vergreisten Vater ins Bewußtsein zurückrief wurde ihm schon bange. Neben einer Mildrid, die sich so gut hielt, würde er aussehen wie ihr eigener Großvater.

Die Verwandlung vollzog sich in kleinen Schritten. Erst wuchs Barbara Hippolyte Latierre immer höher auf. Die Haut wurde zur Rinde. Dann wurden die Arme zu breiten Ästen, während die Beine in einem immer dickeren Stamm verschwanden. Nach wenigen Sekunden ragte ein majestätischer Kirschbaum vor Julius auf.

"Du hast mich bewundert und mit einem Blick angesehen, der einem Jungen Mädchen die Schamröte ins Gesicht treiben würde", hörte er nun in seinem Kopf die Stimme der zum Baum zurückverwandelten Schwiegerurgroßmutter. "Das ehrt mich, daß ich für Jünglinge wie dich noch begehrlich genug aussehe."

"Ich habe nur bedauert, daß ich in deinem Alter neben Millie wie deren Opa aussehen werde, weil ich mal meinen Vater gesehen habe, der viel zu schnell gealtert ist", erwähnte Julius nur in Gedanken. Er war froh, daß trotz des Schlangenmenschengiftes und Madame Maximes Blutspende die von Ursuline in ihn eingeflößte Lebenskraft erhalten geblieben war, die ihm ermöglichte, die Königin der Kirschbäume zu verstehen.

"Du bist ein Zauberer. Außerdem gibt es genug Pflegemittel, die dir helfen, nicht zu schnell älter auszusehen als du dich fühlst, Julius. Die Mondtöchter haben euch nicht zusammenkommen lassen, weil sie fürchteten, daß ihr kein langes und glückliches Leben haben könnt, sondern eben weil sie euch für würdig befanden, daß ihr zwei einander auch im hohen Alter lieben könnt."

"Auch körperlich?" Wagte Julius eine provokante Frage.

"Ich glaube, ich muß dich mal ausleihen, wenn Millie mit dem Kleinen beschäftigt ist, um dir diese Frage zu beantworten", kam eine ebenso derbe Antwort zurück. Julius zuckte zusammen. Doch die Vorstellung, es mit der Urgroßmutter seiner Frau zu tun ... Nein, das wollte er besser nicht zu genau durchdenken. Nachher bekam Millie das irgendwie mit. Er hielt in der Zaubererwelt nichts mehr für wirklich unmöglich.

"Ich gehe den kurzen Weg zum Haus. Temmie. Bleib du noch ein wenig hier und unterhalte dich mit Oma Barbara!" sagte Julius. Temmie muhte sehr weithallend. Julius fühlte die tiefen Schwingungen in seinem Körper nachhallen. Er disapparierte. Jetzt war er gut genug darin geübt, nicht wie von einem Gummiseil zu Temmie zurückgeholt zu werden. Das konnte aber auch daran liegen, daß Temmie gerade ein Kalb trug, daß Millie und er nach dem Beauxbatons-Mitbegründer Orion nennen wollten.

Mit einer Ladung Entdufterelixier eingesprüht konnte sich Julius wieder unter die Festgesellschaft wagen, die bereits auf ihn gewartet hatte, um zu tanzen. Er tanzte mit Millie, ihrer Mutter und Raphaelle Montferre, deren Töchter, sowie mit Barbara Latierre und ihren Töchtern. Zum Schluß führte er erst Millie zu einem langsamen Walzer und wurde dann von Oma Line abgeklatscht. Behutsam führte er die künftige Vierlingsmutter über die Tanzfläche, scharf beäugt von ihren Töchtern Hippolyte, Barbara und Béatrice.

"Millie freut sich richtig auf das Kleine. Sie hat nur Angst, daß ihre nimmersatte Omama ihr mit ihren vier späten Glückskindern die Schau stehlen wird", sagte Line Latierre. Julius erwiderte, daß Millie wohl eher Angst hatte, daß ihre nimmersatte Oma unter der Last der Kinder zusammenbrechen oder bei deren Geburt aus der Welt verschwinden könnte.

"Da stehen drei meiner Töchter, von denen zwei schon eigene Kinder trugen. Die gieren darauf, ihre Halbgeschwister durchzubacken. Ich hoffe sehr, daß ich ihnen die Freude daran verderben kann", sagte Line und knuddelte Julius. Dann war der Tanz vorbei. Der Abend endete mit einem letzten Ständchen für die vier Geburtstagskinder.

"Schön, daß du noch mal da warst, bevor für dich der volle Ernst des letzten Jahres und dann noch der Ernst mit der Vaterschaft über dich hereinbricht", sagte Sabine Montferre. "Halte dich aufrecht und lass dich nicht ärgern, egal von wem!" Julius bedankte sich für diesen Rat und wünschte Sabine und ihrer Zwillingsschwester Sandra ein erfolgreiches Jahr in der Quidditchliga.

"Das war richtig schön, diesen großen Pott zu halten und draus zu trinken, Julius. Überlege es dir! Vielleicht kannst du den in vier Jahren auch mal hochhalten."

"Was sage ich bei solchen Angeboten? Erst mal abwarten, wie die UTZs ausfallen, Bine. Und dann darf ich ja nicht mehr für mich alleine planen. Egal wer da im Mai zu uns kommt hat ein Anrecht auf eine gute Versorgung und zwei Eltern, die so oft sie können für ihn oder sie da sind."

"Wenn ich überlege, daß wenn Serge und sein Brüderchen doch von uns auf die Besen gehoben worden wären uns beide auch schon mit süßen Strampelbündeln beladen hätten, hätten wir die Weltmeisterschaft wohl nicht mitspielen können", sagte Sabine Montferre. "Was werden die sich ärgern, daß sie diese Gelegenheit verpaßt haben, uns richtig zu ärgern." Julius wagte darauf keine Antwort.

"Klar, ich leihe dich an meine Uroma aus, damit du der dann noch was kleines zusteckst, während ich dein und mein erstes Kind satthalte", grinste Millie. "Dann hätte die nicht diesen zauber mit der Verwandlung machen dürfen, wenn die noch hinter jungen Zauberern herlaufen möchte." Sie lachte amüsiert. Dann winkte sie Julius in Richtung gemeinsames Schlafzimmer. Er wußte, daß er jetzt sicher tief und fest schlafen würde. Er hoffte, daß er keine Alpträume hatte.

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"Huch, habt ihr die neu schmieden oder gießen lassen?" Fragte Julius, als seine Schwiegermutter am folgenden Tag eine zwei Meter große Konstruktion aus mattgrauem Metall vorstellte, die ihn an ein Zwischending zwischen Ritterrüstung und einer eisernen Jungfrau denken ließ. Es hätte auch der ausgehöhlte Körper eines menschenförmigen Roboters sein können.

Eigentlich war geplant, daß Desumbrateur Roger Ravel in dieser Rüstung gegen die volakin'schen Vampire kämpft. Aber die sind ja durch seine Vernichtung gleich mit aus der Welt verschwunden", sagte Hippolyte und winkte mit dem Zauberstab. Die graue Konstruktion klappte an der Seite auf und klaffte nun weit genug auseinander, daß jemand bequem hineinsteigen konnte. "Zu dieser Rüstung gibt es mit Polsterungszauber belegte Unterkleidung und für längere Ausflüge auch entsprechende Ausscheidungsauffangeinlagen", sagte sie noch. "Der Minister hat es genehmigt, daß Millie diese Rüstung anlegen kann, um mit dir nach Übersee zu reisen, solange sie nach dem Gebrauch in dieser Vielraumtruhe bleibt, die ihr bekommen habt." Sie zeigte Julius und Millie noch, wie man in die besondere Schutzrüstung einsteigen konnte und daß sie in der Tat federleicht war, so daß ihr Träger mühelos darin herumlaufen konnte. Die Fortiplumbumrüstung schirmte ihren Träger so gut gegen einfallende Strahlung ab, wie eine Kammer aus meterdicken Bleiplatten. Millie schlüpfte probehalber in die magische Panzerung und bewegte sich damit, bis sie heraushatte, wie sie sich damit drehen und wenden konnte. Im Kopfstück der mit dem Körperpanzer durch ein drehbares Halsgelenk verbundenen Rüstung wirkte ein Kopfblasenzauber, der freies Atmen möglich machte. Julius dachte daran, daß das Material in Kombination mit einem Duotectus-Anzug Florymonts der perfekte Raumanzug wäre, stabil, strahlensicher und gut zu tragen. So konnte Millie problemlos in die Staaten fliegen, ohne die in großen Höhen stärker einfallende Weltraumstrahlung fürchten zu müssen.

Als die Latierres vom Apfelhaus den Empfang der bis zum einundzwanzigsten August verliehenen Rüstung bestätigt hatten verließ Hippolyte durch den Verschwindeschrank Millemerveilles.

So war es also möglich, daß Julius und seine Frau am achtzehnten August mit einem der Luftschiffe aus Millemerveilles nach Viento del Sol in Kalifornien überwechselten. Brittany freute sich, die beiden ehemaligen Gastgeber bei sich beherbergen zu dürfen. Sie erzählte den Latierres, wie sie in der Anhörung ihre Meinung verteidigt hatte und wie ihr Anwalt Hypereidis Greenwood nachgewiesen hatte, daß Mrs. Gildfork es wahrhaftig auf die Rückgewinnung der Reisekosten für die US-amerikanische Mannschaft durch eine Welle von Schadensersatzprozessen angelegt habe. Jetzt stand ihr eine Welle von Widerklagen bevor. Brittany und Linus hatten gute Aussichten, für ihren gemeinsamen Haushalt etwas Gold zu bekommen.

Linda Knowles sprach am Tag der Quodpot-Saisoneröffnung noch einmal bei den Latierres vor. Doch sie hütete sich, sie zu interviewen oder nahm Rücksicht auf die Exklusivrechte, die Gilbert Latierre erhalten hatte.

Als Millie und Julius in einer der oberen Zuschauerreihen des Windrider-Stadions saßen sah Julius Peggy und Larissa Swann wieder, die ihnen gegenübersaßen, durch das Spielfeld getrennt. Sie machten keine Anstalten, mit den Latierres in Kontakt kommen zu wollen.

Nach einer haarsträubenden Partie, die die Heimmannschaft durch geschicktes Herausknallen der Gegner am Ende für sich entschied, durften die Latierres noch mit den Siegern im Saloon von Charlie Beams Gasthaus zum sonnigen Gemüt feiern. Daß Millie auf Alkohol verzichtete begründete sie damit, daß sie noch auf ein Untersuchungsergebnis warten wolle, ob sie Mutter würde oder nicht. Julius mentiloquierte Brittany, daß diese Untersuchung schon längst gelaufen sei, aber Lino und die restliche Welt das noch nicht wissen dürfe.

"Ist schon peinlich, sich dafür rechtfertigen zu sollen, warum man als erwachsener Mensch auf die Einnahme von Rauschmitteln verzichtet", pflanzte Brittany ihm dafür unter die Schädeldecke. Dem konnte Julius nicht widersprechen.

Am folgenden Tag ging es zurück nach Millemerveilles. Millie fragte Julius, ob er die nächsten Tage mit ihr Mentiloquieren üben wolle. Er versprach es ihr.

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Denise war aufgeregt. In knapp einer Woche kam sie nach Beauxbatons. Julius bekam es mit, wie Camille mit ihrer zweitjüngsten Tochter in die Rue de Camouflage in Paris ging. Er dachte daran, wie er sie dort zum ersten Mal in seinem Leben getroffen hatte. Das hatte im Grunde sein ganzes Leben verändert, daß er damals in Paris gewesen war. Millie ließ sich noch einmal von Béatrice Latierre untersuchen. Das Ungeborene war bereits unter dem Vergrößerungsglas gut zu erkennen. Jeanne und Belle schritten daher wie Königinnen, die eine höchst wertvolle Aufgabe angingen. Eleonore Delamontagne spielte vier Partien Schach gegen Julius. Er schaffte es zweimal, sie zu besiegen. Julius empfand es schon als sehr merkwürdig, daß er Zeuge wurde, wie in der Dunkelheit und Geborgenheit ein neuer Jahrgang für Beauxbatons heranreifte. Millie gegenüber wagte er, das mit dem Reifen von Wein in Fässern zu vergleichen. Millie meinte dazu:

"Gut, daß du mir das jetzt sagst, wo ich noch nicht so rund bin, sonst müßte ich dir dafür eine runterhauen, mich als dickes Weinfaß zu sehen. Aber der Vergleich ist schön. Ich stehe neben Jeanne, Eleonore und Belle, und in uns gluckert was neues, wird richtig groß und kommt zu verschiedenen Zeiten ans Licht. Ach ja, Oma Line ist dann natürlich das größte dieser Weinfässer. Ich fürchte, sie würde dich übers Knie legen oder zum unbezahlten Wickeldienst an ihren vier neuen Kindern verdonnern, wenn du ihr diesen Vergleich unter die Nase hieltest. Aber hast du mitgekriegt, wie biestig diese Cassiopeia geguckt hat, als Camille ihr die kleine Melanie zurückgebracht hat?"

"Klar, Millie. In sieben Tagen geht Melanie nach Beaux, wo sie bei und von anderen Kindern Sachen lernt, die ihre Mutter ihr bis heute nicht beibringen wollte oder ihr nie beibringen will. Die hat ja regelrecht Angst, daß Melanie zu den Blauen oder zu euch Roten reinkommt."

"Die hat vor allem angst, was nicht violett ist", grummelte Millie. "Deshalb hätte ich kein Problem damit, die kleine nach dem Lauf über den Teppich abzuholen. Celestine Rocher, Césars Schwesterchen, kommt ja dieses Jahr auch zu uns, und das meine ich auch so, wie ich es sage. Die landet so sicher im roten Saal, wie Regen auf den Boden fällt und nicht in den Himmel. Wenn Cassiopeias Prinzesschen mit der zusammen einen Schlafsaal bewohnt lernt die ein richtig wildes Hexenmädchen zu werden."

"Bis du oder Fixie einen Heuler kriegen, daß die kleine Melanie nicht mit so unanständigen Bälgern spielen darf."

"Also wenn die mir einen Heuler schickt hat sie keinen Tag später zehn Stück zurück, von Oma Line, Ma und Pa, Tante Trice, Tine und noch ein paar Leuten, die das nicht lustig finden würden, wenn ein Heuler das Baby aus meinem Bauch rausrüttelt. Ist mal passiert, so vor zweihundert Jahren, wo eine hochschwangere Hexe einen Heuler von ihrer Schwester bekommen hat. Das kind kontte nur durch den Transgestatio-Zauber gerettet werden. Die Schwester wurde dazu verdonnert, als ständige Stillmutter in der Delourdesklinik zu schaffen."

"Was erzählt dir Tante Trice noch so für Horrorgeschichten über Unfälle mit schwangeren Hexen?" Fragte Julius etwas verdrossen.

"Alles, was ich wissen muß, um mich und unser Kleines nicht zu gefährden", erwiderte Millie ruhig. Julius konnte das nur mit einem hilflosen Nicken bedenken.

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Am 27. August kehrten die beiden Flitterwöchner Sandrine und Gérard Dumas von Martinique zurück. Eigentlich wollten sie in das Haus umziehen, das Gérard laut Testament seines verstorbenen Großvaters geerbt hatte, sobald er verheiratet war. Doch Sandrine wollte vorher unbedingt zu Hera Matine hin. Gérard war ziemlich bedröppelt, als er Julius und Millie im Apfelhaus aufsuchte, weil er was saalsprechertechnisches mit ihm zu besprechen hatte.

"Ich fürchte, irgendwer da oben oder da unten", wobei Gérard in die entsprechenden Richtungen zeigte, "hat sich mit Sandrine und mir den Jux des ausgehenden Jahrhunderts geleistet. Eigentlich war doch geplant, daß wir euch, also Millie und dir, den Vortritt lassen, was die Familienplanung angeht", begann Gérard. "Aber so wie es aussieht haben wir uns den falschen Urlaubsort und die falsche Reisezeit ausgesucht."

"Ach, du meinst, ihr zwei hättet doch schon wen neues auf den Weg gebracht?" Fragte Julius ruhig, während Millie verschmitzt grinsen mußte.

"Na ja, Sandrine hat von Hera Matine von diesem blauen Zeug was mitgenommen, um nicht unbeabsichtigt schwanger zu werden. Das haben sie und ich ja auch immer benutzt. Wußte nicht, daß Sandrine schon so heiß drauf war ... Gut, soll euch nicht betreffen. Was wichtig ist, wir haben nach dem Sieg von Frankreich voll die Fete gefeiert auf der Insel. Dabei hat wer von den Gästen so einen schrillbunten Cocktail rumgehen lassen. Regenbogentanz hieß der. Der hat so heftig reingeknallt und eine abgedrehte Wirkung gehabt. Ich kann mich nur daran erinnern, daß Sandrine und ich noch in unser Flitterwochenzimmer gefunden haben und ich mit ihr und sie mit mir ... was ihr auch schon kennt. Als wir wach wurden war aber schon ein Tag ganz rum. Wir haben voll einen Tag verpennt. Wir haben zwar das blaue Zeug benutzt. Aber offenbar war das schon zu spät. Sandrine hätte gestern schon dieses Monatsding durchmachen müssen. Kann sein, daß das noch kommt. Aber falls nicht, dann hängen wir voll am hintersten Besenende."

"Achso, weil Sandrine die UTZ-Verwandlungen noch nicht gelernt hat", erkannte Millie, die ziemlich gelassen daran dachte, daß sie nicht die einzige werdende Mutter in diesem Jahr in Beauxbatons sein mochte. Gérard nickte und blickte sehr verstört Julius an.

"Wenn die bei dieser Kinderpflückerin war und die sagt, daß Sandrine von mir was drin hat, was erst in neun Monaten wieder rauskommt muß die das dann doch auch voll ausbrüten, oder?"

"Falls ja, dann ja", erwiderte Julius darauf. "Aber ich habe mich schlaugemacht, Gérard. Verheiratete Hexen, die im letzten Jahr noch was kleines kriegten, konnten ein halbes Jahr nach der Geburt noch die Abschlußprüfungen nachholen. Die mußten nicht zurückgestuft werden. Sie mußten nur alle die Zauber lernen, die sie während der Schwangerschaft nicht an sich ausführen durften."

"Wo steht das?" Fragte Gérard ein wenig erleichterter.

"In der Familienchronik der Eauvives. Da steht drin, daß eine Vorfahrin von Heilerin Antoinette Eauvive das erlebt hat. Sie hat geheiratet, gleich alles ausprobiert und erfolgreich den Regenbogenvogel gerufen. Seitdem gilt, daß unverhofft in ehelicher Gemeinschaft Mutter werdende Hexen, die zwischen null und zwei Monate vor den letzten Prüfungen ihr Kind bekommen, die Prüfungen ein halbes Jahr nach Vollendung der Geburt ablegen können. Allerdings mußten sie eine Patin für das Kind bestimmen, die es im Falle von Fehlschlägen wie eine Amme aufziehen sollte. In dem Fall war es die Schwester der betreffenden Eauvive", sagte Julius. Millie nickte. Sie hatten die entsprechende Passage auf Anraten der gemalten Viviane nachgeschlagen und konnten sie Gérard vorlesen.

"Kann es sein, daß ihr zwei nicht die einzigen wart, die von diesem Mischgetränk genascht haben?" Fragte Milie. Gérard nickte heftig. Er erwähnte auch, daß er schleierhaft mitbekommen hatte, wie sich mehrere Paare gebildet hatten, bevor Sandrine ihn dem Ansturm gieriger Hexen entwunden und ihn mit in die gemietete Suite genommen hatte.

"Mora Vingate läßt grüßen", grummelte Julius. Millie nickte. Gérard fragte, wen oder was sie meinten. Julius bekam von Millie per Kopfnicken die Aufforderung, dem Saal- und Klassenkameraden zu erklären, was es mit den berühmt-berüchtigten Mora-Vingate-Partys in Viento del Sol auf sich hatte.

"Moment, dann könnten wir diese Betreiber des Ladens doch drankriegen, weil die uns gegen unseren Willen dazu gezwungen haben ... ähm, ihr-wißt-schon-was zu tun?"

"Hmm, wenn klar herauskommt, wer euch diesen tollen Cocktail verpaßt hat. Auch schon ein eindeutiger Name, Regenbogentanz, klingt wie Regenbogenvogel", erwiderte Julius.

"Super, hinterher ist man immer schlauer", schnaubte Gérard. "Wir wollten einfach nicht kneifen, als wir hörten, daß Frankreich die Weltmeisterschaft geholt hat und ..."

"Eh, du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, Gérard, wir sind hier nicht in Beauxbatons", erwiderte Julius harsch. Gérard nickte. Doch er wandte ein, daß sie dort ja am ersten September sein würden. Und sollte Sandrine echt schon jetzt von ihm schwanger geworden sein, hätten er und sie ein Problem.

"Das haben dann eher Madame Faucon, Madame Rossignol und Professeur Delamontagne", sagte Julius kalt. "Die müssen dann nämlich die Saalsprecherzeiten einteilen und euch zwei wohl den Schulgesetzen nach ein Ehegattenzimmer geben, weil ihr beide schon volljährig seid."

"Na toll, gleich neben euch", grummelte Gérard. Millie nickte. "Ich hoffe echt, da ist nichts passiert. Ich meine, ich möchte mit Sandrine mindestens ein Kind haben. Aber wir wollten das erst nach Beaux hinbiegen. Wenn uns dieser Cocktail das vermurkst hat kriegen sie und ich doch Probleme mit dem Abschluß."

"Was sagt Sandrine zu dieser Möglichkeit?" Fragte Millie.

"Die sagt, wenn sie jetzt schon ein Kind erwartet will sie es auf jeden Fall haben. Außerdem dürfe man keine Kinder im Mutterbauch umbringen, weil die schon wie geborene Menschen gesehen werden und ich sollte mich nicht so benehmen wie eine Gelbe aus der dritten Klasse. Das stehe dann er ihr zu."

"Damit wäre es amtlich, daß ihr dieser Saubande in die Falle gegangen seid", sagte Julius. "Falls eine Hexe nach so einem Anregungstrank echt denkt oder weiß, daß sie Mutter wird, will sie das Kind oder die Kinder auf jeden Fall behalten und würde jeden fertigmachen, der sie daran hindern will."

"Genau, und deshalb solltest du, falls Sandrine von der guten Hera gesagt bekommt, daß ihr zwei bald zu dritt seid nicht einmal daran denken, ihr einzureden, sie solle das Baby wieder loswerden. Die könnte dich glatt an der Wand zerteilen", sagte Millie. Julius bestätigte, was er über die Praktiken der magischen Gaunerbande wußte, die meinte, durch besondere Tränke magische Menschen zur wilden Fortpflanzung zu treiben, um mit der steigenden Muggelbevölkerung irgendwie mitzuhalten.

"Ja, aber wenn klar ist, daß Sandrine und ich nicht absichtlich ... Okay, wenn Sandrine und ich echt zusammen waren brächte es nichts. Da ginge eher was, wenn ich neben einer mir fremden Frau aufgewacht wäre und dann rauskäme, daß die von mir ein Baby kriegt, ohne daß wir zwei das wollten."

"Geh mal davon aus, wer immer diesen Scharfmacher auf euch losgelassen hat ist entweder nicht zu fassen oder hat sich schon längst abgesetzt, um anderswo sein Regenbogenzeug loszuwerden", sagte Julius.

"Ja, aber das wäre echt fies, wenn Sandrine oder andere Hexen Kinder kriegten, die sie nicht wollten", sagte Gérard.

"Hast du das eben nicht mitbekommen, Gérard?" Fragte Millie verdrossen. "Wenn Sandrine oder welche Hexe auch immer, die dieses Gesöff und dann einen damit angeheizten Bettgenossen abbekommen hat jetzt denkt oder weiß, daß da ein Kind unterwegs ist, will die das auf jeden Fall kriegen. Die würde nicht hingehen und abtreiben wollen, eher jeden zerfleischen, der sie dazu zwingen wollte." Julius überlegte. Da war doch was. Dann fiel es ihm ein. Die Nachricht über diesen Cecil Wellington. Dessen Vater hatte sich einen Seitensprung mit einer ehemaligen Prostituierten geleistet, die dadurch Mutter eines Sohnes wurde. Dieser Senator Wellington hatte dann erst das Amt verloren und dann noch die Familie. Der hatte versucht, seinen unehelichen Sohn umbringen zu lassen. Der Killer war dabei von der Mutter mit einem Schlag selbst ins Jenseits befördert worden. Konnte es sein, daß da wer einen Trank wie diesen Regenbogentanz benutzt hatte, um den Ex-Senator und diese Ex-Hure zusammenzutreiben? Dann blieb wieder mal die Frage, wer das warum gemacht hatte. Sollte er Zachary Marchand darauf ansetzen? Neh, nachher war der schon an der Sache dran und hängte ihn, Julius hin, weil der zu neugierig und schlau war. Dann fiel ihm ein, daß diese Verbrecher ja nur Magier mit ihren Tränken bearbeiteten. Aber das mit den Senator war ein Ding zwischen zwei Muggel. Sollte echt dieser Trank da benutzt worden sein, würden die Mora-Viingate-Leute jetzt rotieren, rauszukriegen, wer da Muggel vermehrt hatte statt Hexen und Zauberer. Er dachte einen Moment an Anthelia/Naaneavargia. Doch welchen Grund sollte die haben, diesen Senator derartig kirre zu machen und dann gesellschaftlich abstürzen zu lassen. War der ihr im Weg? Dann hätte sie ihn locker unter dem Imperius was anstellen lassen können. Wer immer das gedreht hatte wollte wohl sicherstellen, daß dieser Wellington nie wieder auf die Füße kam aber nicht starb.

"Also, wenn Sandrine von Hera zurückkommt, und sie trägt dein Kind, Gérard, klären wir das in Beauxbatons, wie es mit ihr dann geht", sagte Julius. Gérard nickte hilflos. Dann sagte er, daß er sich dann besser gleich mit Professeur Delamontagne unterhalten sollte. Er bedankte sich für die Aufmerksamkeit und verließ das Apfelhaus.

"Wäre lustig, Sandrine mit Umstandsbauch mitzukriegen und zu erleben, wie Gérard damit zu leben lernen muß", sagte Millie zu Julius.

"Mich ärgert in dem Zusammenhang, daß da womöglich noch Hexen sind, die mit ihnen fremden oder widerwärtigen Zauberern geschlafen haben und jetzt deren Kinder kriegen sollen, wenn sie in der richtigen Phase waren. Das wäre in der Muggelwelt glatt Körperverletzung, Eingriff in die Privatsphäre, Vergewaltigung in mittelbarer Täterschaft und was da vielleicht noch so drin ist", sagte Julius.

"Drin ist klingt gut", erwiderte Millie. "Aber ich weiß, wie du das meinst und finde das selbst absolut widerwärtig. Ich meine, ich kriege sehr gerne dieses Kind und alle anderen von dir. Aber dann will ich, daß wir zwei das frei und bei klarem Bewußtsein wollen und mitkriegen und nicht von so einem Getränk benebelt übereinander herfallen und erst einen Tag danach wieder wach werden."

"Die haben gelernt. Bei der Mora-Vingate-Party, wo Brittanys Mannschaftskameradin Kore bei war konnten sie wohl noch früh genug gegensteuern. Britt konnte sogar noch die entsprechenden Verhütungslösungen kaufen."

"Offenbar hat da wer befunden, jetzt keine halben Sachen mehr zu machen", sagte Millie. Julius grummelte was: "Dann gleich am besten doppelte Sachen."

"Lass das bloß Gérard nicht hören, Monju", erwiderte Millie verstimmt.

Am späten Nachmittag steckte Madame Faucon ihren Kopf bei den Latierres in den Kamin und rief nach ihnen. Julius und Millie wurden aufgefordert, in das Haus der Schulleiterin zu kommen. "Abgesehen von euren bereits bekannten Umstellungen hat sich eine höchst ärgerliche, wenn nun auch nicht mehr umzustoßende Situation ergeben, die eine Unterredung erforderlich macht", sagte Blanche Faucons Kopf im Kamin. Ihre saphirblauen Augen funkelten zornig. Dann verschwand der Kopf auch schon aus dem Kamin.

"Dann mal gleich hinterher", sagte Julius und schüttete zwei kleine Prisen Flohpulver ins Feuer. Er schickte Millie zuerst nach "Maison du Faucon!" Dann wartete er einige Sekunden. Er kletterte in die smaragdgrüne Feuerwand und rief denselben Zielkamin aus. Die Prise hatte er so dosiert, daß das Feuer nach seiner Abreise sofort ausgehen würde. Aschwinderinnen mußte er sich ja echt nicht ins Haus holen, nur weil ein magisches Feuer länger als zwanzig Minuten unbeaufsichtigt brannte.

Bei Madame Blanche Faucon waren bereits Hera Matine, Madame Rossignol und die Hausleiter der Säle Gelb, Grün und Rot, Paximus, Delamontagne und Fixus. Außerdem waren die Eheleute Sandrine und Gérard Dumas anwesend. Als sich alle begrüßt und in der Wohnküche der Schulleiterin auf bequeme Stühle gesetzt hatten sagte Madame Faucon:

"Nun, von den Eheleuten Mildrid und Julius Latierre ist mir ja bekannt, daß sie darauf hinwirken wollten, im kommenden Schuljahr ihr erstes Kind zu bekommen. Da ich von Mademoiselle Béatrice Latierre und Madame Rossignol erfuhr, daß dieses Unterfangen von Erfolg gekrönt wurde, habe ich bereits mit dem Kollegen Delamontagne und der Kollegin Fixus erörtert, daß Sie beide, Madame und Monsieur Latierre, im kommenden Schuljahr ein für volljährige verheiratete Schüler eingerichtetes Schlafzimmer mit Wasch- und Wickelraum erhalten. Es wird Ihnen von Madame Rossignol zugewiesen, wenn Sie Ihre nicht suspendierten Pflichten als Saalsprecher Ihrer Säle erfüllt und die Erstklässler herumgeführt haben. Das Zimmer wird sich laut der Schulheilerin Madame Rossignol in der Nähe ihres Arbeitsplatzes befinden, was für Sie, die Sie beide Pflegehelfer sind, die nötige Mobilität herstellt, in den von Ihnen zu betreuenden Sälen weiterhin den Ihnen zuerkannten Aufgaben nachzukommen. Soweit das bereits zu erwartende.

Jetzt erfuhr ich von der in Millemerveilles praktizierenden Heilmagierin Hera Matine, daß sich Madame Sandrine Dumas bei ihr meldete, die sich besorgt zeigte, sie könne während der mit ihrem Mann verbrachten Hochzeitsreise vorzeitig und eigentlich unbeabsichtigt ein Kind empfangen haben, zumal sie ausführte, daß sie und viele Gäste der von ihr und ihrem Mann bewohnten Herberge ein fragwürdiges Berauschungsgetränk zu sich nahmen, daß zu dem wohl beabsichtigten Alkoholrausch noch die Bereitschaft zum geschlechtlichen Beisammensein derartig steigerte, daß sich spontane Paare aus Hexen und Zauberern bildeten." Sandrine und Gérard nickten. "Dieses Getränk hinderte die beiden Eheleute daran, die für solche Aktivitäten mitgeführten Antikonzeptivmittel zu verwenden. Madame Matine untersuchte Madame Sandrine Dumas und mußte oder durfte feststellen, daß Madame Sandrine Dumas tatsächlich in der Mitte der zweiten Woche schwanger ist. Die Einnistung zweier befruchteter Eizellen konnte festgestellt werden." Julius und Millie stutzten. Mit einer Empfängnisbestätigung hatten sie ja gerechnet, wo Paximus dabei war. Aber das Sandrine gleich Zwillinge empfangen hatte ... Sandrine straffte sich, während Gérard auf seinem Stuhl zusammensank. Julius dachte einen Moment unpassenderweise daran, daß jemand Luft aus Gérard in Sandrine umgepumpt hatte.

"Mit anderen Worten, Madame Dumas kann die von ihr besuchten UTZ-Klassen nur eingeschränkt wahrnehmen und darf sich keinen Zaubern aussetzen, die sie und die Leibesfrüchte gefährden", sagte Madame Faucon noch. Gérard starrte resignierend in den Raum, während Sandrine unerwartet entschlossen dreinschaute. "Im Grunde können Sie beide von Glück sprechen, daß sie beide die leiblichen Eltern dieser Kinder sein werden, weil gemäß Aussage von Madame Dumas nur sie und ihr Gatte die Kindeszeugung ausführten, obwohl es noch andre personen gab, die unter Einfluß des erwähnten Rauschmittels dazu angetrieben worden waren. Auch wenn mir und den hier im Raum anwesenden Heilerinnen sowie den Kollegen Fixus und Delamontagne bekannt ist, was Ihnen widerfuhr hier noch einmal kurz eine Erläuterung", setzte sie an und erwähnte jene geheime und anrüchige Organisation, die die magische Bevölkerung mit unzulässigen Mitteln vergrößern wollte. "Nachdem es ihnen einmal mehr gelang, fünf junge Hexen im Verlauf einer alljährlich stattfindenden Feier in der Umgebung von Viento del Sol, Kalifornien zu Trägerinnen neuer Zaubererweltbürger zu machen, haben sie wohl auch an verschiedenen anderen Orten der Welt ihre Handlanger und Überwacher in Stellung gebracht. Eigentlich wäre jede auf Grund eines Rauschmittels vollzogene Handlung an Personen zu korrigieren. Aber wenn es sich dabei um eine durch Verabreichung von Tränken ausgelöste Kindesempfängnis handelt, gilt das so empfangene Kind oder die so empfangenen Kinder als unschuldige, menschliche Leben. Menschliches Leben, das bereits im Mutterleib aufkeimte, genießt den Schutz der magischen Heilzunft und darf weder durch körperliche Gewalt noch herbologische oder alchemistische Maßnahmen abgetötet und aus dem Leib der Trägerin entfernt werden. Die einzige Ausnahme liegt vor, wenn das Kind durch eine mutwillige Gewalthandlung des Kindesvaters an der Kindesmutter entstand. Dann darf das Kind zwar nicht getötet werden, kann aber von der unfreiwilligen Empfängerin einer Heilerin zur vollständigen Ausreifung und Geburt überantwortet werden. Die Sonderregel gilt seit dem Jahre 1935, wo Handlanger Grindelwalds aus ähnlichen Motiven wie jene ominöse Gruppierung von heute Hexen vergewaltigt haben und diese mit den so unfreiwillig empfangenen Kindern, die wohl niemals die Liebe und Zuwendung erwarten durften, die unschuldigen Kindern zustand, an Heilerinnen ihres Vertrauens weitergaben. Der dazu nötige Zauber wird nur aprobierten Heilerinnen beigebracht." Julius sah einen Moment, wie Blanche Faucon und Hera Matine die Gesichter verzogen, als müßten sie in diesem Zusammenhang an einen Fall denken, der ihnen beiden nicht gefiel. "Nun, im Fall von Madame Dumas können wir zumindest beruhigt sein, daß sie von ihrem Ehegatten empfing und dies wohl keine wirklich ungewolte Schwangerschaft ist, wenngleich sie ungeplant und verfrüht angetreten wurde."

"Die zweibleiben da, wo sie sind und kommen da erst raus, wenn die mir zu groß und zu schwer sind", schnarrte Sandrine unvermittelt. Verstehende Blicke huschten hin und her, von Madame Faucon, Professeur Delamontagne, Professeur Fixus und Madame Rossignol.

"Die nimmt dir auch keiner da raus, Sandrine. Aber wir müssen uns komplett umstellen", sagte Gérard.

"Eigentlich nicht, weil es Präzedenzfälle gibt, denen nach verheiratete Hexen, die das letzte Jahr in der Beauxbatons-Akademie zubringen die Abschlußprüfungen auch ein halbes Jahr nach erfolgreicher Niederkunft ablegen können. Insofern würde sich der offizielle Schulabschluß von Madame Sandrine Dumas nicht im Juli, sondern im Januar des folgenden Jahres vollziehen."

"Ja, und wie läuft das dann mit der Schule und Sandrines Saalsprechertätigkeit?" Fragte Gérard. Sandrine beruhigte sich, wo sie nun wußte, daß ihr niemand die beiden Kinder fortnehmen würde und sagte ganz ruhig: "Das haben wir zwei doch schon im Urlaub besprochen, Gérard. Wenn Madame Rossignol keine Einwände hat mache ich den mir zugeteilten Dienst. Ansonsten kann ich auch meine Stellvertreterin beauftragen, auf die Mädchen im gelben Saal aufzupassen. Du machst deine Aufgaben auch mit den Selbstbezauberungen! Dann müssen wir eben schon vor dem Schuljahresende zusehen, daß wir für mehr als uns Beide Möbel zusammenbekommen. Du bist ja nicht allein mit mir und den Kindern."

"Gut, Sandrine, da du im Moment mehr damit zu tun hast als ich hoffe ich, daß du damit zurechtkommst", seufzte Gérard. Dann sah er Julius und Millie an. Millie blickte ein wenig verdrossen. Sandrine hatte gleich zwei Kinder empfangen, sie nur eins. Doch dann entspannte sich ihr Gesicht. Sie trug ein Kind von Julius. Besser als zwei von diesem Angsthasen Gérard. Damit konnte sie wunderbar leben.

"Kommen wir zur Organisation", sagte Madame Rossignol.

Als sie nach knapp einer Stunde das Haus der Schulleiterin wieder verließen sagte Millie zu Gérard: "jetzt bist du wenigstens vor meinen Cousinen Callie und Pennie sicher."

"Höchstens, wenn ich statt dieser beiden kleinen in Sandrine stecken und die mich so wild gegen alles und jeden verteidigen würde", seufzte Gérard. Millie sah ihn nur bedauernd an.

"Das ist aber kein Kompliment für Sandrine, daß du meinst, sie sähe von innen interessanter aus als von außen und dürfe dich den ganzen Tag mit sich herumtragen."

"Haha, Mildrid. Dachte eigentlich, du kuckst total bescheuert aus der Wäsche, weil du jetzt nicht als die Maman im letzten Jahr rauskommst, wo Sandrine sich gleich zwei von mir hat zustecken lassen. Aber du meinst wohl noch, daß du das bessere Los gezogen hast wie?"

"Eh, keinen Streit, Gérard, sonst prüfe ich nach, ob ich dich nicht wirklich zu den beiden kleinen dazulege und gut auf dich aufpasse, daß du dich nicht mit allen anlegst", sagte Sandrine dazu. Dann lächelte sie Millie an: "Gut, Gérard und ich haben es nicht drauf angelegt. Aber jetzt kann das keiner mehr umdrehen. Und ich will das jetzt auch nicht mehr. Dann habe ich eben eine Schwangerschaft gespart, wenn Gérard und ich mit zwei Kindern auskommen." Gérard konnte dazu nur betreten dreinschauen und folgte seiner Frau, die mit ihm erst einmal in ihrem Elternhaus in einem gemeinsamen Zimmer übernachten wollte, bis sie das neue Haus für eine vierköpfige Familie eingerichtet hatten. Julius sah ihr nach. Schon wieder bekam er zwei Kinder mit, die erst im Jahre 2011 nach Beauxbatons kommen würden. Das war schon abenteuerlich, wer da alles zusammenkommen würde, Belles Sohn, Jeannes Sohn und zweite Tochter, Ursulines vier noch nicht klar erkennbare Kinder, Millies einzelnes und Sandrines Zwillinge, sowie noch das von Eleonore Delamontagne. Julius fühlte sich erhaben, daß etwas von diesem neuen Jahrgang von ihm mitgestaltet wurde.

ENDE

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